Bayer zu Gast bei den Bayern Bloß nicht an das Hinspiel denken

Leverkusen · Der FC Bayern hat die Werkself in der Hinrunde demontiert. An das demütigende 1:5 denkt Trainer Gerardo Seoane nicht mehr. Dennoch warnt er: „Topmannschaften sind immer fähig, einen in einer Halbzeit zu zerstören.“

 Das 1:5 gegen den FC Bayern in der Hinrunde war nicht nur für Bayer Leverkusens Torwart Lukas Hradecky ein Spiel zum Haareraufen.

Das 1:5 gegen den FC Bayern in der Hinrunde war nicht nur für Bayer Leverkusens Torwart Lukas Hradecky ein Spiel zum Haareraufen.

Foto: dpa/Marius Becker

Drei Minuten hatte es gedauert, ehe es 0:1 stand. Kann passieren, keine Frage, aber dass zwischen dem 0:2 und 0:5 nur sieben Minuten lagen, war ein beispielloser Vorgang in der Geschichte der Werkself. Das Hinspiel gegen Bayern München glich phasenweise einer Demütigung für Bayer Leverkusen. Noch heute dürfte so mancher Fan in Schwarz-Rot froh sein, dass der Rekordmeister nach der Halbzeit vom Gas ging und die Partie eher verwaltete als gestaltete. So blieb es nach dem Ehrentreffer von Patrik Schick bei einer in Anbetracht des Halbzeitstandes bizarrerweise erträglichen 1:5-Niederlage.

Unter dem Bayer-Kreuz denkt freilich niemand gerne an den 17. Oktober vergangenen Jahres – und Trainer Gerardo Seoane zufolge ist das auch gut so. Er bereitet seine Mannschaft auf das Rückspiel am Samstag in München vor (15.30 Uhr) und will nur nach vorne schauen. „Ich wüsste nicht, in welcher Form das Hinspiel noch eine Rolle spielen sollte. Das ist schon lange abgehakt“, betont der Coach. „Wir haben es damals deutlich aufgearbeitet. In den Köpfen der Spieler ist das nicht mehr.“

Er ist sich bewusst, dass sich eine derartige Demontage nicht wiederholen darf – auch, um den bislang starken Lauf der Werkself in der Rückrunde nicht zu gefährden. „Wir haben an diesem Tag eine Lehrstunde bekommen, was gegen eine Topmannschaft innerhalb kurzer Zeit passieren kann“, sagt Seoane. „Sie sind einfach fähig, einen in einer Halbzeit sozusagen zu zerstören.“

Es ist eine ungewöhnlich martialische Wortwahl für den Schweizer, die allerdings genau beschreibt, was Bayer damals in der desolaten Phase zwischen der 30. und 37. Minute passiert ist. Serge Gnabry, Thomas Müller und Leroy Sané spielten Katz und Maus mit den Leverkusenern, die zudem nicht in der Lage waren, Robert Lewandowski zu stoppen – eine wohl für alle Mannschaften der Welt fatale Mischung gegen die Bayern.

Das Team von Trainer Julian Nagelsmann hat in den vergangenen Wochen allerdings etwas von seiner Souveränität eingebüßt. Zwar ist die Tabellenführung nicht in akuter Gefahr, doch es ist Sand im Getriebe der lange wie geölt laufenden Tormaschine aus Bayern. Das war beim 2:4 in der Liga gegen Bochum, aber auch beim 1:1 in der Champions League gegen RB Salzburg zu sehen. Zuletzt gab es ein knappes 1:0 in Frankfurt nach dem standesgemäßen 4:1 gegen Greuther Fürth.

„Wir schauen auf unsere Leistung, auf das, was uns im Moment gut gelingt, und das, was wir noch besser machen müssen. Das stellen wir auf die Spielweise des Gegners ein“, sagt Seoane. „Andere Mannschaften haben das in der Rückrunde gegen die Bayern schon sehr gut gemacht. Wir wissen, dass sie eine schwierige Phase mit Verletzungen, Abwesenheiten und Corona-Fällen hatten.“ Dennoch will der 43-Jährige vor allem auf die Dinge achten, die er und seine Spieler direkt beeinflussen können. „Ziel ist immer, dass der Gegner kein gutes Spiel machen kann. Ich sage explizit nicht, dass ich hoffe, dass die Bayern einen schlechten Tag erwischen. Wir müssen dafür sorgen, dass sie sich nicht entfalten können.“

Im Hinspiel ist das gründlich misslungen. Das Nachschiebeverhalten hat nicht gepasst, die Lücken zwischen den Mannschaftsteilen, aber auch einzelnen Spielern waren zu groß. Das kam der beweglichen und variablen Spielweise des Rekordmeisters entgegen. „Wir müssen als Mannschaft erst einmal kompakt stehen, gut verteidigen und dann unsere individuelle Klasse nach vorne ausspielen“, sagte etwa Kapitän Lukas Hradecky unlängst mit Blick auf das Topspiel. Leistungsträger Florian Wirtz schlug in eine gleiche Kerbe: „Es geht darum, das eigene Tor im Kollektiv zu verteidigen, um so im Gegenzug durch unsere eigene Stärke, das Konterspiel, Chancen zu kreieren. Die Basics werden entscheidend sein.“

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