Hradecky ragt heraus Bayer bleibt auf Augenhöhe mit den Bayern
München · Beim 2:2 (1:1) von Bayer 04 Leverkusen in München ist Torhüter Lukas Hradecky der gefeierte Held auf Seiten des Werksklubs. Während die Rheinländer durch das Remis den ersten Platz verteidigen, hadert der FC Bayern mit dem Schiedsrichter.
Die rund 5000 mitgereisten Fans von Bayer Leverkusen waren nach dem Schlusspfiff in bester Stimmung. Ihre Mannschaft hatte in letzter Sekunde ein 2:2 (1:1) beim FC Bayern München gesichert, mit dem Unentschieden die Tabellenführung verteidigt und sich insgesamt auf Augenhöhe mit dem Dauermeister präsentiert. Einen Spieler feierte die Anhängerschaft in Schwarz-Rot allerdings besonders lautstark: Lukas Hradecky.
Der Torwart und Kapitän der Werkself zeigte eine herausragende Leistung im Topspiel. Der 33-Jährige hielt sein Team in kritischen Phasen mit starken Paraden im Rennen. Spektakulär war indes seine Fußabwehr gegen den völlig frei vor ihm auftauchenden Harry Kane nach einer knappen Stunde. „Wenn man in München etwas holen will, muss der Torwart immer ein paar gute Dinger halten“, kommentierte der Finne seine Gala-Vorstellung mit einem verschmitzten Lächeln. Von seiner Reaktion gegen Kane sei er allerdings selbst ein bisschen überrascht gewesen. „Ich habe mich einfach nur möglichst groß gemacht. An schlechten Tagen fälsche ich den Schuss vielleicht noch ab und er geht trotzdem rein, aber so war es natürlich eine sehr schöne Parade.“
Zunächst hatte allerdings nicht viel auf einen gelungenen Abend für die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso hingedeutet. Kane brachte München früh in Führung, in den ersten 20 Minuten lief bei den Gästen nicht viel zusammen. Dann allerdings berappelten sich die Leverkusener, kamen durch Alejandro Grimaldos Freistoß-Kunstwerk aus mehr als 20 Metern zum 1:1 und überstanden den Dauerdruck, den der Rekordmeister kurz vor der Halbzeit aufbaute – vor allem dank Hradecky.
Die zweiten 45 Minuten waren ein offener Schlagabtausch. Der Pfostentreffer von Florian Wirtz läutete die mitreißende Schlussphase ein. Leon Goretzka traf in der 86. Minute zur erneuten Führung der Münchner, doch Exequiel Palacios versenkte in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter zum Endstand. Alphonso Davies hatte zuvor mit einem ungeschickten Tackling Jonas Hofmann zu Fall gebracht. Schiedsrichter Daniel Schlager ließ zunächst weiterlaufen, dann schritt der Video-Assistent ein.
Die Entscheidung sorgte für Unmut bei den Bayern. Es habe zwar einen Kontakt gegeben und Davies sei „a bissl ungestüm“ gewesen, aber Hofmann habe sich clever fallen lassen, sagte Thomas Müller. „Ich würde den Elfer auch nehmen, wenn ich ihn kriegen würde, aber ich würde nicht dafür argumentieren, dass es auf jeden Fall einer war.“ Der Gefoulte hingegen sprach von einem klaren Strafstoß: „Da braucht man kein Thema draus zu machen.“
Dass die Werkself unter Alonso eine starke Entwicklung hingelegt hat, ist unübersehbar – und lässt sich auch aus dem desolaten 0:4 Ende September 2022 beim FC Bayern ableiten. Es war das vorletzte Spiel von Gerardo Seoane als Trainer in Leverkusen, ehe der Spanier übernahm. Hradecky patzte damals und war ansonsten machtlos. Ein knappes Jahr später ist er der Held. „Wichtig ist, dass wir uns belohnt haben“, sagte er und fügte eine Kampfansage hinzu: „Wir haben den härtesten Härtetest bestanden und bleiben die Nummer eins. Man hat in der ersten Halbzeit gemerkt, dass die Bayern sogar ein bisschen Schiss vor uns hatten. Jetzt muss es so weitergehen. Wir dürfen keinen Zentimeter nachlassen.“
Dem dürfte Alonso zustimmen. Von der ersten Viertelstunde seines Teams war der Coach allerdings nicht begeistert. „Da waren wir nicht hier, sondern noch im Hotel“, mutmaßte er. „Aber dann habe ich wieder meine Mannschaft gesehen und ich bin stolz, dass wir hier so gespielt haben.“ Insgesamt sei das Unentschieden fair. Sein Pendant Thomas Tuchel sprach ebenfalls von einem gerechten Ergebnis. „Aber wenn man so spät den Führungstreffer schießt, will man natürlich die drei Punkte mitnehmen.“ Leverkusen sei eine sehr gute Mannschaft mit klar erkennbarer Handschrift. „Wir werden dranbleiben“, betonte der Bayern-Coach. Er bleibt vorerst in der Rolle des Verfolgers.