„Das kann man nicht trainieren“ Bayers Coach lobt die „Magie“ von Florian Wirtz

Leverkusen · Der 2:1-Sieg im Test gegen den FC Venedig stimmt Bayer Leverkusens Trainer Xabi Alonso nicht nur wegen des Zaubertores von Florian Wirtz positiv. Skeptisch bleibt der Spanier indes mit Blick auf ein mögliches Comeback von Patrik Schick zum Ligastart.

 Bayer Leverkusens Florian Wirtz jubelt nach seinem sehenswerten Tor zum 1:0 gegen den italienischen Zweitligisten FC Venedig.

Bayer Leverkusens Florian Wirtz jubelt nach seinem sehenswerten Tor zum 1:0 gegen den italienischen Zweitligisten FC Venedig.

Foto: Imago/Chai von der Laage

Nach 37 ereignisarmen Minuten im Test gegen den FC Venedig hatte Florian Wirtz eine zündende Idee. Auf der linken Seite bekam er den Ball von Mitchel Bakker in die Füße gespielt, doch anstatt einer Flanke oder einem Pass in den Rückraum entschied sich der 19-Jährige für einen Sololauf – mit Erfolg. Er dribbelte sich in den Strafraum und durch die halbe Hintermannschaft des italienischen Zweitligisten, tanzte drei Gegenspieler aus und setzte den Ball präzise ins lange Eck zur Führung. Der sehenswerte Treffer war der Grundstein für Bayer Leverkusens 2:1-Erfolg im ersten Testspiel des Jahres.

Trainer Xabi Alonso war nach der insgesamt eher dürftigen Partie seiner Mannschaft voll des Lobes für Wirtz. „Das ist die Magie der besonderen Spieler. Trainieren kann man das nicht, es ist ihr Naturell, ihr Talent“, sagte der Spanier. Er attestierte dem Nationalspieler gute Fortschritte auf seinem Weg zu alter Stärke nach langer Verletzungspause. „Er fühlt sich immer besser, hat mehr Kraft in den Beinen und wird uns als die Verbindung zwischen Mittelfeld und Angriff sehr helfen. Man sieht seine Ballkontrolle und seine Fähigkeit, die letzte Linie anzugreifen.“ Wirtz sei ein Mann für die besonderen Aktionen. Entsprechend gut ist die Nachricht für Fans der Werkself, dass der Ausnahmekönner wohl bis 2024 für Bayer spielen wird. Jedenfalls bestätigte sein Vater und Berater unlängst im „Kicker“, dass Wirtz bis zur EM im eigenen Land bestens in Leverkusen aufgehoben sei.

Starke Szenen wie vor dem 1:0 gab es gegen Venedig allerdings nicht viele zu sehen. Die Werkself war zwar über weite Strecken spielbestimmend, doch ernsthafte Gefahr für das Tor strahlte sie selten aus. Das lag vor allem an der vorsichtigen Grundausrichtung im 3-4-3 mit Fünferkette bei gegnerischem Ballbesitz, aber auch an der konzentrierten Defensivleistung der Gäste. „Wir haben verschiedene Dinge ausprobiert und ein paar verändert“, kommentierte Alonso das schleppende Offensivspiel seines Teams. „Natürlich wollen wir mehr Chancen kreieren, aber mit der ersten Halbzeit bin ich zufrieden.“

Amine Adli war es, der unmittelbar vor dem Seitenwechsel auf 2:0 erhöhte – nach starkem Pass von Adam Hlozek. Aber sonst? Das Geschehen spielte sich eher zwischen den Strafräumen ab. Der 17. der Serie B trat nach harmloser erster Halbzeit in den zweiten 45 Minuten forscher auf und kam in der Schlussphase zu zwei guten Gelegenheiten für das 2:2. Den Anschluss hatte Andrija Novakovich nach knapp 70 Minuten hergestellt. Er profitierte dabei von einem Missverständnis zwischen Bayers Keeper Andrey Lunev und Kerem Demirbay im Strafraum. Stammtorwart und Kapitän Lukas Hradecky erhielt eine Verschnaufpause.

„Die erste Stunde war gut. Wir haben Tore erzielt, aber es war noch weit entfernt von echten Wettkampfbedingungen. Das war ein guter Test, wie ein hartes Training“, sagte Alonso. Er hatte vor der kurzen Weihnachtspause gefordert, dass alle Profis topfit aus dem Urlaub zurückkehren, um direkt wieder mit voller Intensität ins Training einsteigen zu können – und gab ihnen „Hausaufgaben“ mit. Da die Spieler seine Vorgaben befolgten, zog der 41-Jährige auch eine positive Bilanz zur ersten Trainingswoche. „Ich bin zufrieden. Die Spieler haben ihre individuellen Pläne befolgt“, sagte er. „Wir waren direkt bereit und die ganze Woche war Vollgas angesagt.“

Für Joel Pohjanpalo war der Test eine spezielle Angelegenheit. Er wechselte im Sommer nach Venedig, nachdem er im Grunde seine gesamte bisherige Laufbahn als Profi – inklusive etlicher, teils karrierebedrohender Verletzungen – als Spieler von Bayer erlebte. Zwischendurch war er zudem an Fortuna Düsseldorf, den Hamburger SV, Union Berlin und den türkischen Erstligisten Caykur Rizespor ausgeliehen.

„Es war sehr schön“, sagte der 28-jährige Mittelstürmer trotz der Niederlage seines Teams. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so kurz nach meinem Wechsel wieder in Leverkusen spielen würde.“ Seinem ehemaligen Klub ist Pohjanpalo immer noch verbunden. Er verfolgt aufmerksam das Geschehen unter dem Bayer-Kreuz. „Sie haben vor der Winterpause viele Punkte geholt. Das war gut. Jetzt können sie einen Neustart hinlegen“, betonte der Finne und prognostizierte: „Europa ist für Bayer noch möglich – und ich hoffe, sie schaffen das.“

Nach wie vor nicht bei der angestrebten Aufholjagd mitwirken kann vorerst Patrik Schick. Der Tscheche laboriert weiterhin an den Folgen seiner hartnäckigen Leistenprobleme und trainiert in der Reha. Alonso ist skeptisch, ob der Stürmer am 22. Januar beim Ligastart in Mönchengladbach im Kader stehen kann. „Es wird schwierig“, sagte der Coach. „Er fühlt sich besser, aber wir brauchen mehr Zeit. Noch ist er nicht fit genug für das Teamtraining. Normalerweise ist er in Gladbach nicht dabei, aber wir werden sehen.“ In Sardar Azmoun und Adam Hlozek gebe es im Kader aber gute Alternativen für die Position des zentralen Angreifers. „Natürlich ist Patrik sehr wichtig für uns, aber Verletzungen gehören zum Fußball. Wir hoffen, dass er bald wieder fit sein wird.“

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