6:2-Sieg gegen OGC Nizza Das Spiel, das die Werkself gebraucht hat

Leverkusen · Das 6:2 gegen Nizza ist eine Antwort auf die Frage, wie schlagkräftig Bayer Leverkusens Offensive in dieser Saison sein kann. Trainer Peter Bosz will das Ergebnis nicht zu hoch hängen, Leon Bailey widmet den Sieg den ausgeschlossenen Fans.

 Schwarz-Rotes Jubelrudel: Moussa Diaby, Jonathan Tah, Aleksandar Dragovic, Julian Baumgartlinger und Wendell feiern den eingewechselten Doppeltorschützen Karim Bellarabi (r.) nach dessen Treffer zum 5:1.

Schwarz-Rotes Jubelrudel: Moussa Diaby, Jonathan Tah, Aleksandar Dragovic, Julian Baumgartlinger und Wendell feiern den eingewechselten Doppeltorschützen Karim Bellarabi (r.) nach dessen Treffer zum 5:1.

Foto: imago images/Eibner/Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de

Ob Nadiem Amiri kurz vor dem Anpfiff noch einen schnellen Blick in das Stadionheft geworfen hat, ist nicht überliefert. Sicher ist, dass der Torschütze zum 1:0 nach dem Spiel das von Sportgeschäftsführer Rudi Völler im Vorwort geforderte „Ausrufezeichen“ als gesetzt bestätigte. Der 6:2-Erfolg gegen OGC Nizza sei gar ein „dickes Ausrufezeichen“, betonte der Nationalspieler, der in der 11. Minute erst den verdutzten Dante düpierte und dann kaltschnäuzig abschloss.

Europa League 2020/21: Bayer Leverkusen gegen Nizza: die Einzelkritik
17 Bilder

Bayer - Nizza: die Werkself in der Einzelkritik

17 Bilder
Foto: AP/Marius Becker

Es war der Auftakt eines denkwürdigen Abends. Amiri und Lucas Alario hatten ihrem Team früh einen beruhigenden Vorsprung verschafft, ehe Nizza den Anschluss herstellte und Bayer in den 15 Minuten vor sowie nach der Halbzeit Probleme bereitete. Doch dann traf Moussa Diaby zum 3:1 und Bayer spielte sich in einen Rausch. Karim Bellarabi ließ kurz nach seiner Einwechslung einen Doppelpack folgen, Florian Wirtz krönte sein Comeback nach überstandener Bauchmuskelverletzung mit dem Treffer zum 6:1. Dass die Franzosen kurz vor dem Abpfiff verkürzen konnten, hat Bayer indes einen Rekord verdorben. Denn einen Sieg mit fünf Toren Unterschied gab es noch nie in der Europa League. So blieb es aber immerhin bei der Bestmarke des ersten Leverkusener Erfolgs mit sechs eigenen Treffern auf der internationalen Fußballbühne.

Für die Spieler waren derartige Gedankenspiele freilich irrelevant. Sie genossen einfach den Moment. Lars Bender freute sich vor allem für die zuletzt nicht mehr sonderlich durschlagskräftige und daher oft gescholtene Offensive. „Das Ergebnis tut den Jungs vorne und auch uns als Mannschaft gut“, sagte der eigentliche Ex-Kapitän, der aber in Vertretung seines angeschlagenen Nachfolgers Charles Aránguiz doch wieder die Binde trug. Allerdings schränkte der 31-Jährige ein: „Es war nicht so leicht, wie es das Ergebnis vermuten lässt.“ Das Resultat sei „vielleicht ein bisschen hoch, aber wir sind zufrieden, dass wir wieder Tore geschossen haben.“

Die Gefühlswelt des zweifachen Vorlagengebers Leon Bailey sah ähnlich aus. Der Jamaikaner war rundum glücklich mit dem gelungenen Start in die Europa League. „Es war ein großartiges Spiel und hat sehr viel Spaß gemacht – und auch für die Fans war es toll. Das ist der Fußball, den wir brauchen“, sagte der 23-Jährige. „Wir haben viel Selbstvertrauen für die nächsten Spiele getankt.“

Das wird Heiko Herrlich wohl nicht gerne hören. Der ehemalige Trainer der Werkself kommt mit dem FC Augsburg am Montag in die BayArena (20.30 Uhr). Sein Nachfolger in Leverkusen war Peter Bosz, der im Januar 2019 die Mannschaft übernahm. Der Niederländer war freilich ebenfalls angetan vom Auftritt seines Teams gegen den vermeintlich stärksten Gruppengegner aus Nizza. „Die ersten 25 Minuten waren wir gut, danach nicht mehr, deswegen war ich unzufrieden zur Halbzeit. Danach haben wir es wieder besser gemacht und am Ende 6:2 gewonnen“, fasste der Niederländer das Spiel kurz und knapp zusammen.

Die Frage, ob nun der sprichwörtliche Knoten in Bayers Offensive geplatzt sei, beantwortete Bosz eher abwiegelnd: „Ich glaube, dass vorher nicht alles so schlecht war, wie es manche gesagt haben. Aber genauso ist jetzt nach dem einen Spiel nicht alles so gut, wie es vielleicht aussieht. So funktioniert das nicht im Fußball.“ Die Wahrheit, betonte der 56-Jährige, liege eher irgendwo in der Mitte: „Wir müssen jetzt nicht übertreiben – weder nach unten, noch nach oben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort