Bayer-Verteidiger Herrlich will Tah in Russland sehen

Leverkusen · Am Dienstag gibt Joachim Löw den vorläufigen Kader für die Weltmeisterschaft bekannt. Neben Julian Brandt und Bernd Leno könnte auch Jonathan Tah in das Aufgebot des Bundestrainers rutschen. Die Zahlen sprechen für Bayers Innenverteidiger.

 Confed-Cup-Gewinner Julian Brandt (r.) hat gute Chancen auf ein WM-Ticket, Teamkollege Jonathan Tah hofft ebenfalls auf den Anruf des Bundestrainers.

Confed-Cup-Gewinner Julian Brandt (r.) hat gute Chancen auf ein WM-Ticket, Teamkollege Jonathan Tah hofft ebenfalls auf den Anruf des Bundestrainers.

Foto: IMAGO

Jonathan Tahs Statistiken gleichen einem Bewerbungsschreiben für höhere Aufgaben. Im Saisonschnitt fanden über 86 Prozent seiner Pässe einen Mitspieler - und der 22-jährige Innenverteidiger hat etwas mehr als zwei Drittel seiner Zweikämpfe gewonnen. Beides sind Bestwerte bei Bayer. 28 Partien absolvierte er in der vergangenen Spielzeit, davon 27 von Anfang an. Keine Frage: Tah hat in den vergangenen zehn Monaten einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Er agiert auch in Drucksituationen beinahe immer abgeklärt und sicher.

Das sind Heiko Herrlich zufolge gute Gründe, ihn für den vorläufigen WM-Kader zu nominieren, den Bundestrainer Joachim Löw heute ab 12.30 Uhr im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund bekanntgibt. "Natürlich wünscht sich jeder Trainer so viele Spieler wie möglich aus seiner Mannschaft in den WM-Kader", sagt Herrlich. "Aber das ist eine Sache, die Jogi zu entscheiden hat." Er denke dennoch, dass einige seiner Schützlinge dem Bundestrainer bei der Operation Titelverteidigung in Russland helfen könnten - und nennt allen voran Tah.

Der lässt seine Urlaubsplanung für den Sommer ruhen, bis Klarheit in der Kaderfrage herrscht. "Ich bin immer bereit - egal, wo ich bin", sagte der Verteidiger. Gehört habe er aber bis zum Wochenende noch nichts von Löw. "Klar würde ich mich sehr darüber freuen und es wäre eine Riesenehre für mich. Aber wenn es nicht so ist, dann ist es eben so." Er habe in der Saison alles für Bayer 04 gegeben und lasse es nun auf sich zukommen. Die Konkurrenz im Zentrum der deutschen Viererkette ist freilich groß. Neben dem angeschlagenen Mats Hummels und dem noch verletzten Jérôme Boateng balgen sich noch Niklas Süle, Matthias Ginter, Shkodran Mustafi sowie Antonio Rüdiger um einen Kaderplatz.

Bei seinem Teamkollegen Julian Brandt scheint die Sache klarer zu sein - obwohl er auf Linksaußen in Leroy Sané und Julian Draxler ebenfalls namhafte Konkurrenten hat. Herrlich sieht den dribbelstarken Blondschopf dennoch "fest dabei". Der 22-Jährige habe in der vergangenen Saison bewiesen, dass er in der Startelf und in der Jokerrolle Spiele entscheiden könne, erklärte der 46-Jährige - und fügte hinzu: "Ich gehe davon aus, dass er dabei ist."

Brandt selbst äußert sich zum Thema Weltmeisterschaft vorsichtiger. Zwar habe er ebenfalls noch keinen Urlaub gebucht, aber er sei "genauso grün hinter den Ohren wie alle" - außer freilich dem engsten Zirkel um den Bundestrainer. "Es wäre ein Traum", sagt Brandt, der seine Saisonleistung selbstkritisch bewertet: "Ich habe gute und schlechte Spiele gemacht, aber immer mein Bestes gegeben. Wenn es reicht, wäre das eine schöne Sache."

Über die kann sich wohl auch Bernd Leno freuen, bei dem allerdings unklar ist, ob er zum ersten WM-Spiel des DFB gegen Mexiko (17. Juni, 17 Uhr MEZ) noch ein Spieler der Werkself ist. Die Zeichen stehen auf Abschied, nur ein neuer Klub scheint noch nicht gefunden. Nachdem ein Transfer zum SSC Neapel geplatzt ist, hielten sich zuletzt Gerüchte, dass Arsenal London und Atlético Madrid Interesse hätten, die fixe Ablöse von 25 Millionen Euro zu bezahlen, um den 26-jährigen Schlussmann aus seinem bis 2020 laufenden Vertrag zu kaufen.

(RP)
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