Transfer-Endspurt Bayer 04 bleibt wenig Zeit für die Baustellen im Kader

Leverkusen · Bis Montag ist das Transferfenster noch offen. Den Verantwortlichen von Bayer 04 bleibt nicht viel Zeit, um die Werkself wo es nötig ist auszudünnen oder sinnvoll zu verstärken. Ein Überblick.

 Sportgeschäftsführer Rudi Völler.

Sportgeschäftsführer Rudi Völler.

Foto: dpa/Marius Becker

Hertha BSC will wohl Wendell, Bayer hat angeblich bei Julian Brandt vorgefühlt, Jonathan Tah steht dem Vernehmen nach auf der Liste von Leicester City, Benoit Badiashile zieht es vielleicht zur Werkself, Mitchell Weiser hat möglicherweise das Interesse des 1. FC Köln auf sich gezogen, Lucas Alario das von Benfica Lissabon – und was ist mit Florian Thauvin von Olympique Marseille? Die letzten Tage der in diesem Jahr ungewöhnlich langen Transferphase bringt die Gerüchteküche zum brodeln. Bis zum 5. Oktober wird es stündlich neue Spekulationen geben. Gesichert ist, dass bei Bayer vor allem noch vorne und hinten Handlungsbedarf besteht.

Abwehr In der Defensive herrscht noch ein Überangebot. Sven Bender und Edmond Tapsoba sind in der ersten Elf von Trainer Peter Bosz offenbar gesetzt, knapp dahinter folgt Nationalspieler Jonathan Tah. Hinzu kommen Aleksander Dragovic, Tin Jedvaj und Panagiotis Retsos. Der in Leverkusen bislang glücklose Grieche war vergangene Rückrunde an Sheffield United verliehen, kam dort aber kaum zum Einsatz. Jedvaj entwickelte sich indes auf Leihbasis beim FC Augsburg zum Stammspieler. Möglich, dass die Dichte im Abwehrzentrum durch weitere Leihen ausgedünnt wird – sofern sich Interessenten finden.

Durch den Wechsel von Rechtsverteidiger Santiago Arias (Atlético Madrid) und dem zunehmend wahrscheinlichen Transfer von Sead Kolasinac (FC Arsenal) sind oder wären auch die Außen überbesetzt. Rechts steht Mitchell Weiser im Schaufenster, der in den Plänen von Bosz wohl keine Rolle mehr spielt. Links wäre es Wendell, der bei einem guten Angebot wohl gehen könnte. Hertha BSC soll bei dem 27-jährigen Brasilianer bereits vorgefühlt haben, dessen Vertrag noch bis 2022 läuft.

Mittelfeld Im Mittelfeld gibt es mit Charles Aránguiz, Kerem Demirbay, Julian Baumgartlinger, Exequiel Palacios sowie Nadiem Amiri eine gute Mischung für die Positionen der klassischen Sechs, Acht oder Zehn. Hinzu kommt Florian Wirtz, der ebenfalls einen der offensiven Parts übernehmen kann.

Ohnehin avanciert der Youngster zunehmend zum Hoffnungsträger. Seine positive Entwicklung seit seinem Wechsel im Winter aus der Jugend des 1. FC Köln quittierte U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz nun mit einer Nominierung des 17-Jährigen für die anstehenden Qualifikationsspiele in Moldau am 9. Oktober und gegen Bosnien-Herzegowina am 13. Oktober in Fürth. Wirtz könnte mit einem Einsatz den Rekord von Julian Draxler als jüngster jemals bei der U21 eingesetzter Spieler knacken, der im Alter von 17 Jahren 323 Tagen sein Debüt beim ältesten DFB-Nachwuchs gab.

Angriff Im Sturm ist die Lage etwas komplizierter. Durch den Abgang von Joel Pohjanpalo (siehe Infokasten) verfügt Bayer in Patrik Schick sowie Lucas Alario nur noch über zwei Mittelstürmer unterschiedlichen Typs. Der Argentinier dürfte, nachdem er bereits zwei Jahre Kevin Volland vor der Nase hatte, zudem nicht gerade erfreut darüber sein, dass er dieses Mal für 26,5-Millionen-Euro Zugang Schick den Ersatz geben soll. Sein Berater lanciert in regelmäßigen Abständen die Wechselwilligkeit seines Klienten.

Doch die Doppelbesetzung in der Sturmspitze ist freilich genau das, was die Werkself in drei Wettbewerben mit vielen Englischen Wochen braucht. Dass Alario die Freigabe für einen Wechsel bekommt, ist nur denkbar, wenn gleichwertiger Ersatz zur Verfügung stünde. Der ist nicht in Sicht. Der Vertrag des 27-jährigen Argentiniers mit Ambitionen für die Nationalmannschaft läuft bis 2022.

Komplizierter gestaltet sich die Lage auf den Flügeln. Moussa Diaby, Leon Bailey sowie Karim Bellarabi sind fit und einsetzbar, Paulinho wird nach seinem Kreuzbandriss im Sommer noch lange fehlen. Zwar ist auch hier die offensive Allzweckwaffe Wirtz einsetzbar, aber Bosz äußerte zuletzt mit bemerkenswerter Klarheit, dass die „Abteilung Attacke“ zu knapp besetzt sei. Schick allein kann die Abgänge von Kai Havertz und Kevin Volland nicht ausgleichen, doch Offensivspieler, die sofort die Qualität des Kaders anheben, sind ebenso begehrt wie kostspielig.

Fazit Sportdirektor Simon Rolfes äußerte sich zuletzt in Sachen Transfers eher zurückhaltend – wohl auch aus taktischen Gründen. Aber die Verantwortlichen betonten in den vergangenen Wochen unisono, dass noch „einiges passieren“ werde. Gemessen daran, dass dafür nur noch bis Montag Zeit bleibt, stehen Bayer wohl ein paar intensive Tage bevor.

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