Erster großer Titel Florian Wirtz krönt seine Saison mit EM-Sieg

Leverkusen · Bayer Leverkusens Toptalent Florian Wirtz hat mit Deutschlands U21 das erste große Finale seiner noch jungen Karriere gewonnen. Es ist die Krönung einer bemerkenswerten Spielzeit des 18-Jährigen.

 Deutschlands Florian Wirtz (l.) und Portugals Abdu Conte liefern sich im U21-EM-Finale ein Duell um den Ball.

Deutschlands Florian Wirtz (l.) und Portugals Abdu Conte liefern sich im U21-EM-Finale ein Duell um den Ball.

Foto: dpa/Marton Monus

Vor dem Endspiel der U21-EM in Sloweniens Hauptstadt Ljubljana äußerte Florian Wirtz eine Präferenz, die zwar rein sportlich verständlich ist, bei Lehrern aber für missbilligend hochgezogene Augenbrauen gesorgt haben dürfte: „Ich würde lieber das Turnier gewinnen, als ein gutes Abi zu haben“, erklärte der 18-Jährige nach dem Halbfinalsieg gegen die Niederlande. Auf seine Abschlussnote muss Wirtz noch etwas warten, seine sportliche Reifeprüfung hat er indes mit Auszeichnung bestanden. Seit Sonntagabend ist er U21-Europameister – ebenso wie Lennart Grill, der Bayers zweiter Vertreter im Kader von Bundestrainer Stefan Kuntz ist, aber erneut nicht zum Einsatz kam.

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Foto: AP/Martin Meissner

Im Endspiel gegen Portugal erzielte Lukas Nmecha von Manchester City nach Vorlage von Wolfsburgs Ridle Baku das Tor des Abends für die DFB-Auswahl (49.). Wirtz fiel vor allem mit einem abgefälschten Lattentreffer nach 15 Minuten und einer Gelben Karte auf, die er kurz zuvor gesehen hatte. In der 67. Minute wechselte Kuntz ihn nach ordentlicher Leistung aus.

Als der georgische Schiedsrichter Giorgi Kruashvili um 22.52 Uhr das streckenweise hart umkämpfte Spiel abpfiff, war klar: Deutschland ist nach 2009 und 2017 zum dritten Mal U21-Europameister. Für Kuntz ist es bereits der zweite Sieg im dritten EM-Finale als Coach der deutschen Nachwuchs-Auswahl. Nach dem Triumph 2017 folgte zwei Jahre später die 1:2-Niederlage im Endspiel gegen Spanien – und nun der zweite Titelstreich des Trainers. Eine tragende Rolle spielte dabei Wirtz, vor allem durch seinen Gala-Auftritt im Halbfinale gegen die Niederlande, bei dem er binnen acht Minuten einen Doppelpack erzielte.

Der Finalsieg ist die Krönung einer bemerkenswerten Saison des Werkself-Youngsters. Er erlebte in den vergangenen zwölf Monaten seinen Durchbruch bei den Profis, erzielte in 29 Ligaspielen fünf Tore und gab sechs Vorlagen. Wettbewerbsübergreifend waren es sogar 16 Scorerpunkte in 38 Partien.

Die Spielzeit mit Bayer Leverkusen war der Motor seiner rasanten Entwicklung. Nach dem Halbfinalsieg gegen die Niederlande beschrieb er seine Saison als eine Art Zeitraffer-Erfahrung. „Die letzten zwölf Monate gingen sehr schnell und mit sehr vielen Erlebnissen vorbei. Aber ich habe von meinen Eltern immer mitgegeben bekommen, dass ich auf dem Boden und egal, was passiert, immer der gleiche bleibe“, betonte Wirtz. „Ich gehe mit dem Wirbel ganz gelassen um und lasse das nicht so auf mich wirken.“ Dabei verriet er auch, dass er immer eher ein Messi- als ein Ronaldo-Fan gewesen sei.

Die Vorrunde der U21-EM im März hatte Wirtz noch verpasst, da er von Bundestrainer Joachim Löw für die A-Nationalmannschaft nominiert wurde. Da sich für das Talent aus Leverkusen nun aber kein Platz mehr im Kader für das paneuropäische EM-Turnier fand, nutzte Coach Kuntz die Chance und nominierte den Mittelfeldmann für die K.o.-Phase der Junioren-EM. Wirtz’ Treffer nach 29 Sekunden im Halbfinale gegen die Niederlande war einer für die Geschichtsbücher – nie gelang jemandem schneller ein Tor bei einer U21-EM. Der bis dato letzte Leverkusener, der mit Deutschland U21-Europameister wurde, war Gonzalo Castro 2009.

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