Bayer Leverkusen Bayer dreht Krisen-Duell in Wolfsburg und atmet auf

Wolfsburg · Bayer Leverkusen hat das Duell der Krisen-Werksklubs beim VfL Wolfsburg nach einem Rückstand gewonnen. Die Mannschaft von Trainer Roger Schmidt, der die Partie in einem Glaskasten verfolgen musste, siegte 2:1.

VfL Wolfsburg - Bayer 04 Leverkusen: Einzelkritik
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Wolfsburg - Bayer 04: Einzelkritik

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Foto: dpa, pst jai

Die Erlösung war spürbar als Tin Jedvaj in der Schlussphase aus sechs Metern das 2:1 für Bayer 04 erzielte. Über 80 Minuten hatte sich die Werkself an kompakt stehenden Wolfsburgern abgearbeitet, aber zum Spielende hin ging den Wölfen die Puste aus. Zum dritten Mal drehte Leverkusen ein Spiel in dieser Saison. Der Sieg dürfte unterm Bayer-Kreuz für etwas Ruhe sorgen. 2:1 (0:1) endet der Krisengipfel in Wolfsburg. Für Aushilfstrainer Markus Krösche war es der erste Sieg überhaupt.

"Die Mannschaft hat große Moral bewiesen. In Wolfsburg unter diesen Bedingungen zu gewinnen, hat schon etwas", sagte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade nach der Partie. Zugleich betonte er, dass es sowieso nie eine Trainerdiskussion gegeben habe, Bayer lediglich unter einer "Ergebniskrise" litt.

Roger Schmidt sieht Sieg von Bayer Leverkusen aus einer Loge
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Schmidt sieht Bayer-Sieg aus einer Loge

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Foto: Screenshot Sky

Schmidt fiebert in Loge mit

Pünktlich zum Anstoß zog sich der bis dahin blaue Himmel über der Volkswagen Arena zu und es wurde ungemütlich — das passende Ambiente. Die Vorzeichen für Bayer standen denkbar schlecht: Die letzten fünf Spiele in Wolfsburg gingen allesamt verloren. Diese Serie ist gerissen. Bayers Coach Roger Schmidt musste das letzte Spiel seiner Sperre absitzen und durfte den Innenraum des Stadions nicht betreten. Er verfolgte den Sieg seiner Mannschaft in einer Loge.

"Wenn der Trainer auf der Tribüne sitzt, denkt man natürlich daran und versucht, sein bestes auch für ihn zu geben. Wir brauchten unbedingt ein Erfolgserlebnis - nicht nur wegen der Tabelle. Wir haben Teamgeist bewiesen und haben verdient gewonnen", sagte Kevin Kampl nach der Partie.

Leverkusen begann munter. Viele Angriffe liefen zunächst über die linke Seite mit Wendell und Kevin Kampl. Auch die Hereinnahme von Julian Brandt brachte sichtlich Schwung in Bayers Offensive. Er war anfangs an fast jedem Angriff beteiligt. Lars Benders Versuch (7.) wurde geblockt, Chicharito (18.) konnte eine Flanke von Kampl nicht mehr erreichen und Wendell setzte mit seinem Aluminiumtreffer (19.) ein dickes Ausrufezeichen. Der Ball prallte vom rechten Kreuzeck ins Toraus.

Aber auch Wolfsburg hatte einige gute Chancen — etwa als Jedvaj eine scharfe Flanke von Julian Draxler auf Kosten einer Ecke klären musste (17.). Nationalspieler Mario Gomez vergab etwa zehn Minuten später die bis dahin beste Chance des Spiels, nachdem er sich gegen Wendell und Jedvaj durchsetzte.

In der 37. Minute sahen unter anderem Wendell und Jedvaj in der Rückwärtsbewegung schlecht aus. Caligiuri konnte kurz danach völlig unbedrängt den Treffer von Arnold zum 0:1 aus Leverkusener Sicht auflegen. Bayer 04 war viel zu weit aufgerückt — und in der Defensive offen wie das sprichwörtliche Scheunentor. Zwei präzise Bälle reichten, um Bayers Abwehr zu überwinden. Kurz vor der Halbzeit wurde es noch einmal brenzlig für den Kasten von Diego Benagio, doch Chicharito konnte die Kopfballvorlage von Bender nicht verwerten.

Kampl versuchte es im zweiten Durchgang aus knapp 17 Metern, doch sein Schlenzer fand nicht den Weg ins Tor (50.). Anschließend verflachte das Spiel ein wenig. Wolfsburg war mit der Führung zufrieden und Bayer mühte sich vergeblich, dem etwas entgegen zu setzen. Brandt verpasste zu eigensinnig aus vielversprechender Position (62.). Mehmedi (70.) versuchte es ebenfalls — und vergab. In der 79. Minute machte er es deutlich besser als er nach Vorlage von Henrichs zum Ausgleich traf. Fünf Minuten später machte Jedvaj den Sieg perfekt — nach Vorlage von Aleksandar Dragovic.

Roger Schmidt nahm im Vergleich zur Pokal-Schmach beim Drittligisten Sportfreunde Lotte erwartungsgemäß einige Veränderungen vor. Admir Mehmedi rückte neben Chicharito in die Spitze. Die im Pokal geschonten Brandt und Benjamin Henrichs kehrten ebenso in die Startelf zurück, wie Kapitän Lars Bender, dessen Einsatz fraglich war.

Ein ungewohntes Paar bildete die Innenverteidigung gegen Wolfsburg: Schmidt beorderte Jedvaj im Abwehrzentrum an die Seite von Dragovic. Ömer Toprak und kurzfristig auch Jonathan Tah mussten mit muskulären Problemen passen. Die Uneingespieltheit des Duos machte sich nicht nur beim 0:1 bemerkbar.

Für Leverkusen geht es am Mittwoch weiter mit der Champions League. Das Spiel in London gegen Totenham Horspur hat vorentscheidenden Charakter für den Verbleib in der Königsklasse. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt also nicht.

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