Bayer Leverkusen Derdiyok kämpft um seinen letzten Neustart

Frankfurt · Im Juni ist Schluss bei Bayer 04. Eine Zukunft in Hoffenheim ist fraglich. Das 2:0 in Frankfurt nutzte der Stürmer als Bewerbungsspiel.

 Eren Derdiyoks Zeiten in Leverkusen und Hoffenheim erwiesen sich als Sackgassen, der nächste Abzweig soll zum Erfolg (zurück-)führen.

Eren Derdiyoks Zeiten in Leverkusen und Hoffenheim erwiesen sich als Sackgassen, der nächste Abzweig soll zum Erfolg (zurück-)führen.

Foto: Ksmedianet, Illustration: RP

Das Prädikat "gelungener Arbeitstag" ist selten geworden für den Fußball-Profi Eren Derdiyok - zumindest, wenn man darunter Attribute wie einen Startelfeinsatz und/oder ein Tor und/oder eine Vorlage und/oder eine mindestens ordentliche Leistung zusammenfasst. Insofern nimmt der 3. Mai 2014 durchaus eine herausragende Stellung in der jüngeren Karriere des 25-jährigen Stürmers ein. Immerhin kam er zu seinem zweiten Ligaeinsatz über volle 90 Minuten in diesem Jahr - 2013 war ihm das nur einmal vergönnt gewesen.

Derdiyok war aktiv, war Anspielstation und kluger Passgeber und bereitete zudem erstmals seit dem 25. August 2012 ein Bundesligator vor. Insofern durfte er mit der Gewissheit die Heimfahrt aus Frankfurt antreten, beim 2:0 den ersten seiner beiden letzten Auftritte im Leverkusener Trikot genutzt zu haben, um Eigenwerbung zu betreiben. Und die tut Not, denn der Schweizer steht zum wiederholten Mal vor einer Weichenstellung in seiner Laufbahn. Es ist womöglich die letzte Chance, seine fußballerische Zukunft doch noch in Bahnen zu lenken, die seinen Qualitäten entsprechen.

Mit seinem Muskelfaserriss verschaffte Dauerbrenner Stefan Kießling Derdiyok eben diese zwei Möglichkeiten, sich auf der Bundesligabühne für einen neuen Arbeitgeber zu empfehlen. Der Schweizer besitzt zwar in Hoffenheim noch einen Anschlussvertrag bis 30. Juni 2016, aber, dass er, der vor seiner leihweisen Rückkehr zu Bayer 04 im Kraichgau in die Trainingsgruppe der Aussortierten abgeschoben worden war, nun plötzlich eine zentrale Rolle in den Planungen der TSG spielen soll, scheint äußerst fraglich.

Seine zweite Chance bei Bayer konnte er unter dem Strich nicht nutzen, er blieb nur Kießlings Backup, Einsatzzeiten waren Mangelware. Letztlich zog der Werksklub die Kaufoption nicht. Das Rezept für einen positiven Neustart klingt dabei denkbar einfach: Derdiyok muss einfach nur seine vorhandenen Qualitäten auf den Platz bringen. Verantwortlichen seiner Klubs stehen die Haare zu Berge, wenn sie im Training sehen, was der physisch starke Schlaks im Stande zu leisten ist und wie selten er dies in einem Pflichtspiel abruft. Dass eine professionelle Arbeitseinstellung nicht immer durchgängig sein Ding war, lässt die Aussage Sascha Lewandowski vom Freitag vermuten.

"Ich kannte Eren aus meiner ersten Zeit bei den Profis jetzt nicht gerade als guten Trainierer", sagte Bayers Interimstrainer - um Derdiyok aber im selben Atemzug aktuell eine verbesserte Einstellung zu attestieren. Ob ein Endspurt im Bayer-Trikot ihn doch noch in den Schweizer WM-Kader spült, ist ungewiss. Fürs Aufgebot von Ottmar Hiltzfeld gelten der Nürnberger und Bald-Neu-Leverkusener Josip Drmic sowie Freiburgs Admir Mehmedi als gesetzt. Gute Chancen hat auch der Ex-Schalker Mario Gavranovic (FC Zürich). Hitzfeld stellt Spielpraxis über alles, und da hatte Derdiyok eben monatelang nicht wirklich punkten können. Sein letztes Länderspiel datiert dann auch vom 15. Oktober.

Einen Markt für den Stürmer gibt es trotz allem. Erst im Januar lehnte Bayer 04 ein Angebot aus der Türkei für ihn ab. Und auch seinem Ex-Klub FC Basel wurde in den vergangenen Jahren immer mal wieder ein Interesse an einer Rückkehr nachgesagt.

(RP)
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