Bayer Leverkusen Der Rückblick verklärt die Gegenwart

Leverkusen · Warum Fußball Bundesligist Bayer 04 in der aktuellen Situation schlecht beraten ist, auf die famose Vorrunde zu verweisen, und warum diese Hinrunde momentan eher einem Fluch der guten Tat gleicht.

Bundesliga 13/14, Bayer - Schalke: Einzelkritik
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Bundesliga 13/14, Bayer - Schalke: Einzelkritik

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Die beste Nachricht des Wochenendes hatte Bayer 04 schon vor dem Schalke-Spiel erreicht. Die Fortsetzung des TelDaFax-Prozesses um mögliche Millionen-Rückzahlungen wurde von Mittwoch auf Ende Mai verlegt. Aus Sicht des Vereins bleibt in diesen Tagen also zumindest diese medienrelevante Baustelle geschlossen. Ein Fakt, der Bayer 04 gelegen kommen dürfte, bietet die aktuelle Situation doch schon Baustellen genug.

Die vielleicht größte könnte sich dadurch eröffnen, dass die Beteiligten das momentane Ausbleiben der Ergebnisse vor dem Hintergrund einer (zunehmend verblassenden) famosen Hinrunde verklären. "Eins ist ja klar: Wir sind immer noch Zweiter. Und das ist kein Zufall. Das haben wir uns in der Vorrunde redlich verdient, teilweise auch in der Rückrunde", sagte Sportdirektor Rudi Völler nach dem 1:2 gegen den FC Schalke 04. Und auch bei Trainer Sami Hyypiä schwang eine Portion Trotz mit, als er sagte: "Wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir zu diesem Zeitpunkt vor Dortmund auf Platz zwei liegen, hätte ich den für verrückt erklärt."

Fakt ist indes: Der Punkte-Winterspeck, den sich Bayer 04 bis zum 7. Dezember angefressen hatte, ist heuer fast gänzlich aufgezehrt. Der stolze Blick zurück erscheint manchem dabei wie eine getrübte Sicht aufs aktuelle Stolpern. Der Fluch der guten Tat hat die Messlatte für Bayer 04 sehr hoch gelegt — höher als es der realistischen Bewertung eigener Möglichkeiten entspricht. In den vergangenen sechs Bundesligaspielen holte die Werkself magere sechs Punkte. Die Bayern in denselben 18, Schalke 16, Dortmund elf und Wolfsburg zehn. Hatte Leverkusen nach dem Sieg in Dortmund noch die einmalige Chance, Platz zwei nachhaltig zu zementieren, ist das Rennen nun wieder offener denn je. Was mit den Spielen gegen Kaiserslautern, Schalke und Paris als "Woche der Wahrheit" die Runde machte, hat das Umfeld bislang gehörig ernüchtert. Der triumphale Tanz auf drei Hochzeiten ist merklich aus dem Takt geraten. "Wenn es läuft, dann läuft es, und manchmal weiß man gar nicht, wieso. Und jetzt müssen wir halt die Erfolgswahrscheinlichkeit wieder erhöhen", sagt Kapitän Simon Rolfes.

Im Moment summieren sich kleine Puzzleteile zur Durststrecke. Die fehlende Durchschlagskraft gegen tief stehende Gegner bleibt ein nicht zu behebendes Manko. Die Chancenverwertung hat Luft nach oben. Auf der linken Abwehrseite fehlt auch nach der Verpflichtung von Andres Guardado eine Optimallösung. Das Trainerteam um Sami Hyypiä steht vor der Herausforderung, neue Reize zu setzen, und sieht sich verstärkt kritischen Fragen bezüglich Personalentscheidungen und Taktik gegenüber.

Und jetzt kommt Paris. Was mal als Bonbon auserkoren war, ist nun in erster Linie das nächste Pflichtspiel, in dem es gilt, dem Negativtrend entgegenzutreten.

(RP)
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