Siegesserie trotz Verletztenliste Diese Werkself kompensiert offenbar alles

Glasgow · Schon der langfristige Ausfall von Kevin Volland warf die Frage auf, ob Bayer ein Leistungsknick droht. Mehrere Verletzungen später zeigt sich: An Leistungsträgern mangelt es Trainer Peter Bosz nicht.

 Die rund 900 mitgereisten Fans aus Leverkusen feiern ihre Mannschaft nach dem 3:1-Auswärtssieg bei den Glasgow Rangers.

Die rund 900 mitgereisten Fans aus Leverkusen feiern ihre Mannschaft nach dem 3:1-Auswärtssieg bei den Glasgow Rangers.

Foto: AP/Scott Heppell

Die Werkself flog mit Sorgen im Gepäck nach Schottland. Gleich sechs Stammkräfte fehlten an Bord. Kevin Volland (Syndesmoseriss) war bis zu seiner Verletzung Bayers Topscorer, Sven Bender (Innenbandverletzung) der eigentlich unverzichtbare Abwehrchef. Nadiem Amiri (Kapselruptur in der Schulter) zeigte sich zuletzt in Topform und auch Daley Sinkgraven (Halsentzündung) machte mit guten Leistungen auf sich aufmerksam. Der letzte im Kader verbliebene klassische Stürmer Lucas Alario (Schulterprobleme) konnte ebenfalls nicht mitfliegen. Das galt auch für Kapitän Lars Bender (Hüftprellung).

Trotz der namhaften Verletztenliste setzte sich Bayer mit einer reifen Leistung 3:1 (1:0) bei den Glasgow Rangers durch. Das für kommenden Donnerstag geplante Rückspiel in Leverkusen ist wegen der Corona-Krise zwar abgesagt, aber sollte die Europa League in welcher Form auch immer fortgesetzt werden, steht Leverkusen mit großer Wahrscheinlichkeit im Viertelfinale. Sechs von acht Hinspielen der Achtelfinals wurden noch ausgetragen. Am Freitag zog der europäische Fußballverband Uefa die Reißleine und setzte den Spielbetrieb in Champions- und Europa League vorerst aus.

Ob und wie die Wettbewerbe fortgesetzt werden können, will die Uefa am Dienstag entscheiden. In der Liga hat sich die Werkself an die Top-Teams herangerobbt, doch auch das Spiel am Montag in Bremen wurde von der Stadtverwaltung der Gastgeber noch vor dem Entscheid der DFL abgesagt. Eine laut Sportgeschäftsführer Rudi Völler „vernünftige Entscheidung“. Im Pokal steht als nächste Aufgabe das Halbfinale beim Viertligisten Saarbrücken an. Kurz gesagt: Bayer hat einen Lauf.

Das liegt vor allem daran, dass die zweite Reihe etwaige Ausfälle scheinbar mühelos auffangen kann und es derzeit anscheinend keinen Unterschied macht, wen Trainer Peter Bosz auf den Platz schickt. Ein Beispiel ist Aleksandar Dragovic, der zuletzt kaum noch zum Zug kam, in Glasgow aber in der Startelf stand und ein gutes Spiel machte. Der Österreicher hadert schon lange mit seiner Rolle als Ersatzmann und sein Abschied im Sommer ist wahrscheinlich. Dennoch nutzte er die Chance und überzeugte in der Innenverteidigung gegen die keinesfalls harmlosen Rangers.

Hinzu kommt die Variabilität im Kader. Dass Leon Bailey nach seiner Einwechslung den 3:1-Entstand erzielte, passt ebenso ins Bild wie die Tatsache, dass Kai Havertz zuletzt auch in der ungewohnten Rolle der vordersten Sturmspitze glänzte. Und dann ist da noch Paulinho, der im Sommer 2018 als Flügelspieler verpflichtet wurde, aber zuletzt im Mittelfeld mit zwei Toren und einer Vorlage beim 4:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt brillierte, nachdem er rund anderthalb Jahre kaum zum Zug kam.

„Ich rede nicht gerne über einzelne Spieler“, sagte Bosz noch vor dem Sieg in Glasgow. Ihm gehe es stets um das gesamte Team. „Ich denke nicht, dass es eine individuelle Leistung ist, ein Spiel zu gewinnen oder zu verlieren, sondern immer eine der gesamten Mannschaft.“ Es wirkt, als hätten alle Spieler im Kader diese Einstellung übernommen. Jeder springt für den anderen ein.

Auch Völler ist davon überzeugt, dass das Team für alle Herausforderungen gerüstet ist. „Wir haben ja in der Winterpause mit Edmond Tapsoba und Exequiel Palacios nochmal personell nachgelegt, damit der Trainer gerade in den Englischen Wochen rotieren kann“, sagte der 59-Jährige. „Das hat er bisher hervorragend gemacht.“

Ausfälle zu beklagen, sei ohnehin nicht sein Ding: „Wir dürfen nicht jammern, denn bei anderen Klubs ist es ja auch so. Wir müssen eben das Beste daraus machen.“ Genau das ist derzeit die Maxime beim Werksklub.

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