Bayer Leverkusen Geschlossener FC trifft gespaltene Werkself

Köln · Im rheinischen Derby steht Bayer-Trainer Roger Schmidt unter Druck. Bei einer Niederlage ist er seinen Job wohl los.

Roger Schmidt: Ein Porträt in Bildern
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Das ist Roger Schmidt

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Foto: AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Es gibt Aussagen, die einen irgendwann einholen. Im Dezember 2014 sagte der Leverkusener Trainer Roger Schmidt: "So könnte ich nicht Fußball spielen." Gemeint war der 1. FC Köln. Zwei Jahre später stehen die Kölner fünf Punkte vor Leverkusen, und die Aussage wirkt wie Satire. Denn Schmidt und Bayer können sich beim erfolgreicher auftretenden Erzrivalen vieles abschauen.

Schmidt war in Leverkusen 2014 angetreten, um mit aggressivem Powerfußball die Bundesliga zu erobern. Beim 1:2 gegen Ingolstadt am Sonntag war von diesem Konzept nichts mehr zu erkennen. "Roger muss seine Art und Weise wiederfinden. Davon sind wir im Moment total weg", sagte Sportdirektor Rudi Völler. "Natürlich haben wir Fehler gemacht. Es gibt nichts schön zu reden." Doch Schmidt redete das Nicht-schön-zu-redende dennoch schön - von Wachrütteln für das rheinische Derby beim 1. FC Köln heute Abend keine Spur.

Dabei dürfte eine ähnlich blutleere Leistung wie gegen Ingolstadt Schmidt den Job kosten. Auch wenn Völler sich öffentlich vor seinen Coach gestellt hat, ist es ein offenes Geheimnis, dass intern längst kontrovers über den teils unbelehrbar auftretenden Trainer gesprochen wird. Die Fans forderten bereits am Sonntag: "Roger raus!" Eine Umkehr dieser Negativspirale erscheint extrem schwer.

Was sich die Leverkusener Anhänger wünschen, ist ein paar Kilometer weiter in Köln zu bestaunen: eine homogene Mannschaft, die den einen oder anderen Mangel mit Geschlossenheit und Kampfbereitschaft wettmacht. Schmidts Trainerkollege Peter Stöger setzt voll auf die Faktoren Teamgeist und Selbstregulierung. "Die Spieler sind erwachsen genug, um zu wissen, was sie sich erlauben können", sagte Stöger, der gerne auf sein Bauchgefühl hört, mal. Der Österreicher lässt seinem Team Freiräume, glaubt an das Wirken der Führungsspieler in einer intakten Gemeinschaft. Seine Mannschaft zahlt ihm dieses Vertrauen mit überdurchschnittlichen Leistungen Woche für Woche zurück. Auch jetzt, in einer Phase, in der mit Timo Horn, Dominic Maroh, Leo Bittencourt, Matthias Lehmann, Marco Höger und Marcel Risse sechs Stammspieler fehlen.

Schmidt hingegen legt großen Wert auf Kontrolle. Der 49-Jährige analysiert mit seinem Trainerteam mittels neuester Techniken detailliert jede Kleinigkeit rund um Spiel und Trainingsarbeit. Dabei scheint sich die Distanz zwischen ihm und der Mannschaft im Laufe der Zeit immer weiter vergrößert zu haben.

(erer)
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