Bayer Leverkusen Calhanoglu wandelt auf Schürrles Spuren

Leverkusen · Der HSV-Profi forciert trotz Vertrags bis 2018 medial seinen Wechsel. Bayer 04 kann dies aus eigener Erfahrung kaum gutheißen.

Das ist Hakan Calhanoglu
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Foto: afp, pst/dg

Er wäre wohl das, was man einen "Königstransfer" nennt: Bayer 04 verpflichtet vom Hamburger SV für eine üppige Ablösesumme den vielerseits umworbenen Hakan Calhanoglu. Eines der größten Offensivtalente der Liga. Der neue Zehner. Die neue Waffe. Der neue Star. Vor den Vollzug indes haben die Gepflogenheiten des Geschäfts den Transferpoker gesetzt. Schließlich besitzt Calhanoglu beim HSV noch einen Vertrag bis 2018. Letztlich ist wohl auch in diesem Fall alles eine Frage des Geldes.

Eine Frage des Anstands und des Stils ist der Poker allerdings schon jetzt nicht mehr. Dafür hat Calhanoglu selbst gesorgt. Mit per medialem Holzhammer verbreiteten Abwanderungsankündigungen befremdet er viele: Den HSV selbst. Die HSV-Fans besonders. Doch auch im Leverkusener Umfeld registrieren immer mehr die dumpfen Aussagen des Deutsch-Türken mit Befremden. Auf Bayers Verantwortliche sollte es ebenfalls befremdlich wirken, dass für den 20-Jährigen und seinen Berater allem Anschein nach ein laufender Vertrag letztlich nur die Grundlage ist, auf der man sich vor Vertragsende wieder trennen können muss. Insofern dürfte man auch in Leverkusen kaum umhinkommen, sich zu fragen, ob ein Bayer-Profi Calhanoglu sich nicht womöglich ähnlich verhielte, wenn in ein, zwei Jahren ein lukrativeres Angebot für ihn auf dem Tisch liegt.

Ein bisschen fühlt sich mancher Leverkusener an André Schürrle erinnert. Der zeigte im Sommer 2012 seine Enttäuschung darüber, dass ihm Bayer 04 einen Wechsel zum FC Chelsea verweigerte. Schürrle hatte zwar im September 2010 einen Vertrag bis 2016 in Leverkusen unterschrieben, aber als der Premier-League-Klub rief, akzeptierte er ein Veto seines aktuellen Arbeitgebers nicht ohne Bedauern. In dem Jahr, das er dann noch bei Bayer 04 blieb, stimmt zwar die Leistung, doch der Nationalspieler bewies nicht gerade das Fingerspitzengefühl, mit der andauernden Begeisterung für Chelsea zumindest medial hinterm Berg zu halten.

Die Wenigsten trauern Schürrle nach

Das verärgerte die Fans, bei denen er einen zunehmend schweren Stand hatte. Als er dann im Mai 2013 in den Katakomben des Hamburger Stadions sagte, er gehe davon aus, dass das sein letztes Spiel für Leverkusen gewesen sei, und als er später für großes Geld nach England ging, waren es in Leverkusen nicht mehr wirklich viele, die Schürrle nachtrauerten.

Aktuell lehnt der HSV einen Verkauf Calhanoglus ab. Noch. Noch soll um ihn herum die künftige Mannschaft aufgebaut werden. Schließlich hatte er ja auch gesagt "Ich möchte noch lange für den Verein in der Bundesliga spielen und in den kommenden Jahren zu einem festen Bestandteil der Mannschaft werden", als er im Februar seinen Kontrakt bis 2018 ausdehnte. Irgendwann in naher Zukunft wird beim HSV aber vielleicht die Überzeugung reifen, dass man lieber die dicke Ablöse kassiert, als sich weiter mit einem untragbaren Calhanoglu herumzuschlagen. Er wolle ein Weltstar werden, sagte der dieser Tage. In den Augen vieler ist dieser Weg noch sehr weit.

(RP)
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