Aus in der Europa League Inter eine Nummer zu groß für die Werkself

Leverkusen · Die Spielzeit 2019/20 ist für Bayer 04 nach dem Aus in der Europa League endgültig beendet. Gegner Inter Mailand zeigt der Werkself in mehreren Bereichen die Grenzen auf. Trainer und Spieler klammern sich an das Positive.

 Die Leverkusener Julian Baumgartlinger (l.) und Edmond Tapsoba (r.) versuchen gemeinsam, Mailands Torjäger Romelu Lukaku davon abzuhalten, an den Ball zu kommen.

Die Leverkusener Julian Baumgartlinger (l.) und Edmond Tapsoba (r.) versuchen gemeinsam, Mailands Torjäger Romelu Lukaku davon abzuhalten, an den Ball zu kommen.

Foto: AP/Martin Meissner

Die Fans des Werksklubs mussten am Montagabend leiden. Erst kassierte ihre Mannschaft im Viertelfinale gegen Inter Mailand zwei frühe Gegentore, dann waren aufgrund einer Panne im TV auch noch Fangesänge des ungeliebten Rivalen 1. FC Köln zu hören. Nicht wenige dürften sich wie im falschen Film vorgekommen sein. Vor allem dank eines überragend aufgelegten Lukas Hradecky gelang es Bayer 04 zwar, die Partie bis zur letzten Sekunde offen zu gestalten. Unter dem Strich stand aber ein verdientes 1:2 (1:2) gegen den italienischen Vizemeister – und damit auch das Ende aller Träume vom Titelgewinn in der Domstadt.

Inter Mailand gegen Bayer 04 Leverkusen: die Werkself in der Einzelkritik
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Inter - Bayer 04: die Werkself in der Einzelkritik

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Bayers Trainer Peter Bosz war der Frust über das Aus in der Europa League kurz nach dem Spielende anzumerken. Vor allem in der Anfangsphase, in der Nicolo Barella (15.) und Romelu Lukaku (20.) die Tore erzielten, waren die Profis aus Leverkusen teilweise heillos überfordert. „In den ersten 20 Minuten waren wir nicht gut“, sagte der Niederländer. Danach sei sein Team besser ins Spiel gekommen. „In der zweiten Halbzeit habe ich geglaubt, dass was drin ist, auch wenn wir nicht die hochkarätigen Chancen hatten.“ Kai Havertz gelang der Anschlusstreffer (25.), doch Mailand war in der Folge dem dritten Tor deutlich näher als der Werksklub dem Ausgleich.

Das Saisonfazit nach verpasster Qualifikation für die Champions League, dem verlorenen Pokalendspiel in Berlin (2:4 gegen München) sowie jetzt dem Viertelfinal-Aus in der Europa League beschrieb der 56-jährige Bayer-Coach wie folgt: „Wenn man am Ende mit leeren Händen dasteht, ist man natürlich enttäuscht.“ Allein auf die vertanen (Titel-)Chancen in allen Wettbewerben reduzieren lassen wollte er die Spielzeit jedoch nicht. „Es ist zu einfach, am Ende zu sagen: ‚Wir haben nichts gewonnen.‘“ Als Trainer schaue er freilich auch auf die Fortschritte seiner Spieler und die der Mannschaft. „Und ich glaube, in dieser Saison haben wir eine Entwicklung gemacht. Eine Entwicklung der Einzelspieler und auch der Spielweise.“

Kapitän Lars Bender, der in Sachen Einsatz und Leidenschaft gegen Inter einmal mehr voranging, fokussierte sich ebenfalls auf die positiven Aspekte der nun endgültig beendeten Spielzeit. „Wir haben eine gute Entwicklung gemacht dieses Jahr, haben guten Fußball gespielt, aber es verpasst, uns zu belohnen“, betonte der 31-Jährige. Aufgrund des fünften Platzes in der Liga startet die Werkself kommende Saison in der Europa League. Ein aus Benders Sicht schwacher Trost. „Das sollte das Ziel für den ganzen Verein im nächsten Jahr sein: Wieder so weit zu kommen und dann noch einen Schritt weiter zu machen.“

Jonathan Tah, der den wegen muskulärer Probleme kurzfristig ausgefallenen Sven Bender in der zentralen Defensive vertrat, wollte dem Team keinen Vorwurf machen. „Wir haben alles gegeben“, erläuterte der Nationalspieler. Die Gegentore zu Beginn seien jedoch nur „schwer aufzuholen“ gewesen. „Ich glaube, aus solchen Spielen nimmt man sehr viel mit, sehr viel Erfahrung, wie schon im Pokalfinale. Im nächsten Schritt sollte es soweit sein, dass wir solche Spiele auch gewinnen.“ Jetzt müsse das Team aber zunächst „die Köpfe freibekommen und das Ganze verdauen.“

Lehrreich waren für die Bayer-Verteidiger und allen voran Edmond Tapsoba sicher die Duelle mit Lukaku, die bisweilen einem Ringkampf glichen. Den Rekordtorschützen der belgischen Nationalmannschaft konnten die Bayer-Profis teils nur mit vereinten Kräften aufhalten. Bayer-Keeper Hradecky sprach im Anschluss an das Aus in der Düsseldorf Arena von einer „Monsteraufgabe“ gegen Lukaku. „Daraus müssen wir lernen“, betonte der finnische Schlussmann.

 Coach Peter Bosz (l.) im Gespräch mit dem spanischen Unparteiischen Carlos del Cerro Grande. 

Coach Peter Bosz (l.) im Gespräch mit dem spanischen Unparteiischen Carlos del Cerro Grande. 

Foto: AP/Martin Meissner

Bleibt noch die Frage, was mit Kai Havertz passiert. Der Torschütze wird weiter heftig umworben, das größte Interesse soll nach wie vor der FC Chelsea haben. Auf die Frage, ob das Spiel gegen Inter die letzte Partie von Havertz im Leverkusener Trikot gewesen sei, antwortete Coach Bosz im Scherz: „Ja, ich kann euch mitteilen, dass Kai Havertz nächstes Jahr bei Heracles Almelo spielt.“ Auch wenn es den 21-Jährigen sicher nicht zu Boszs ehemaligen Klub in die niederländische Eredivisie ziehen wird, steht sein Verbleib weiter in den Sternen. Noch soll Bayer kein konkretes Angebot für das Juwel vorliegen haben. Der Werksklub fordert eine Ablöse von 100 Millionen Euro für das Ausnahmetalent.

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