Bayer Leverkusen Der Kapitän geht - der Verein ist geschockt

München · Simon Rolfes hat das Ende seiner aktiven Laufbahn angekündigt - ohne seine Mitspieler darüber vorab zu informieren. Völler wusste Bescheid.

 Nach zehn Jahren bei Bayer Leverkusen ist für Simon Rolfes am Ende der Saison der Zeitpunkt gekommen, Schluss zu machen.

Nach zehn Jahren bei Bayer Leverkusen ist für Simon Rolfes am Ende der Saison der Zeitpunkt gekommen, Schluss zu machen.

Foto: Dpa

Die Augen weit aufgerissen, mit Fragezeichen darin - auf der Suche nach der versteckten Kamera. Stefan Kießling stand völlig baff in der Mixed Zone. Die versammelte Journalistenschar hatte ihn gerade darüber in Kenntnis gesetzt, dass Simon Rolfes nach der Saison seine Karriere beenden wird. "Ich bin geschockt und ein bisschen neben der Spur", sagte Kießling, sichtlich nach Worten ringend. "Normal reden wir über viele Dinge. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Wir spielen neun Jahre zusammen. Ich werde jetzt mal direkt zu ihm gehen und darüber sprechen", erklärte Kießling und verschwand nach der 0:1-Niederlage beim FC Bayern im Mannschaftsbus. Auf Rolfes musste er aber noch etwas warten.

Der 32-Jährige kam als letzter Spieler aus der Kabine. Strahlend erklärte seine Beweggründe für den Schritt, den er den überraschten Bayer-Verantwortlichen am Freitag mitgeteilt hatte: "Ich habe für mich beschlossen, im Sommer die aktive Fußballerkarriere zu beenden. Ich habe zehn wunderschöne Jahre hier gehabt. Ich bin gesund, topfit, das ist ein guter Abschluss. Irgendwann ist die Zeit gekommen, so eine Entscheidung zu fällen. Für mich war wichtig, im Guten zu gehen. Ich bin noch leistungsfähig und habe ein wunderbares Verhältnis zum Verein." Dass er seine Mitspieler und vor allem Kumpel Kießling von der Entscheidung nicht in Kenntnis gesetzt hatte, verteidigte Rolfes: "Sie sollten sich aufs Spiel konzentrieren. Deswegen musste Stefan das vielleicht etwas überrascht zur Kenntnis nehmen, aber es freut mich, dass er so gerne mit mir zusammengearbeitet hat."

Kießlings Plänen, den Kapitän vielleicht doch noch zum Bleiben zu überreden, erteilte Rolfes umgehend eine Absage: "Mal gucken, wie er es versucht, aber es war eine bewusste Karriereentscheidung, und da bin ich auch standhaft."

Dass Rolfes im Alter von 33 Jahren und topfit, wie er selbst sagt, abtritt, ist eine Seltenheit im Profifußball. Rudi Völler sagte: "Die aktive Zeit ist die schönste Zeit. Die sollte man so lange genießen, wie es geht." Auch der Leverkusener Sportdirektor hatte versucht, Rolfes von einer Vertragsverlängerung über 2015 hinaus zu überreden. Nach dem Champions-League-Spiel in Monaco hatte Völler noch gesagt, er sei positiv gestimmt, was einen Verbleib von Rolfes im Kader angeht.

So gibt es aber einen neuen Lebensabschnitt im Sommer für den 26-fachen deutschen Nationalspieler. Rolfes macht sich mit einer Beraterfirma für Sportlerkarrieren selbstständig. "Jetzt werde ich sechs Monate noch als Profifußballer Gas geben und dann gibt es eine neue Aufgabe, auf die ich mich auch riesig freue. Da kann ich Ideen, die ich über eine Zeit entwickelt habe, selbst verwirklichen."

Rolfes war 2005 für etwa 800 000 Euro von Alemannia Aachen zu Bayer Leverkusen gewechselt und hatte sich fortan bei der Werkself zur Führungsfigur entwickelt. Für die deutsche Nationalmannschaft absolvierte er 26 Länderspiele.

(RP)
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