Bayer – Mainz 2:2 Leverkusen verspielt in den Schlussminuten eine 2:0-Führung

Leverkusen · Bayer Leverkusen hat 45 Minuten alles unter Kontrolle, verliert aber in der zweiten Halbzeit komplett den Faden. Die Tore von Lucas Alario und Patrik Schick reichen der Werkself nicht für den Sieg gegen den Vorletzten aus Mainz.

Bundesliga, Bayer 04 Leverkusen – Mainz 05: die Bilder des Spiels
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Foto: dpa/Federico Gambarini

Ob es Joachim Löw noch rechtzeitig vor den Fernseher geschafft hat, ist nicht überliefert. „Probleme bei der Anreise“ hätten den Bundestrainer davon abgehalten, Leverkusens Heimspiel gegen Mainz live im Stadion zu verfolgen, hieß es zunächst. Später sickerte durch, dass wohl eine Autopanne der Grund war. Der 61-Jährige war also nicht persönlich anwesend, als der FSV Bayer ein 2:2 (1:0) abtrotzte. Dabei verpasste er ein Remis der unterhaltsameren Art.

Die Partie startete mit einem ungeschickten Foulspiel von Jonathan Tah gegen Adam Szalai. Der Nationalspieler traf den erfahrenen Ungarn nach zwei Minuten auf Höhe des Mittelkreises mit gestrecktem Bein und offener Sohle am Knie und sah völlig zurecht die Gelbe Karte. Ansonsten blieb die Anfangsphase vergleichsweise ereignisarm. Mainz störte früh und nervte die Werkself bei ihrem Kombinationsspiel, Bayer hatte deutlich mehr Ballbesitz, fand aber vorerst keine Lücken in der Defensive der Rheinhessen.

Nach zwölf Minuten war die halbe Viererkette der Gastgeber verwarnt, denn Wendell konnte nach einem leichtsinnigen Ballverlust von Kerem Demirbay Karim Onisiwo nur noch mit einem Foul stoppen und sah ebenfalls Gelb. Nur wenige Augenblicke später fiel ein bisschen wie aus dem Nichts das 1:0 für Bayer. Moussa Diaby kam über links, spielte einen überragenden Pass in den freien Raum unmittelbar vor Robin Zentner, wo Lucas Alario kongenial einrückte und den Ball am Schlussmann vorbei ins Tor spitzelte (14.). 

Mainz war aber keineswegs entmutigt. Der Ex-Leverkusener Danny da Costa flankte auf den im Leverkusener Strafraum völlig allein gelassenen Onisiwo, der aus leichter Rücklage aber nur den rechten Außenpfosten anköpfte (16.). Weitere gute Gelegenheiten der Abstiegsbedrohten 05er ließen erneut Onisiwo und Danny Latza ungenutzt (17./20.). Auf der Gegenseite verpassten unter anderem Leon Bailey und Kerem Demirbay das zweite Tor des Tages (22./30.) Spätestens als Bailey kurz vor der Halbzeit nach Flanke von Diaby an den Querbalken köpfte, und Demirbays Versuch von Moussa Niakhaté vor der Linie geklärt wurde (40.), wäre das 2:0 hochverdient gewesen. So aber ging es mit dem denkbar knappsten Vorsprung in die Kabine. Die Gäste dürften den Halbzeitpfiff herbeigesehnt haben.

Die zweiten 45 Minuten begannen mit einer Überraschung: Lukas Hradecky blieb mit Fersenproblemen in der Kabine, Niklas Lomb löste Leverkusens Nummer eins im Tor ab ­– und gab mit 27 Jahren sein Debüt in der Bundesliga. Seine erste Parade im Oberhaus ließ auch nicht lange auf sich warten. Mit Onisiwos Distanzschuss hatte er aber nicht allzu große Probleme.

Doch Mainz war jetzt plötzlich am Drücker und kam immer wieder gefährlich vor Bayers Tor. Trainer Peter Bosz war entsprechend unzufrieden mit der Darbietung seiner Spieler und griff mehrfach lautstark korrigierend ein. Lombs Fehlpass zu da Costa hätte beinahe zählbare folgen gehabt, doch Leandro Barreiro konnte frei vor dem Kasten nichts aus der schönen Hereingabe machen (55.).

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Leverkusen – Mainz: die Werkself in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Gastgeber wurden unsicher, verloren teils komplett ihre Struktur im Spiel und hatten Glück, dass Mainz nichts aus den großzügig gewährten Freiräumen machen konnte. Lomb parierte stark gegen Onisiwo, Timothy Fosu-Mensah klärte den Nachschuss von Latza vor der Linie (65.) und wenig später wurde der vermeintliche Ausgleich von Niakhaté wegen eines Handspiels des 24-Jährigen bei der Ballannahme nicht anerkannt (71.).

Kurioserweise passierte kurz danach Ähnliches auf der Gegenseite. Demarai Gray konnte nur kurz über seinen Treffer zum 2:0 jubeln, denn der Ball war von Patrik Schicks Arm zu ihm geprallt, nachdem der Tscheche bei einem Klärungsversuch von Jeremiah St. Juste angeschossen wurde (74.). Die Gäste blieben bissig, zogen ein geradezu brutales Pressing auf und stellten die Werkself zunehmend vor ernsthafte Probleme. Die Partie entwickelte sich zu einer Abwehrschlacht für Bosz und seine Spieler, die nach einem Konter und Schicks 2:0 (84.) entschieden schien. Doch Robert Glatzel erzielte noch den Anschluss (89.) und sorgte so für hitzige Schlussminuten, die ihren emotionalen Höhepunkt im Ausgleich von Kevin Stöger fanden (90.+2). Unterm Strich war es aber ein verdienter Punkt für Mainz.

Weiter geht es für Leverkusen am Donnerstag in der Europa League bei den Young Boys Bern (18.55 Uhr).

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