Pure Freude Ein „Uffta“ für Bayers Quali Nummer 13

Sinsheim · Die Werkself ist zurück in der Königsklasse. Trainer, Spieler und Verantwortliche sind sich sicher: Das ist verdient. Robert Andrich übernimmt bei der Feier nach dem Schlusspfiff das Kommando.

 Moussa Diaby, Jonathan Tah, Odilon Kossounou, Edmond Tapsoba und Jeremie Frimpong (v.l.) feiern den Einzug in die Champions League.

Moussa Diaby, Jonathan Tah, Odilon Kossounou, Edmond Tapsoba und Jeremie Frimpong (v.l.) feiern den Einzug in die Champions League.

Foto: Jörg Schüler/Bayer 04 Leverkusen/Jörg Schüler

So ganz einig waren sich die mitgereisten Fans der Werkself und Robert Andrich nicht. Während der aus Berlin gekommene Mittelfeldspieler von Bayer 04 gerne „Humba“ angestimmt hätte, hatte sich der Anhang aus Leverkusen auf ein „Uffta, Uffta Tätärä“ eingestellt. Entsprechend holprig war der Beginn des Jubelrituals, doch letztlich war das an diesem sonnigen Samstag in Sinsheim maximal zweitrangig. Am Ende sangen, tanzten und sprangen Spieler und Fans gleichermaßen, denn: Mit einem 4:2 (1:2) bei der TSG Hoffenheim hat sich die Werkself zum 13. Mal in der Klubhistorie für die Champions League qualifiziert.

Bayer 04 Leverkusen: Noten und Einzelkritik gegen TSG 1899 Hoffenheim
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Hoffenheim – Bayer 04: die Werkself in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Uwe Anspach

„Es war eine schwierige Saison mit vielen Höhen und Tiefen“, resümierte Abwehrchef Jonathan Tah unmittelbar nach getaner Arbeit. Die Mannschaft habe in dieser Saison viel durchgemacht. „Jetzt müssen wir diesen positiven Abschluss einfach gemeinsam genießen. Ich bin extrem stolz, dass wir es mit dieser Mannschaft und unter diesen Umständen geschafft haben“, betonte der Innenverteidiger.

Die Ausgangslage vor der Partie in Baden-Württemberg war aus Sicht der Gäste klar: Sammelt Freiburg im Parallelspiel gegen Union Berlin nicht mehr Punkte als Bayer bei der TSG, darf schon am Samstag auf den Einzug in die Königsklasse angestoßen werden. Bayer jedoch spielte zunächst schwach und lag nach Treffern von Georginio Rutter und Christoph Baumgartner zur Pause mit 1:2 in Rückstand. Patrik Schick hatte mit der einzigen Bayer-Chance im ersten Abschnitt zum Ausgleich getroffen. Dass sich die Werkself dennoch schon zur Pause auf Kurs in Richtung Champions League wähnen durfte, lag an den Ereignissen im Breisgau, wo Verfolger Freiburg schon beim Seitenwechsel drei Gegentore hatte hinnehmen müssen (Endstand: 1:4).

In der zweiten Halbzeit steigerte sich Bayer dann, erzielte durch Moussa Diaby, Schick und Lucas Alario drei weitere Tore und drehte die Partie. „Die Mannschaft hat nach der schlechten ersten Halbzeit Mentalität gezeigt. Mit einem eigenen Sieg die Champions League zu erreichen, ist mir auch am liebsten“, betonte Lukas Hradecky. Dem Kapitän und Keeper des Werksklubs zufolge habe die Mannschaft nach den enttäuschenden Ausscheiden in Pokal und Europa League nun mit Blick auf die Saisonziele „das Minimum“ geschafft. Der 32-Jährige ist sich sicher: „Es wächst etwas zusammen – und nächstes Jahr wollen wir ein noch größeres Feuer entfachen.“

 Erzielte in Sinsheim seine Tore 23 und 24: Patrik Schick.

Erzielte in Sinsheim seine Tore 23 und 24: Patrik Schick.

Foto: dpa/Uwe Anspach

In den Augen des Spielführers war der Zusammenhalt in der Kabine und auf dem Rasen letztlich ausschlaggebend für den Erfolg. „Wir hatten auch schlechtere Phasen in dieser Saison, sind aber immer positiv geblieben“, sagte er. Nun müsse die Mannschaft weiter so stark wie bisher zusammenhalten. „Nur so können wir die Gegner, auf die wir kommende Saison dann in der Champions League treffen, auch schlagen.“ Der finnische Schlussmann kann es kaum abwarten, wieder in der Königsklasse anzutreten. „Ich bin froh, dass wir noch einmal dabei sind. Beim letzten Mal ist es für mich persönlich nicht grade überragend gelaufen. Ich will versuchen, es besser zu machen – und wir natürlich auch als Mannschaft insgesamt.“

Dass der Werksklub im ersten Jahr nach dem Abgang der Publikumslieblinge Lars und Sven Bender sowie dem des Topscorers Leon Bailey auf Anhieb die Königsklasse erreicht hat, ist freilich auch ein Verdienst von Trainer Gerardo Seoane. Der Schweizer war im Sommer von den Young Boys Bern gekommen und überzeugte in seiner Premierensaison unter dem Bayer-Kreuz mit einer ruhigen Hand, viel Weitsicht sowie taktischer Flexibilität. Trotz der zum Teil langen Ausfallzeiten mehrerer Stammspieler hat er es mit seinem Team geschafft, am Ende genügend Punkte zu sammeln, um sich als dritte Kraft in Deutschland hinter München und Dortmund auf Rang drei zu positionieren.

„Meine Mannschaft hat sich super entwickelt in dieser Saison“, sagte der 43-Jährige. Zum Spiel ergänzte der Schweizer: „Wir haben in der ersten Hälfte mit angezogener Handbremse gespielt, waren nicht so griffig gegen eine starke Hoffenheimer Mannschaft. In der zweiten Hälfte war das viel besser. Wir waren deutlich aktiver und haben das Spiel gedreht.“ Sportdirektor Simon Rolfes stellte derweil fest: „Wir haben nicht immer den besten Fußball gespielt, aber wenn man sieht, wie die Jungs die ganzen Ausfälle im Offensivbereich als Team weggesteckt haben, ist der Einzug in die Champions League einfach verdient.“

Auf dem Weg dorthin hat die Werkself gleich mehrere Rekorde gebrochen. Nie zuvor waren einer Leverkusener Mannschaft 78 Tore in einer Bundesliga-Saison gelungen. Zehn Jokertore sind zudem ebenfalls ein neuer Spitzenwert. Mit nur drei Auswärtsniederlagen (eingestellter Klubrekord) hat sich die Werkself zudem auf fremden Plätzen hervorragend präsentiert. Torgarant Schick, der aktuell bei 24 Treffern steht, kann darüber hinaus am letzten Spieltag gegen Freiburg noch den Vereinsrekord von Stefan Kießling (25 Tore) knacken.

Und dann wird in Leverkusen mit Garantie noch einmal gefeiert – ganz gleich ob mit „Humba Tätärä“ oder „Uffta Tätärä“.

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