Kein ruhiger Transferwinter Es kommt Bewegung in Bayers Kader

Leverkusen · Bayer Leverkusen hat mit der Verpflichtung von Sardar Azmoun einen Coup gelandet, der unerwartete Folgen haben könnte. Dazu stehen zwei Spieler vor dem Abschied und Newcastle United baggert an Mitchel Bakker herum.

 Mitchel Bakker (l.) und Panagiotis Retsos gehen nach dem 5:1 gegen Augsburg vom Platz.

Mitchel Bakker (l.) und Panagiotis Retsos gehen nach dem 5:1 gegen Augsburg vom Platz.

Foto: imago images/Eibner/Gabriel Boia

Es ist noch nicht allzu lange her, dass Simon Rolfes gelassen auf die Transferphase im Winter blickte. Zugänge seien nicht zu erwarten, verkündete der Sportdirektor von Bayer Leverkusen. Insgesamt sei der Kader gut aufgestellt, vielleicht gebe man Spieler ab, vielleicht auch nicht, Handlungsbedarf gebe es jedenfalls keinen. Allerdings schränkte der seit Freitag vergangener Woche 40-Jährige ein: „Es kann immer ein Fenster mit einem interessanten Angebot aufgehen.“ Das war in der Winterpause bislang offenbar mehrfach der Fall, denn es kommt eine Woche vor dem Ende der Wechselphase doch noch Bewegung in Bayers Kader.

Sardar Azoun Die ablösefreie Verpflichtung des iranischen Nationalspielers von Zenit St. Petersburg zur kommenden Saison ist ein Coup. Der 27-jährige Mittelstürmer ist mit geschätzten 25 Millionen Euro Marktwert der teuerste Spieler der russischen Liga. Sein Vertrag beim Serienmeister läuft im Sommer aus, Bayer nutzte die Gelegenheit und machte Nägel mit Köpfen. Der Kontakt zu Azmoun bestand aber schon deutlich länger. Kurz nach dem 5:1-Sieg gegen Augsburg verkündete der Werksklub, dass der Wechsel fix ist.

Allerdings: Die Vertragsunterzeichnung in Dubai, wo Zenit im Trainingslager ist, hat für Wirbel gesorgt. Bayer reiste mit Kaderplaner Tim Steidten für die Unterschriften an, Team-Arzt Dr. Philipp Ehrenstein führte im Emirat den Medizincheck durch. Doch Azmoun handelte ohne die Zustimmung von Zenit und verstieß dabei auch noch gegen die Corona-Bestimmungen des Klubs.

St. Petersburg will den Wechsel nun am liebsten sofort vollziehen und eine Ablöse für seinen Topspieler kassieren. Russische Medien schrieben von fünf, teilweise auch bis zu zehn Millionen Euro. Bayer hat indes neben Patrik Schick auch noch Lucas Alario im Kader und daher keinerlei Not, den Transfer vorzuziehen. Wenn überhaupt, käme ein Winterwechsel nur mit einem deutlichen Entgegenkommen der Russen zustande. Da es für den wohl wechselwilligen Alario keine seriösen Angebote gibt, wäre es für Bayer auch in Ordnung, wenn es beim ursprünglichen Deal bliebe.

Panagiotis Retsos Dass der griechische Innenverteidiger wenig Perspektive bei Bayer hat, ist kein Geheimnis. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung ist er offenbar in der Serie A fündig geworden. Hellas Verona will den 23-Jährigen verpflichten. Am Montag soll Retsos zum Medizincheck nach Italien gereist sein. Sein Abgang wäre das Ende eines Missverständnisses.

Der Grieche wechselte im Sommer 2017 als Toptalent für 17,5 Millionen Euro von Olympiakos Piräus zur Werkself. Es folgten diverse Verletzungen, Formschwächen und letztlich Leihen zu Sheffield United und der AS St. Étienne. Für Bayer verbuchte Retsos in dieser Saison bislang lediglich 221 Pflichtspielminuten. Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Leverkusen lässt den Abwehrspieler wohl ablösefrei nach Verona ziehen, soll dem Vernehmen nach aber eine bis zu 15-prozentige Beteiligung an den Erlösen eines künftigen Transfers ausgehandelt haben.

Nadiem Amiri Es ist schon länger bekannt, dass der mit seinen Einsatzzeiten unzufriedene Mittelfeldspieler beim CFC Genua hoch im Kurs steht. Der Klub steckt im Abstiegskampf der Serie A und sucht dringend nach Verstärkungen. Bis der Wechsel über die Bühne geht, könnten aber noch ein paar Tage vergehen. Zwar besteht Einigkeit zwischen allen Beteiligten, doch Bayer sucht noch nach einem adäquaten Ersatz für den 25-Jährigen, der im Sommer 2019 für etwa neun Millionen Euro von der TSG Hoffenheim ins Rheinland kam. Amiris Vertrag in Leverkusen läuft bis 2024. Verona soll bereit sein, eine Leihe mit Kaufpflicht für rund neun Millionen Euro zu akzeptieren. Letztere greift aber wohl nur im Falle des Klassenerhalts.

Mitchel Bakker Der Niederländer ist ein Spieler, der unerwartet Teil der Gerüchteküche geworden ist. Vor der Saison kam er für kolportierte sieben Millionen Euro von Paris St. Germain unters Bayer-Kreuz, um für mehr Wucht und Dynamik auf der linken Abwehrseite zu sorgen. Das ist dem 21-Jährigen gelungen – auch, wenn er in der Hinrunde einige Spiele wegen einer langwierigen Knöchelverletzung verpasst hat. Zuletzt stand er drei Mal hintereinander in der Startelf und spielte durch.

Newcastle United, seit November 2021 dank eines saudischen Konsortiums ein extrem wohlhabender Klub in der Premier League, rüstet derzeit massiv auf und ist auch auf Bakker aufmerksam geworden. Englische Boulevardblätter berichten bereits über konkrete Angebote, von 15 bis 18 Millionen Euro Ablöse ist die Rede. Niederländische Medien vermelden, dass es Gespräche geben würde – und dass Bakker Bayer seinen Wechselwunsch in die Premier League mitgeteilt habe.

Den Linksverteidiger bereits im Winter gehen zu lassen, würde aber aus Sicht des Werksklubs wenig Sinn ergeben, abgesehen von den finanziellen Aspekten. Positionskollege und Landsmann Daley Sinkgrafen ist verletzt, Piero Hincapie wird, so lange Edmond Tapsoba sowie Odilon Kossounou beim Afrika-Cup im Einsatz sind, als Innenverteidiger gebraucht und war ohnehin eher eine – wenn auch gute – Aushilfe auf der linken Seite. Gleichwertiger und bezahlbarer Ersatz für Bakker ist zudem kurzfristig wohl nur sehr schwierig zu finden.

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