Bayers Mittelfeldmotor Palacios ist in der Form seines Lebens
Leverkusen · Unter Trainer Xabi Alonso nimmt Bayer Leverkusens Exequiel Palacios eine immer entscheidendere Rolle ein. Das neue Selbstvertrauen des 24-Jährigen wurde nicht zuletzt bei seinen Toren gegen den FC Bayern sichtbar.
Die Werkself befindet sich unverkennbar im Aufschwung. Und kein anderer Profi unter dem Bayer-Kreuz verkörpert diesen momentan so sehr wie er: Exequiel Palacios. Der Argentinier ist seit dem emotionalen Triumph in der Europa League in Monaco unangefochtener Stammspieler, stand mit Ausnahme des Achtelfinal-Hinspiels gegen Budapest, das er aufgrund einer Gelbsperre verpasste, jede Minute auf dem Rasen. Nach drei Jahren im Rheinland lässt sich konstatieren: Nie war der Weltmeister von 2022 stärker und wichtiger für Leverkusen als in diesen Tagen.
Bayers Sportgeschäftsführer Simon Rolfes sieht die Partie im Fürstentum als Wendepunkt einer bis dato enttäuschenden Saison für Palacios und den Werksklub. „Das Spiel in Monaco war für ihn wie für die gesamte Mannschaft ein Schlüsselerlebnis“, sagt der 41-Jährige. „Es braucht manchmal diese speziellen Momente, in denen dann in Erscheinung tritt, was man sich als Spieler aufgebaut und was sich vielleicht auch angestaut hat.“ Eine vor allem für Palacios wichtige Erkenntnis sei zudem gewesen, dass er nach den kräftezehrenden 120 Minuten an der Côte d’Azur gleich wieder die vollen 90 Minuten beim darauffolgenden 1:1 in Freiburg absolviert und gut gespielt habe.
Der Weg zu seiner aktuellen Top-Form war indes beileibe nicht frei von Hindernissen. Seit seinem Wechsel Anfang 2020 von River Plate nach Leverkusen gab es eigentlich keine Phase, in denen der defensive Mittelfeldspieler nachhaltig Werbung in eigener Sache betreiben konnte – bis jetzt. „Seit er bei uns ist, hat Pala sich zu den ungünstigsten Zeitpunkten verletzt und immer wieder Rückschläge erlitten“, betont Rolfes. Ein Lendenwirbelbruch, Adduktorenprobleme, ein Außenbandriss im Sprunggelenk, eine Rückenverletzung sowie eine erst in dieser Hinrunde erlittene Oberschenkelverletzung brachten den für rund 17 Millionen Euro verpflichteten Profi immer wieder aus den Rhythmus. „Jetzt ist er fit und stabil, zudem hat ihm der WM-Titel mit Argentinien einen Schub gegeben – auch, wenn er ein bisschen verzögert eingetreten ist.“
Rolfes sieht die Stärken des erst 24-Jährigen Südamerikaners vor allem im Passspiel, „aber auch mit seinem Selbstbewusstsein und seiner Griffigkeit hilft er uns enorm. Die Bissigkeit und Galligkeit in Zweikämpfen hat er schon bei River Plate gezeigt. Das waren für uns neben seinen starken spielerischen Fähigkeiten damals die Hauptgründe dafür, ihn zu holen.“ Die Kombination dieser Fähigkeiten seien gerade auf seiner Position in der Zentrale von enormer Wichtigkeit. „Er zeigt immer mehr, was in ihm steckt. Jetzt muss er dranbleiben.“
Auch Trainer Xabi Alonso ist voll des Lobes für seinen neben Robert Andrich derzeit wohl wichtigsten Defensiv-Allrounder und Mentalitätsspieler. „Er hat in den letzten zwei Monaten sehr gut gespielt“, sagte der Chefcoach – und hob im Anschluss die neue Selbstsicherheit hervor, mit der Palacios in den zurückliegenden Wochen aufgetreten ist. Bester Beweis dafür waren ohne Zweifel die beiden verwandelten Elfmeter beim 2:1-Sieg nach Rückstand zuletzt gegen die Bayern. Alonso: „Wir haben wegen der Europa League viele Elfmeter geübt und vertrauen Pala. Deswegen durfte er beide Male an den Punkt.“
Vor dem Beginn dieser Spielzeit hatten Leverkusens Klubverantwortliche freilich auf den Durchbruch des Profis mit der Nummer 25 gehofft. Der Verlauf der Rückrunde legt die Vermutung nahe, dass sich die Hoffnungen der Bayer-Funktionäre nach holprigem Start doch noch erfüllen könnten. Der Vertrag von Palacios ist bis 2025 gültig.