Bayer Leverkusen Vor neun Jahren begann die Ära Stefan Kießling

Leverkusen · Am 12. August 2006 bestreitet der damals 22-Jährige sein erstes Spiel für die Werkself gegen Alemannia Aachen. Am Samstag geht der Stürmer in seine zehnte Saison in Leverkusen.

Stefan Kießling – Franke, Torschützenkönig, verhinderter Nationalspieler
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Das ist Stefan Kießling

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Foto: dpa, hei fux

60 Minuten dauerte es, dann stand für Stefan Kießling seine erste Beteiligung an einem Leverkusener Tor zu Buche. Nachdem Carsten Ramelow und Gonzalo Castro bereits für einen 2:0-Vorsprung gegen Alemannia Aachen gesorgt hatten, legte der 22-Jährige am 12. August 2006 zum Bundesliga-Auftakt den 3:0-Endstand von Simon Rolfes in der BayArena auf. Kießling hatte nach seinem Wechsel vom 1. FC Nürnberg zu Bayer 04 von Trainer Michael Skibbe den Vorzug vor Andriy Voronin erhalten und stand in der Startelf. "Daran kann ich mich sehr gut erinnern. Das war sehr aufregend für mich", sagt Kießling heute.

Exakt neun Jahre ist dieses Spiel her. Es war der Beginn der Ära Stefan Kießling bei der Werkself. An insgesamt 217 Leverkusener Treffern (151 Tore, 66 Vorlagen) war der gebürtige Franke seither in 370 Bundesliga-, DFB-Pokal-, Champions und Europa League-Spielen beteiligt. Am Samstag geht der Stürmer in seine zehnte Saison mit dem Bayer-Kreuz auf der Brust.

"Ich bin sehr stolz darauf, dass ich so lange in diesem Verein spiele. Es war bis hierher eine großartige Zeit", sagt Kießling. "Ich habe mich im Laufe der Zeit immer mehr mit dem Verein identifiziert." Dass Kießling hohes Ansehen genießt, innerhalb der Mannschaft, bei den Fans, bei den Medien, führt er auf seinen Charakter zurück. "Auch wenn es mal nicht so lief, habe ich mich immer reingehängt, immer versucht, alles zu geben. Das war alles nie gespielt. Gefühle und Emotionen sind bei mir immer echt", erklärt "Kies", wie er von Mitspielern, Verantwortlichen und Fans gleichermaßen gerufen wird.

Auch andere Werkself-Akteure bleiben bei den Anhängern stehen, geben Autogramme, machen Fotos. Doch keiner nimmt sich mehr Zeit als Kießling, der mit den Fans nicht nur einen oberflächlichen Austausch pflegt. "Die Fans geben uns immer viel, sind ein wichtiger Teil. Und ich bin als Typ so, dass ich das wertschätzen will." Auch als Ansprechpartner der Presse steht Kießling seinen Mann - besonders in kritischen Phasen weicht er nach Spielen nicht aus. In der vergangenen Saison wollte der 31-Jährige zweimal nicht sprechen - und das jeweils nach Positiverlebnissen, nach denen er sich hätte feiern lassen können. In Hannover beendete er nach 860 Minuten seine Torflaute und schwieg. Genauso in Hoffenheim, als er sein persönliches Trauma des Phantomtors von 2013 mit dem Siegtreffer beendete.

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Die Geschichte des Treffers, der keiner war, gehört zu den dunklen Momenten der vergangenen neun Jahre. Kießling musste sich danach gegen Anfeindungen wehren, wurde in die Schublade des unfairen Betrügers gesteckt. Ausgerechnet er, der Sportsmann. Das hat wehgetan. "Es war schon sehr belastend für mich", sagt Kießling rückblickend. "Genauso wie das Hickhack um die Nationalmannschaft." Dass Bundestrainer Joachim Löw trotz teils akuter Not im Sturmzentrum konsequent auf einen der effektivsten deutschen Knipser verzichtete, war für ihn, seine Fans und große Teile der Fußballkenner ein Rätsel. Somit scheint es so, als würde der Einsatz im Spiel um Platz drei bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika der letzte seiner sechs Auftritte im Trikot der deutschen A-Nationalelf bleiben. "Aber ich war bei einer WM dabei. Das gehört zu den vielen tollen Momenten, die ich erlebt habe", betont "Kies". Auch den Gewinn der Bundesliga-Torjägerkanone 2013 mit 25 Treffern und das DFB-Pokalfinale 2009 gegen Werder Bremen (0:1) zählt der Familienmensch als schätzenswerte Erinnerungen auf.

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Das, was noch fehlt, hat Kießling mit dem Verein seit 1993 gemein: ein Titel. "Das würde die Zeit hier schon abrunden, ja", sagt er, der noch zwei Jahre in Leverkusen unter Vertrag steht. "Dafür habe ich mit dem Team also noch ein bisschen Zeit." Die zweite Runde im DFB-Pokal wurde am vergangenen Samstag bereits erreicht, nun steht der Ligastart gegen Hoffenheim (Samstag, 15.30 Uhr, BayArena) an. Und eines hat sich bei Kießling seit 2006 nicht geändert: "Ich bin immer noch nervös, wenn es wieder losgeht."

(RP)
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