Vor dem Saisonstart Für Gerardo Seoane ist jedes Spiel ein Test

Leverkusen · Die Auftritte von Bayer Leverkusen geben in der holprigen Vorbereitung keinen Anlass für Euphorie. „Jedes Spiel zeigt uns, wo wir uns verbessern müssen“, sagt Trainer Gerardo Seoane – und Kapitän Lukas Hradecky bleibt gelassen.

 Bayer Leverkusens Cheftrainer Gerardo Seoane (l.) gibt Daley Sinkgraven und Charles Aránguiz (r.) Anweisungen.

Bayer Leverkusens Cheftrainer Gerardo Seoane (l.) gibt Daley Sinkgraven und Charles Aránguiz (r.) Anweisungen.

Foto: imago images/Uwe Kraft

Am Samstag steht für die Werskelf das erste Pflichtspiel der Saison an. Beim Viertligisten Lokomotive Leipzig geht es um den Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals (15.30 Uhr). Die Verfassung, in der sich Bayer Leverkusen in der Vorbereitung präsentiert hat, taugt indes nicht unbedingt als Mutmacher für den Saisonstart. Dazu passt die jüngste 0:1-Niederlage in einem Trainigsspiel gegen den Drittligisten Viktoria Köln (siehe Infokasten).

Hinzu kommt der nun auch offiziell bestätigte Wechsel von Leon Bailey zu Aston Villa in die Premier League, der Bayer zwar inklusive Boni bis zu 35 Millionen Euro in die Kassen spült, aber den Topscorer der Vorsaison kostet. Es wird nicht einfach, diesen Abgang sportlich zu kompensieren – und schon gar nicht billig. Es ist wahrscheinlich, dass die Verantwortlichen bereits nach einem neuen Flügelspieler suchen. Das ist nur eine von vielen Baustellen, mit denen Trainer Gerardo Seoane umgehen muss. Eine andere ist die Verletzung von Lucas Alario. Der 28-jährige Angreifer zog sich im Training einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu und wird mindestens zwei Wochen nicht mit der Mannschaft trainieren können.

Seoane lässt sich von den Testspielen – 0:0 gegen den SC Freiburg, 1:5 gegen den FC Utrecht, 3:1 gegen Rot-Weiß Oberhausen und 0:1 gegen Viktoria Köln – aber nicht aus der Ruhe bringen.

„Wir werden die Spiele gut analysieren, gewisse Dinge trainieren und versuchen, es im Pokalspiel besser zu machen“, sagte er bereits nach dem eher schmeichelhaften Sieg gegen den Regionalligisten aus dem Ruhrgebiet – es war im Ergebnis das einzige Erfolgserlebnis der Vorbereitung. Dass seine Mannschaft pünktlich zum Saisonstart bei 100 Prozent ist, glaubt der Schweizer ohnehin nicht. „Jedes Spiel wird ein Test sein, auch in der Meisterschaft“, betonte der 42-Jährige „Und jedes Spiel wird uns zeigen, wo wir uns verbessern und was wir einbringen müssen. Wir stehen noch ganz am Anfang.“

Gemeint ist damit allerdings auch, dass die Arbeit des Trainers wohl nie wirklich beendet ist. „Es gibt immer Punkte, die man verbessern will und muss. Das ist ein ständiges Räderwerk. Wenn etwas gut ineinandergreift, geht es um die nächste Aufgabe“, sagte Seoane. Um seine Aufgabe ist der neue Coach nicht zu beneiden. Durch Kontinentalmeisterschaften, die Olympischen Spiele, Urlaube, Zu- und Abgänge sowie Verletzungen und Blessuren ist der Kader zuletzt nur tröpfchenweise zusammengekommen. Optimal ist das freilich nicht.

Das ist auch dem neuen Kapitän Lukas Hradecky aufgefallen. „Die Abstimmung fehlt noch ein bisschen“, sagte er nach dem Test gegen RWO. „Erst, wenn die Mannschaft komplett ist, fängt der Prozess richtig an.“ Es sei längst noch nicht alles perfekt. „Daran muss jeder einzelne arbeiten, damit es besser wird. Die Qualität haben wir, aber das Fundament muss passen. Was der Trainer bringt, ist Disziplin und Autorität – und das brauchen wir, auch auf dem Platz.“

Die euphoriebremsenden Testspielergebnisse will Bayers Nummer eins indes nicht zu hoch hängen: „Soweit ich mich erinnern kann, weiß ich gar nicht, ob wir überhaupt schonmal eine gute Vorbereitung gespielt haben“, sagte Hradecky. „Wenn die Pflichtspiele kommen, sind wir aber immer direkt da gewesen.“ Im Wettkampfmodus, ist der Schlussmann überzeugt, komme beinahe schon automatisch mehr Sicherheit und Konsequenz in das Spiel der Werkself.

Beides wird auch notwendig sein, um den Saisonstart nicht in den Sand zu setzen – sowohl am Samstag in Leipzig als auch eine Woche später in der Liga bei Union Berlin.

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