Halbjahreszeugnis für Bayers Mittelfeld und Angriff Wirtz brilliert in der Rolle des Regisseurs

Leverkusen · Wir haben uns die Leistungen der Mittelfeldspieler und Stürmer von Bayer 04 Leverkusen in der Hinserie genauer angesehen – und bewertet.

Florian Wirtz (r.), Patrik Schick (Mitte) und Moussa Diaby sind an fast allen Toren der Werkself beteiligt.

Florian Wirtz (r.), Patrik Schick (Mitte) und Moussa Diaby sind an fast allen Toren der Werkself beteiligt.

Foto: AP/Martin Meissner

Das Mittelfeld

Kerem Demirbay Der 28-Jährige startete sehr vielversprechend in die Hinserie. Seine Leistungen waren konstant gut und er ließ seinen Worten, sich als Führungsspieler etablieren zu wollen, Taten folgen – als wichtige Schaltzentrale im Zentrum der Werkself. Es gab eine Phase, in der er aus dem Mittelfeld nicht mehr wegzudenken war. Doch dann mehrten sich bei ihm die Fehler und die Konstanz ging verloren. Er bleibt freilich ein wichtiger, aber eben auch wankelmütiger Spieler. Abgesehen davon wird er seinem Image als Experte für Standardsituationen viel zu selten gerecht. Note: 3-

Exequiel Palacios Für den Argentinier war es ein durchwachsenes Halbjahr. Er kam ganz gut in die Saison, dann bremste ihn ein Außenbandriss im Sprunggelenk mehrere Wochen aus. Seitdem kommt er zwar regelmäßig zum Einsatz, bisweilen auch über die vollen 90 Minuten, doch nachhaltig überzeugen konnte er trotz aller Bissigkeit im Zweikampf nicht. Dafür hat er noch zu viel Ungenauigkeit im Spiel. Note: 4

Charles Aránguiz Die Saison begann für den Chilenen damit, dass er das Kapitänsamt an Lukas Hradecky abtrat. In der starken Startphase unter Trainer Gerardo Seoane mit nur einer Niederlage aus den ersten sieben Ligaspielen war er gesetzt, dann setzte ihn eine hartnäckige Wadenverletzung bis Ende November außer Gefecht. Danach hatte seine Positionskonkurrenz die Nase vorn und er kokettierte öffentlich mit einem vorzeitigen Abschied aus Leverkusen nach der laufenden Saison. Von seiner Topform ist er noch ein gutes Stück entfernt. Note: 4

Robert Andrich Kam im Sommer von Union Berlin, um mehr Wucht ins Spiel der Werkself zu bringen – und er hat geliefert wie bestellt. In vielen engen Duellen war er die prägende Figur, manchmal auch der entscheidende Mann. Seine Rote Karte beim 3:1-Sieg in Stuttgart trübt ein wenig die insgesamt gute Bilanz nach einem halben Jahr. Bei Bayers Fans kommt der Rückennummer-Nachfolger von Klubikone Lars Bender durch seine direkte Art auf und neben dem Spielfeld gut an. Macht er so weiter, könnte er schnell einen gewissen Kultstatus erreichen. Note: 2

Nadiem Amiri Der 25-Jährige hat es durch die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld nicht leicht. Aber das ist nur ein Teil der Erklärung, warum der ehemalige Hoffenheimer den Status des Ergänzungsspielers aktuell nicht los wird. Er ist bemüht und engagiert, bleibt aber bis auf wenige Ausnahmen ineffektiv. Note: 4-


Florian Wirtz Gerardo Seoane sagte unlängst, dass ihm allmählich die Superlative ausgehen, um den 18-Jährigen zu beschreiben. Bayers Coach wird so oft zu seinem Schlüsselspieler gefragt, weil er eine angesichts seines Alters unfassbare Hinrunde hinter sich hat. Wettbewerbsübergreifend stehen 21 Einsätze, acht Tore und elf Vorlagen in der Bilanz. Dazu zeigt das Offensivjuwel in jedem Spiel auch abseits von Scorerpunkten, warum er so wichtig ist. Längst ist er zum Regisseur der Werkself avanciert. Note: 1

Der Angriff


Moussa Diaby Der Franzose hat in seiner Entwicklung nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Seine Flanken sind präziser, seine Abschlüsse gefährlicher und seine Dribblings explosiver. Nicht umsonst steht er bei je acht Vorlagen und Toren in 23 Einsätzen. Allerdings verhaspelt er sich bei seinen Vostößen immer noch zu oft und seine Kartenstatistik ist mindestens bedenklich: 19 Mal beging der 22-Jährige ein Foul, sah sieben Mal die Gelbe Karte und einmal Gelb-Rot – Platz eins der Bundesliga. Note: 2

Amine Adli Ja, der 21-Jährige wirkt bisweilen konfus in seinen Aktionen und lässt bei seinem starken Offensivdrang einiges an Klarheit vermissen, aber für einen jungen Spieler, der im Sommer aus der 2. Liga Frankreichs den Sprung in die Bundesliga wagte, hat er eine gute Hinrunde hinter sich. Eine lange Eingewöhnungszeit brauchte er jedenfalls nicht – und sein Potenzial hat er mehr als nur angedeutet. Note: 3+

Karim Bellarabi Der dienstälteste Profi im Kader kann zweifellos immer frischen Wind in Bayers Offensive bringen, aber den Status als Einwechselspieler wird der 31-Jährige im Herbst seiner Karriere wohl nicht mehr los. Dafür ist die junge Konkurrenz zu stark und er zu verletzungsanfällig. Problematisch sind zudem seine schwachen Hereingaben, die ja eigentlich zu den Hauptaufgaben von Flügelspielern zählen. Note: 4+

Paulinho Nach einem ordentlichen Start in die Saison ist der Brasilianer wieder in der zweiten Reihe gelandet, weil er einfach nicht konstant genug seine Leistung abrufen kann und zu anfällig für Ballverluste ist. Zuletzt gab es für ihn – wenn überhaupt – nur noch Kurzeinsätze. Seine Entwicklung stagniert, es fehlt noch einiges für die Perspektive, bei Bayer Leverkusen ein Stammspieler zu werden. Note: 4-

Lucas Alario Für den Argentinier war es ein ziemlich frustrierendes Halbjahr. Seine Chancen, sich zu empfehlen, ließ er ungenutzt verstreichen, dazu hat er seine einstige Treffsicherheit eingebüßt. Bisweilen wirkte er wie ein Fremdkörper in Bayers Offensive. So bleibt ihm auch mittelfristig nur die Rolle des Jokers. Note: 5

Patrik Schick Der Tscheche spielt die beste Saison seiner Karriere und steht bei 16 Toren sowie drei Vorlagen in 14 Ligaspielen. Sein Viererpack beim 7:1 gegen Fürth hat ihn in Bayers Geschichtsbüchern verewigt. Im Schnitt braucht er aktuell weniger Minuten für ein Tor als die beiden Weltklassestürmer Erling Haaland (Dortmund) oder Robert Lewandowski (München). Dass er zwischendurch wochenlang mit einem Bänderriss im Sprunggelenk pausieren musste, bremste ihn nicht. Der 25-Jährige ist in Topform. Note: 1

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