„Bin hungrig auf Fußballspielen“ Demarai Gray will raus aus der Achterbahn

Leverkusen · Der 24-jährige Flügelspieler Demarai Gray sieht in Bayer Leverkusen die große Chance, seine zuletzt ins Stocken geratene Karriere voranzutreiben. Der Winterzugang von Leicester City hat sich viel vorgenommen und will nicht mehr nur Ersatzspieler sein.

 Demarai Gray (l.) und Moussa Diaby jubeln über das Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen den FSV Mainz.

Demarai Gray (l.) und Moussa Diaby jubeln über das Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen den FSV Mainz.

Foto: imago images/Chai v.d. Laage/Gladys Chai von der Laage via www.imago-images.de

Viel besser hätte Demarai Grays Start bei der Werkself kaum laufen können. Trainer Peter Bosz gewährte ihm bislang 34 Minuten als Einwechselspieler. Die knappe Zeit reichte ihm, um beim 5:2 gegen Stuttgart ein Tor, und beim 2:2 gegen Mainz eine Vorlage beizusteuern. Entsprechend zufrieden ist der 24-jährige Engländer mit seinen ersten knapp zwei Wochen in Leverkusen. „Es war ein großartiger Start für mich, aber ich hebe nicht ab“, sagt er bei seiner Vorstellung in der BayArena. Dranbleiben sei nun seine Devise.

Gray weiß wie es ist, trotz harter Arbeit im Training nicht mehr zum Zug zu kommen. In Leicester kam er in der laufenden Saison nur zu einem Kurzeinsatz in der Premier League. Ansonsten war er entweder nicht im Kader oder in der zweiten Mannschaft des Englischen Meisters von 2016. Das war nicht immer so. In der Saison 2019/20 kam er häufig als Einwechselspieler zum Einsatz. In den Jahren zuvor war Gray oft Teil der Startelf. Insgesamt kommt er auf 133 Premier-League-Einsätze für seinen ehemaligen Klub. Dabei gelangen ihm zehn Tore und elf Vorlagen.

„In Leicester hatte ich nicht mehr die Perspektive, zu spielen. Die Herausforderung in Leverkusen kam genau richtig, um meine persönliche Komfortzone zu verlassen und etwas Neues zu versuchen“, sagt Gray, der Anfang 2016 aus dem geografisch nahen Birmingham zum späteren Überraschungsmeister wechselte. „Manchmal brauchen Spieler einen Neustart in einer neuen Umgebung, um sich zu entwickeln.“ Er sei jedenfalls „hungrig“ darauf, wieder regelmäßig Fußball zu spielen. „Die Zeit in Leicester war wie eine Achterbahn für mich“, sagt er.

Er habe sich vor dem Wechsel einige Spiele von Leverkusen angeschaut und der Stil sei perfekt für ihn, betont der 24-Jährige. Zudem habe er sich bei Timothy Fosu-Mensah informiert, was ihn erwarte. Bayers anderer Winterzugang aus der Premier League konnte demnach nur Gutes berichten. Intensive Attacke, schnelles Spiel und stets im Vorwärtsgang – das ist für den Linksaußen der richtige Weg zu großen Zielen. „Bayern München ist der Topklub in der Bundesliga, aber Leverkusen ist ein Verein, der um die Champions League und Titel spielen kann“, ist Gray überzeugt.

Doch auch ihm sind die aktuellen Probleme des Werksklubs nicht entgangen – wie etwa beim 2:2 zuletzt gegen Mainz oder beim 1:2 im Pokal in Essen. „Das müssen wir genau analysieren und verbessern. Die Art und Weise, wie wir das Spiel verloren haben, ist nicht akzeptabel. Aber wir wissen um die Qualität und das Potenzial im Team.“ Der gebürtige Birminghamer ist sich bewusst, was von ihm bei Bayer erwartet wird. Er kam ablösefrei, durch Boni könnten dem Vernehmen nach knapp eine Million Euro für den Flügelspieler fällig werden – ein Schnäppchenpreis angesichts seines geschätzten Marktwerts von rund zwölf Millionen Euro. Sein Vertrag lief im Sommer aus, an einer Verlängerung war Leicester nicht interessiert. In Leverkusen hat er bis Sommer 2022 unterschrieben.

„Auf meiner Position geht es auch um Statistiken und Zahlen. Ich will die beste Rolle spielen, die ich kann – und das auf einem konstanten Level.“ Ihm geht es vor allem um Tore und Vorlagen. Immer wieder betont er die Wichtigkeit der persönlichen Statistik. Auf die kurze Vertragsdauer angesprochen reagiert er eher ausweichend. Er hoffe, dass er „eine Weile“ in Leverkusen spielen werde und freue sich auf die Zukunft.

Auf die Jokerrolle will er sich aber angesichts seines gelungenen Einstands als Option von der Ersatzbank nicht reduzieren lassen. „Das hatte ich schon in Leicester. Es ist schön, der Mannschaft als Einwechselspieler zu helfen, aber ich will so oft es geht auf dem Platz stehen – auch in der Startelf.“ Das ist zumindest eine kleine Kampfansage an die bislang gesetzten Positionskonkurrenten Leon Bailey und Moussa Diaby, für die Gray mehr als nur eine Entlastung sein will. Ohnehin wirkt der Angreifer betont selbstbewusst, wenn er sagt: „Ich will der Bundesliga meinen Stempel aufdrücken.“

Bis dahin ist es freilich ein sehr weiter Weg, doch der erste kleine Schritt ist gemacht.

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