„Wir sind sehr stolz auf Dich“ Bayer gratuliert Havertz zum Triumph

Leverkusen · Kai Havertz ist mit seinem Tor im Finale der Champions League in den Fußball-Olymp aufgestiegen. Sein Ausbildungsverein Bayer Leverkusen profitiert davon finanziell – und freut sich mit dem 21-Jährigen, der einst bei der Werkself zum Profi reifte.

Kai Havertz (l.) und Timo Werner stemmen den „Henkelpott“ in die Höhe.

Kai Havertz (l.) und Timo Werner stemmen den „Henkelpott“ in die Höhe.

Foto: AP/Manu Fernandez

Es ist eine Szene für die Geschichtsbücher des Fußballs. Mason Mount spielt in der 42. Minute einen Pass über 30 Meter – genau in den Lauf von Kai Havertz. Timo Werner reißt zeitgleich mit einem Sprint eine Lücke in die Abwehr von Manchester City. Sein Nationalmannschaftskollege ist frei vor Ederson, umkurvt den Schlussmann und erzielt das 1:0 für den FC Chelsea. Für den 21-Jährigen ist es sein erstes Tor in der Champions League. Es entscheidet das Finale. Nach dem Schlusspfiff kennt die Freude nicht nur bei ihm keine Grenzen.

„Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. Meine Familie ist im Stadion, meine Oma guckt zuhause zu. Es ist ein unfassbares Gefühl“, sprach Havertz anschließend bei Sky ins Mikrofon. Sein Tor beschrieb er vergleichsweise bescheiden: „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich habe Glück, dass der Ball beim Torwart unten durch rutscht.“ Ein bisschen Können war aber freilich auch dabei. Beim Streamingdienst Dazn kommentierte der gebürtige Aachener den bemerkenswerten Umstand, dass sein erster Treffer in der Königsklasse das Endspiel entscheidet: „Ich habe lange auf mein erstes Tor gewartet. Ich will meiner Familie danken, meinen Eltern, meiner Schwester, meiner Freundin. Ich habe 15 Jahre für diesen Moment gearbeitet und jetzt ist er da.“

Den Großteil dieser 15 Jahre hat er in Leverkusen daran gearbeitet, wo er seit dem Grundschulalter alle Jugendmannschaften durchlief, zum Profi und schließlich teuersten deutschen Spieler der Geschichte avancierte. Für den Sockelbetrag von 80 Millionen Euro wechselte er vergangenen Sommer vom Rhein an die Themse. Durch erfolgsabhängige Bonuszahlungen kann dieser Betrag auf bis zu 100 Millionen steigen. Einen guten Teil davon spült er nun durch den Champions-League-Sieg in Bayers Kasse. Die genaue Summe ist ungewiss, es darf aber von einem satten Millionenbetrag ausgegangen werden.

Havertz selbst interessierte sich an diesem für ihn unvergesslichen Abend in Porto überhaupt nicht für Geld – und machte das in einem weiteren Interview deutlich. Gegenüber BT Sport antwortete er auf die Frage, ob das Tor seine hohe Ablösesumme rechtfertige, in nicht jugendfreiem Englisch, dass ihm das in diesem Moment herzlich egal sei. Der Reporter lächelte in die Kamera und entschuldigte sich bei den Zuschauern für die rüde Ausdrucksweise des Matchwinners. Später bat Havertz bei Twitter für seine Wortwahl, die unter anderem aus „fuck“ und „fucking“ bestand, um Verzeihung. Das Video des Interviews ging indes im Internet viral – und die Resonanz der Fans war eher Sympathie als Empörung.

Es war für ihn keine leichte Saison in London. Unter Coach Frank Lampard waren die ersten Experten in England schon dabei, den Deutschen als Fehleinkauf abzustempeln. Hinzu kam seine Covid-19-Erkrankung, die ihn im Herbst 2020 aus der Bahn warf. Auch der Trainerwechsel zu Thomas Tuchel änderte daran zunächst nicht viel, doch je näher das Saisonende rückte, desto besser spielte Havertz.

Bayer Leverkusen gratulierte dem Eigengewächs über die sozialen Medien. „Starke Leistung! Wir sind sehr stolz auf Dich“, heißt es auf der Facebook-Seite des Vereins. In einem weiteren Beitrag mit der Überschrift „Made in Leverkusen“ ist ein Bild von Havertz zu sehen, dass ihn im Kindesalter im Trikot der Werkself zeigt.

Den Wechsel von seinem Ausbildungsverein zu einem der bekanntesten Klubs der Premier League begründete er unter anderem mit der Chance, große Titel zu gewinnen. Ohnehin wolle er irgendwann auf eine Karriere mit möglichst vielen Trophäen, Pokalen und Auszeichnungen zurückblicken, sagte er 2019 während des Leverkusener Trainingslagers in Österreich im Interview mit der RP.

Hinter den im europäischen Vereinsfußball größtmöglichen Triumph kann er nun einen Haken machen – und das mit 21 Jahren. Dazu stellte Bundestrainer Joachim Löw auf der Internetseite des DFB fest: „Dass Kai mit seinem Treffer das Finale entschieden hat, ist eine märchenhafte Geschichte.“

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