1:1 zum Ligastart Union verpasst gegen Bayer nicht nur auf dem Rasen Chancen

Berlin · Unangenehme Nebengeräusche begleiten Bayer Leverkusens 1:1 bei Union Berlin – nicht nur wegen der Pfiffe gegen Jonathan Tah und Nadiem Amiri.

Nadiem Amiri (2.v.l.) bejubelt mit seinen Teamkollegen Patrik Schick (l.) und Odilon Kossounou das Tor zum 1:1 gegen Union Berlin.

Nadiem Amiri (2.v.l.) bejubelt mit seinen Teamkollegen Patrik Schick (l.) und Odilon Kossounou das Tor zum 1:1 gegen Union Berlin.

Foto: dpa/Andreas Gora

 Dirk Zingler hatte die Wahl. Im Halbzeit-Interview bei „Sky“ sollte der Präsident von Union Berlin zu den Pfiffen gegen Bayer Leverkusens Jonathan Tah und Nadiem Amiri Stellung beziehen – eigentlich eine schöne Gelegenheit, sich und den Klub gegen Rassismus und für respektvollen Umgang zu positionieren. Stattdessen sagte Zingler lapidar, dass es das „gute Recht“ der Fans sei, die beiden Spieler auszupfeifen. Chance verpasst. Nicht nur wegen der Nebengeräusche von den Rängen hatte das 1:1 (1:1) zum Ligastart einen unangenehmen Beigeschmack.

Bundesliga: Union Berlin gegen Bayer 04 Leverkusen - die Werkself in der Einzelkritik
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Foto: AP/Michael Sohn

Zur Erinnerung: Amiri soll im Januar von Unions Florian Hübner, der jetzt in Nürnberg spielt, rassistisch beschimpft worden sein. Endgültig konnte ihm die verbale Entgleisung nicht nachgewiesen werden. Trotzdem wurde er für zwei Spiele gesperrt. Tah war es, der den Fall nach der Partie im TV-Interview ins Rollen brachte und seinem Teamkollegen mit klaren Worten beisprang. Ob rund sieben Monate später Pfiffe bei jedem Ballkontakt eine passende Reaktion darauf sind, muss jeder Union-Fan für sich beurteilen.

Das gilt auch für das Transparent an der Haupttribüne. Darauf wurde höchst politisch das Ende aller Corona-Beschränkungen gefordert – mit dem Zusatz „volles Stadion, volles Leben!“, der angesichts steigender Inzidenzen und der Sorge vor einer vierten Welle für manchen Beobachter mindestens deplatziert wirkt. Hinzu kommt, dass der Union-Profi Robert Andrich nicht gegen Leverkusen spielte. Berlins Sportchef Oliver Ruhnert erklärte, dass er einen Zusammenhang zwischen dem Verzicht auf den 26-jährigen Mittelfeldspieler und einem möglichen Wechsel nach Leverkusen nicht ausschließen könne.

Fußball wurde aber auch im Stadion an der Alten Försterei gespielt. In einer wilden Anfangsphase gingen die Köpenicker durch Taiwo Awoniyi in Führung (7.), Leverkusens Moussa Diaby erzielte kurz danach den Ausgleich (12.). Anschließend war Bayer lange spielbestimmend, verlor aber in der zweiten Halbzeit den Faden und Union kam wieder zu guten Chancen. Es war eine offene Partie. „Ich bin zufrieden, weil die Mannschaft nach der wirklich schwachen erste Hälfte Charakter bewiesen und eine Reaktion gezeigt hat“, sagte Berlins Trainer Urs Fischer. Sein Pendant und Landsmann Gerardo Seoane sprach von einem gerechten Remis und lobte sein Team: „Da wächst was zusammen. Ich traue der Mannschaft viel zu, sie hat großes Potenzial.“

Allerdings wisse der Schweizer auch, dass er noch einige Hausaufgaben zu erledigen habe.

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