Transferstreit Bayer Leverkusen — vier Monate Sperre für Hakan Calhanoglu

Leverkusen · Wegen Transferstreitigkeiten mit dem türkischen Klub Trabzonspor hat der internationale Sportgerichtshof CAS Bayer Leverkusens Hakan Calhanoglu für vier Monate gesperrt. Es ist nicht das erste Mal, dass der 22-Jährige für Irritationen sorgt.

Das ist Hakan Calhanoglu
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Foto: afp, pst/dg

Vor knapp einer Woche hat Hakan Calhanoglu (22) noch mal gezeigt, was er so kann. Er schoss den Ball beim Eckstoß gleich zweimal so präzise vors Tor, dass seine Kollegen von Bayer Leverkusen daraus einfach zwei Treffer gegen Borussia Mönchengladbach machen mussten. Aber Hakan Calhanoglu wird bis zur Sommerpause keine Eckbälle im Spiel mehr treten, nicht für Bayer und auch nicht für die türkische Nationalmannschaft. Denn der oberste Sportgerichtshof (CAS) hat den Mittelfeldspieler gestern für vier Monate gesperrt. Er bestätigte ein Urteil des Weltverbandes Fifa aus dem vergangenen Jahr.

Calhanoglu wird Vertragsbruch vorgeworfen. Als 17-Jähriger, so hielt ihm die Fifa vor, habe er eine Wechselvereinbarung mit dem türkischen Erstligisten Trabzonspor unterschrieben. Der Transfer kam allerdings nicht zustande, weil der Spieler 2011 seinen Vertrag beim Karlsruher SC verlängerte. Dagegen klagte Trabzonspor beim Weltverband.

Es ist nicht bekannt, ob Calhanoglus Arbeitgeber Bayer von der Klage wusste und damit auch ahnen konnte, dass eine Strafe droht. Leverkusens Geschäftsführer Michael Schade erklärte: "Es trifft neben dem Spieler einen Verein, der an den damaligen Ereignissen absolut unbeteiligt war." Weil der CAS die letzte Instanz in dieser Angelegenheit ist, "bleibt uns nichts anderes übrig, als das Urteil anzunehmen", sagte Schade. Sportdirektor Rudi Völler nannte den Spruch des obersten Sportgerichts "eine für uns in keiner Weise nachvollziehbare Entscheidung".

Calhanoglu sorgte schon häufiger für Irritationen

Calhanoglu sagte erst einmal gar nichts. Das ist vielleicht auch besser so. Schließlich haben öffentliche Auftritte des türkischen Nationalspielers jenseits der Fußballplätze häufiger zu Irritationen geführt. Während die seltsame Geschichte mit den beiden Vertragsunterschriften im Jahre 2011 zumindest in Deutschland keine Wellen schlug, legte sich Calhanoglu beim Hamburger SV den Ruf zu, es mit der Vertragstreue nicht zu genau zu nehmen.

Die Hamburger hatten den Teenager verpflichtet, weil schon in Karlsruhe in der zweiten Liga deutlich zu erkennen war, dass da eine ganz große Begabung heranwuchs. Dieser Einschätzung wurde Calhanoglu auch beim HSV gerecht. Beide Seiten waren voneinander so begeistert, dass es 2014 zu einer vorzeitigen Verlängerung des Kontrakts bis 2018 kam. "Ich habe immer gesagt, dass ich mich in Hamburg und beim HSV wohl fühle. Ich möchte noch lange für den Verein in der Bundesliga spielen und in den kommenden Jahren zu einem festen Bestandteil der Mannschaft werden. In unserer schweren Situation möchte ich auch ein Zeichen setzen", erklärte der Spieler im Februar des Jahres. Im Sommer wollte er dann kein fester Bestandteil der Mannschaft mehr werden, jedenfalls nicht in Hamburg. Calhanoglu wollte zu Bayer Leverkusen.

Zum Trainingsauftakt des HSV erschien er nicht, er präsentierte stattdessen ein Attest. Für vier Wochen sei er wegen mentaler Probleme krankgeschrieben, hieß es. Die Krankschreibung endete mit der sportärztlichen Untersuchung in Leverkusen. Und während Hamburger Fußballfreunde einen wahren Sturm der Entrüstung auf seiner Internetseite niedergehen ließen, berief sich Calhanoglu auf eine Vereinbarung mit dem HSV-Manager Oliver Kreuzer. Der Sportdirektor habe ihm zugesichert, bei einem entsprechenden Angebot wechseln zu dürfen. Kreuzer bestritt diese Vereinbarung. Die psychischen Probleme des Spielers aber waren nach dem Transfer zu Bayer kein Thema mehr. "Der Wechsel war wie eine Befreiung für mich", sagte Calhanoglu bei einem Gespräch im ZDF-Sportstudio.

Noch vor seiner Sperre durch den CAS sorgte der Türke unter der Woche wieder mal für Aufsehen. Im Internet veröffentlichte er ein Video, mit dem er das Verfassungsreferendum unterstützte, mit dem sich Präsident Erdogan noch mehr Macht verschaffen will. "Für unser Land, für unser Volk, für unsere große Türkei bin ich auch dabei", sagte er in dem Beitrag. Dafür handelte er sich einen Rüffel seines Arbeitgebers ein. "Er hat eingesehen, dass das problematisch war", beteuerte Leverkusens Sprecher Dirk Mesch.

Dass zwei Unterschriften bei zwei Arbeitgebern zur gleichen Zeit ebenfalls problematisch sind, hat ihm nun das Sportgericht erklärt.

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