Krise der Werkself Drei Erkenntnisse aus dem Frankfurt-Spiel

Leverkusen · Das 1:2 bei der Eintracht hat drei Ursachen, die symptomatisch für die schwache Saison der Werkself sind. Eine Übersicht.

 Abwehrspieler Jonathan Tah tröstet seinen Teamkollegen Aleksandar Dragovic (r.), im Hintergrund schlurft Tin Jedvaj nach dem 1:2 vom Platz.

Abwehrspieler Jonathan Tah tröstet seinen Teamkollegen Aleksandar Dragovic (r.), im Hintergrund schlurft Tin Jedvaj nach dem 1:2 vom Platz.

Foto: dpa/Hasan Bratic

Gut gespielt und nichts gewonnen – so lassen sich die rund 90 spektakulären Minuten in Frankfurt treffend zusammenfassen. Die Niederlage zementiert die Lage im grauen Mittelfeld der Tabelle. Es bleibt bei 18 Punkten aus 15 Spielen, was freilich viel zu wenig ist. Im Wesentlichen hat das 1:2 im Rhein-Main-Duell drei Ursachen.

Mangelnde Männlichkeit Torwart Lukas Hradecky fand nach dem Abpfiff deutliche Worte. Ihm ist vor allem die entschlossene Art der Frankfurter aufgefallen, von der sich die Werkself sichtlich beeindrucken ließ. „Das war immer die Stärke der Frankfurter. Wir wussten, was auf uns zukommt“, sagte Hradecky, der als Pokalsieger von der Eintracht zur Werkself wechselte. „Wir können einiges von ihnen lernen.“ Er betonte, dass Bayer 04 eine junge und talentierte Mannschaft habe, aber das nicht alles sei. „Wir wollten auch männlich agieren, aber diese Qualität fehlt uns ein bisschen. Das ist in solchen Spielen entscheidend.“

Trainer Heiko Herrlich stimmte am Montag seinem Schlussmann zumindest indirekt zu. Nur sprach er nicht von Männlichkeit, sondern von fehlender Intensität und Bereitschaft, in Zweikämpfen ans absolute Limit zu gehen. „Uns fehlte vor allem bei den Gegentoren die Aggressivität“, sagte der 47-Jährige. „Das hat nichts mit Talent oder Qualität zu tun, sondern mit Mentalität.“

Keine Kaltschnäuzigkeit Der Leverkusener Angriff ist zu harmlos. Oft kombinierte sich die Werkself zwar gefällig Richtung Tor, doch spätestens ab dem Sechzehner verpuffte die Dynamik, oder es folgte ein Abschluss mit überschaubarer Torgefahr. Bezeichnend dafür waren die vergebenen Großchancen durch Julian Brandt in der ersten Halbzeit sowie die auf dem Silbertablett servierte Gelegenheit von Kevin Volland kurz vor dem Schlusspfiff.

Doch anstatt sich die Ecke auszugucken und den Ball sicher im Tor unterzubringen, schoss der Angreifer Kevin Trapp an. So blieb es beim 1:2 und null Punkten. Dass Volland mit fünf Treffern in 15 Ligaspielen Bayers bester Torschütze ist, spricht ebenfalls Bände. Der Mannschaft fehlt es an Durchschlagskraft. Daran ändern auch Schützenfeste wie das 5:1 in der Europa League gegen Larnaka nichts.

Druck, Druck, Druck Es wird nach der Niederlage nicht ruhiger unter dem Bayer-Kreuz. Wieder keimen Diskussionen um Herrlich auf, wieder werden Nachfolger gehandelt. Diesmal soll es der Ex-Dortmunder Peter Bosz sein, der den 47-Jährigen noch in der Winterpause beerben wird. „Wir stehen jetzt brutal unter Druck“, sagte Jonathan Tah mit Blick auf die Partien am Mittwoch beim FC Schalke 04 (18.30 Uhr) sowie am Samstag gegen Berlin (15.30 Uhr). Der Saisonverlauf zeigt, dass das Team dem Druck nicht gewachsen zu sein scheint. Immer wenn es möglich war, einen Schritt nach oben zu machen, stolperte die Werkself. Das ist nicht nur mit physischen Aspekten zu erklären.

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