Krise bei Bayer 04 Leverkusen In Bremen geht es für Herrlich um alles oder nichts

Leverkusen · Heiko Herrlich muss mit Bayer 04 Leverkusen in Bremen punkten, um noch Argumente gegen seine Entlassung zu liefern. Was der Trainer zu seiner Situation sagt? Dasselbe wie seit Wochen.

 Bayer Leverkusens Trainer Heiko Herrlich.

Bayer Leverkusens Trainer Heiko Herrlich.

Foto: dpa/Walter Bieri

Als Heiko Herrlich am Freitag Richtung Trainingsplatz ging, deutete kaum etwas auf die Krise seiner Mannschaft hin. Freundlich lächelnd begrüßte der Trainer von Bayer Leverkusen die Fans, ehe er zur Tat schritt. Auch danach war alles wie immer – nur, dass die Pressekonferenz vor dem Spiel am Sonntag in Bremen (18 Uhr) stärker als üblich frequentiert war. Herrlich ist nach dem 2:3 in Zürich angezählter denn je. Manch einer rechnete wohl bereits mit seiner Entlassung.

Noch ist es nicht soweit. Doch der Rückschlag in der Europa League verschärft die Leverkusener Misere nachhaltig. Wer die forschen Ansagen vor der Saison mit den tatsächlichen Ergebnissen vergleicht, kann nur zu einem Schluss kommen: Die Mannschaft enttäuscht bisher auf ganzer Linie.

FC Zürich - Bayer 04 Leverkusen: die Werkself in der Einzelkritik
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FC Zürich - Bayer 04: die Werkself in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Ennio Leanza

Nun reist Leverkusen als Tabellendreizehnter zu erstarkten Bremern – und angesichts der jüngsten Leistungen gibt es kaum Anlass, von einem Erfolg auszugehen. Wettbewerbsübergreifend 22 Gegentore in zwölf Partien, dazu in der Liga zuletzt nur zwei Remis in Freiburg (0:0) und gegen Hannover (2:2) sprechen eine deutliche Sprache. Die Werkself wirkt verunsichert, gehemmt und uninspiriert. Der über weite Strecken desolate Auftritt in Zürich war ein neuer Tiefpunkt in einer an Tiefpunkten nicht armen Spielzeit.

Alle Alarmglocken schrillen unüberhörbar, doch noch scheuen die Verantwortlichen den harten Schnitt – wohl auch, weil keine überzeugende Alternative verfügbar ist. Leipzigs Ex-Coach Ralph Hasenhüttl hat Leverkusen angeblich bereits vor Wochen abgesagt, weil er noch nicht bereit für eine neue Aufgabe sei. Zudem ist der Zeitpunkt für einen Trainerwechsel ungünstig. Nach Bremen steht bereits am Mittwoch die zweite Pokalrunde in Mönchengladbach an (20.45 Uhr), ehe am Samstag Hoffenheim in der BayArena gastiert (15.30 Uhr).

„Ich habe den Glauben noch lange nicht verloren“, betont Herrlich, dessen Aussagen sich Woche für Woche wiederholen zu scheinen. Eine davon: „Ich will der Mannschaft die Mentalität vorleben, die wir brauchen, um das Ruder rumzureißen.“ Mit den Diskussionen um seine Person könne er aber gut umgehen. „Wichtig ist, dass ich abends in den Spiegel schauen kann, wenn ich nach Hause komme. Ich gebe tagtäglich mein Bestes. Mehr geht nicht.“ Dass mehr geht, hat er in der vergangenen Saison bewiesen, indem er die Champions League letztlich nur um drei Tore verpasste. Das gibt ihm Kredit.

„Bayer Leverkusen war vor zwei Jahren schon einmal in einer schwierigen Situation. Natürlich will keiner, dass es nochmal in diese Richtung geht“, sagte Herrlich mit Blick auf die missratene Saison vor seiner Amtsübernahme, in der zeitweise Abstiegskampf angesagt war. Bremen ist daher für Herrlich wohl ein Schicksalsspiel. Geht auch das schief, könnten seine Tage unter dem Bayer-Kreuz gezählt sein. Denn die Richtung stimmt schon lange nicht mehr bei Bayer. Oft bleibt dann nur noch die Notbremse. Und ein Neustart.

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