Missglückter Saisonstart Drei Gründe für Bayers Schlappe im Pokal

Leverkusen · Wenn ein Bundesligist überraschend gegen einen Drittligisten verliert, ist schnell von den „eigenen Gesetzen“ des DFB-Pokals die Rede. Bayer Leverkusens Aus in der ersten Runde ist allerdings kein Beleg für die ewige Floskel.

Torschütze Kevin Conrad (r.) feiert im Rücken von Exequiel Palacios und Patrik Schick (v.l.) seinen Treffer zum 4:2.

Torschütze Kevin Conrad (r.) feiert im Rücken von Exequiel Palacios und Patrik Schick (v.l.) seinen Treffer zum 4:2.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Sportliche David-gegen-Goliath-Geschichten haben einen gewissen Reiz. Auf der einen Seite der hoffnungslos überlegene Favorit, auf der anderen der Außenseiter, der sich mutig dem ungleichen Duell stellt – und gewinnt. Bayers 3:4 (2:3) in Elversberg ist allerdings nur auf den ersten Blick das nächste Kapitel in der Sammlung heroischer Pokalgeschichten. Denn weder war das Stadion der Saarländer ein Hexenkessel, noch überraschte die Mannschaft von Trainer Horst Steffen die Werkself mit taktischen Kniffen. Stattdessen präsentierte sich der Goliath aus Leverkusen fahrig und ineffektiv. Der Nackenschlag im Saarland hatte vor allem drei Gründe.

Einstellung Wann genau die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane den Ernst der Lage in der ihr zunehmend entgleitenden Partie erkannte, ist ungewiss. Sicher ist, dass es zu spät war. Das erste Gegentor nach etwa zwei Minuten war die Konsequenz einer Defensivleistung, die mit passiv noch galant umschrieben ist. Dem zweiten Gegentor ging ein unnötiges Foul im eigenen Strafraum voraus, das dritte war die Folge eines einfachen, aber effektiven Konters über drei Stationen. Noch simpler war das 2:4 aus Leverkusener Sicht: Eckball, Kopfball, Tor. „Es war von Anfang an eine Katastrophenleistung von uns, sowohl offensiv als auch defensiv. Wir waren immer einen Schritt zu spät und gedanklich nicht schnell genug“, sagte Robert Andrich. Elversberg sei zurecht in die zweite Runde eingezogen. „Fußballerisch waren wir nicht besser.“ Das ist angesichts des Zwei-Klassen-Unterschieds auch mit der fehlenden Bereitschaft zu erklären, ans Limit zu gehen.

Taktik Elversberg spielte exakt so, wie es von dem Aufsteiger in die 3. Liga zu erwarten war. Die Saarländer standen hoch, pressten konsequent und ließen den Ball ebenso schnörkellos wie effektiv laufen. Dabei erarbeiteten sie sich immer wieder gute Gelegenheiten. „Sie haben sich eine Spielidee erarbeitet, von der sie nicht groß abweichen werden, weil sie ihre Stärke ist“, sagte Gerardo Seoane vor der Partie. Der Trainer der Werkself wusste also, was auf ihn zukommt. Er wird sein Team entsprechend vorbereitet haben. Auf dem Rasen war davon indes nicht viel zu sehen. Bayer gewährte den Gastgebern vor allem im Mittelfeld großzügig Räume, dazu hakte es im Zusammenspiel der Mannschaftsteile. Personalentscheidungen wie Odilon Kossounou oder Charles Aránguiz in der Startelf gingen nicht auf, Mitchel Bakker war auf der linken Seite ein Totalausfall. In Sardar Azmoun nahm Seoane zudem den besten Feldspieler zur Halbzeit vom Platz – aus taktischen Gründen. „Wir wollten das Mittelfeld stärken, weil wir zu viele Räume offenbart haben“, begründete der Coach. So musste der quasi als zweiter Stürmer agierende Iraner für Paulinho weichen und Adam Hlozek übernahm die Position zentral hinter seinem Landsmann Patrik Schick. Doch ohne Azmouns Kreativität und öffnende Pässe erspielte sich die Werkself deutlich weniger klare Chancen als in der ersten Halbzeit.

Ineffektivität Vor allem in den ersten 45 Minuten hatte Bayer diverse Gelegenheiten, die Elversberger in die Schranken zu weisen. Doch Azmoun traf nur den Innenpfosten (32.) und Patrick Schick scheiterte mehrfach an Nicolas Kristof im Tor der Saarländer (11./19./23.). Die eingewechselten Offensivkräfte Karim Bellarabi (91.) und Joel Pohjanpalo (90.+6) änderten mit ihren Abschlüssen ebenfalls nichts an der schlechten Quote bei der Chancenverwertung. Seoane wollte das aber nicht als Ausrede für das Aus gelten lassen. „Wir haben nur kurzzeitig aufblitzen lassen, zu was wir offensiv fähig sind. Insgesamt waren wir von Anfang an nicht wachsam und nicht kernig genug – und zu fehlerhaft mit dem Ball. Das war in allen Belangen mit ungenügend zu bewerten.“