„Ist auch mal ganz schön“ Tah glänzt in Gladbach als Spielmacher

Leverkusen · Der Nationalspieler zeigt beim 1:0 in Mönchengladbach seine beste Saisonleistung – nicht nur, weil er das entscheidende Tor einleitet.

 Gladbachs Torjäger Alassane Pléa und Leverkusens Innenverteidiger Jonathan Tah (r.) im direkten Duell.

Gladbachs Torjäger Alassane Pléa und Leverkusens Innenverteidiger Jonathan Tah (r.) im direkten Duell.

Foto: imago images/Xinhua/Lu Yang via www.imago-images.de

Bis zur 76. Minute war das Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen eine Nullnummer der unterhaltsamen Art. Das einzige, was dem Duell der rivalisierenden West-Klubs fehlte, waren Tore. Dann eroberte Jonathan Tah auf Höhe der Mittellinie gegen Hannes Wolf den Ball. Das allein war schon eine starke Aktion, doch dann ließ der Innenverteidiger einen öffnenden Pass auf Nadiem Amiri folgen, der wiederrum Moussa Diaby auf die Reise schickte. Der sprintstarke Franzose vergab zwar die Großchance gegen Torwart Yann Sommer, doch Patrik Schick schaltete schnell und staubte zum letztlich entscheidenden 1:0 ab – ein Treffer, der ohne Jonathan Tah nicht gefallen wäre.

„Ich habe das Tor quasi eingeleitet, was auch mal ganz schön war“, sagte der Abwehrspieler nach dem Schluppfiff sichtbar erfreut. „Dann haben wir es gut umgesetzt, den Ball zwar nicht direkt reingemacht, aber trotzdem gut nachgesetzt. Das war natürlich eine Art Erlösung.“ Danach habe nur noch gezählt, den Vorsprung geschlossen als Mannschaft zu verteidigen. „Das haben wir bis zur letzten Sekunde gemacht und sind froh, dass wir kein Tor mehr kassiert haben.“

Dass hinten die Null steht, ist in Leverkusen zu einer Rarität geworden. Insgesamt 15 Spiele in Folge fing sich die Werkself mindestens einen Gegentreffer ein. Diese Serie ist in Gladbach gerissen – auch zur Freude von Lennart Grill, der in seinem zweiten Bundesligaspiel für Bayer eine weiße Weste behielt. „Wir haben uns diesen Sieg erkämpft“; sagte der Schlussmann. „Für mich ist es um so schöner, dass es zu null war.“ Auch Tah wird das freilich gut getan haben. Der Nationalspieler strahlte in den vergangenen Wochen nicht die Souveränität und Sicherheit aus, die er nun in Gladbach bewiesen hat.

Beide Spieler lobten nach dem wichtigen Sieg, der nicht nur den Negativtrend vorerst stoppt, sondern auch die Aufholjagd Richtung Champions-League-Plätze wieder realistisch erscheinen lässt, die Energie in der Mannschaft. Es sei mehr kommuniziert worden, man habe sich gegenseitig unterstützt und für gelungene Aktionen gefeiert. Die Werkself sei eine Einheit gewesen, waren sich der Abwehr- und Schlussmann einig. „Wir waren sehr heiß darauf, zu gewinnen“, sagte Tah. Entsprechend wäre er mit einem 0:0 unzufrieden gewesen. Also nahm er die Einleitung des Treffers selbst in die Hand – mit der Übersicht eines Spielmachers. Für ihn spricht auch seine Statistik aus dem Spiel. Tah hatte 100 Ballaktionen, eine Passquote von 93 Prozent und gewann 73 Prozent seiner Zweikämpfe.

Ist das nun das Erfolgserlebnis, das Bayer gebraucht hat, um die Wende zu schaffen? Tah hofft es. „Wir wollen natürlich wieder in eine andere Richtung als in den vergangenen Wochen“, sagte der 25-Jährige. „Das war jetzt hoffentlich der Start dafür.“ Die Mannschaft habe auf dem Gladbacher Rasen genau das gezeigt, was nach den vielen negaviten Erlebnissen in Liga, Pokal und Europa League nötig gewesen sei: „Wir waren auf dem Platz füreinander da.“

Tah vor allem als Innenverteidiger – und wenn es sein muss auch Aushilfs-Spielmacher.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort