Saisonziele wackeln Bayers Träumer müssen aufwachen

Meinung | Leverkusen · Die Profis von Bayer Leverkusen sollten schnellstmöglich ihre Form finden, wenn sie in der kommenden Saison wieder die Champions-League-Hymne live im Stadion hören wollen, meint unser Autor.

 Leverkusens Kerem Demirbay und der Mainzer Moussa Niakhaté (r.) in Aktion.

Leverkusens Kerem Demirbay und der Mainzer Moussa Niakhaté (r.) in Aktion.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Es ist schnell ein – Entschuldigung – geflügeltes Wort geworden, als Gerhard Schröder einst im Bundestagswahlkampf „hinten sind die Enten fett“ sagte. Mit dem Sprachbild ist gemeint, dass immer erst am Ende abgerechnet wird, sei es bei einer Wahl, einer Saison in der Bundesliga oder einem einzelnen Spiel. Im Lichte dieser schlichten Tatsache gibt die Verfassung der Werkself Anlass zur Sorge. Ab der 85. Minute noch ein 2:0 zu verspielen, ist eine Negativleistung, die nicht oft vorkommt. Bayer gelingt es aber mit irritierender Häufigkeit, die gerade gewonnen geglaubte Kontrolle über einen Gegner zu verlieren.

In drei Wettbewerben hat sich Leverkusen ehrgeizige Ziele gesetzt. Im Pokal war es ein Last-Minute-K.o. beim Viertligisten Rot-Weiss Essen, der die Träume vom zweiten Finaleinzug in Serie platzen ließ. Gegen Bayern München war es Sekunden vor dem Schlusspfiff Robert Lewandowski, der Bayer von der Tabellenspitze stürzen und als Vizekusen in die kurze Winterpause gehen ließ. In der 88. Minute machte Union Berlins Cedric Teuchert Leverkusen zum Verlierer. Und nun also der schmerzhafte Punktverlust gegen den Abstiegskandidaten aus Mainz.

Bayers Träumer müssen dringend aufwachen, wenn sie nächste Saison wieder die Champions-League-Hymne live im Stadion hören wollen. Neben den üblichen Verdächtigen aus München und Leipzig haben sich auch Eintracht Frankfurt und der VfL Wolfsburg ins Rennen um die Königsklasse zurückgemeldet – und die überzeugen derzeit mit konstanten Leistungen. Dahinter lauern in Schlagdistanz Dortmund und Gladbach, die aktuell zwar nicht stabil, aber jederzeit in der Lage sind, eine Serie zu starten. Selbst Freiburg und Union können bei der Vergabe der internationalen Plätze noch ein Wörtchen mitreden.

Für Trainer Peter Bosz ist freilich viel zu tun. Noch mehr ist es aber der Job der Spieler, ihre Aufgaben auch in der 88., 89. oder 92. Minute noch konzentriert zu erfüllen. Sonst könnte schnell das böse tabellarische Erwachen folgen.

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