Ascacibar sieht Rot nach Spuckattacke Havertz-Elfmeter beendet Bayers Negativserie
Stuttgart · Ein Elfmeter des 19-jährigen Kai Havertz beendet die Negativserie von Bayer und stürzt die Stuttgarter in immer tiefere Abstiegssorgen.
Ein Horrorszenario schwebte über der Partie der Werkself beim VfB Stuttgart: vier Bundesliga-Niederlagen in Folge. Eine vergleichbare Negativserie hatte es zuletzt vor etwa sieben Jahren unter Robin Dutt gegeben, der danach seinen Hut als Leverkusener Trainer nehmen musste. Im Jahr 2019 steht Peter Bosz an der Seitenlinie – und der Niederländer hat Sportgeschäftsführer Rudi Völler einen tristen 59. Geburtstag erspart. Der 1:0 (0:0)-Sieg stoppt die Ergebniskrise.
Bosz nahm im Vergleich zur 2:4-Heimniederage gegen Leipzig am vergangenen Spieltag keine Veränderungen in seiner Startelf vor. Lars Bender fehlte allerdings im Kader. Für den Kapitän der Werkself, der sich vor gut zwei Wochen in Hoffenheim eine Muskelverletzung zuzog, kam die Partie indes noch zu früh. Bemerkenswert: Kai Havertz bestritt im „Ländle“ mit 19 Jahren sein bereits 100. Pflichtspiel für Bayer 04.
Leverkusen schaffte es im Gegensatz zu den Partien in den Vorwochen indes nicht, gleich zu Beginn großen Druck zu erzeugen, stattdessen hatten die Gastgeber die erste gute Gelegenheit des Spiels. Nach einem Freistoß von Daniel Didavi von der rechten Seite klärte Wendell in letzter Sekunde vor zwei am Fünfmeterraum lauernden Stuttgartern (7.).
Die Schwaben waren in der Anfangsphase physisch präsenter und unterbanden mit starken Zweikämpfen den Spielaufbau der Rheinländer, die zwischenzeitlich rund 75 Prozent Ballbesitz vorweisen konnten. Kevin Volland oder Leon Bailey drangen zwar ein paar Mal in den Strafraum des VfB vor, machten aber nichts aus ihren eher halbgefährlichen Gelegenheiten (11./14./19./25.).
So blieb es bei einer ereignisarmen Anfangsphase, in der sich die Hausherren auf destruktiven Defensivfußball beschränkten und den Gästen eine gewisse Nervosität anzumerken war. Die bis dahin beste Gelegenheit hatte Julian Brandt, der aus spitzem Winkel nur das Außennetz traf (27.). Havertz verfehlte kurz vor der Halbzeit knapp mit einem flachen Schuss aus 15 Metern (39.). Vom VfB waren in der Zwischenzeit nur ein paar unpräzise Abschlüsse aus der zweiten Reihe zu sehen.
Volland hatte unmittelbar vor dem Pausenpfiff nach einer Ecke die Führung auf dem Fuß, doch der Angreifer scheiterte aus kürzester Distanz an dem glänzend parierenden Ron-Robert Zieler. Der Schuss des Torjägers war zwar wuchtig, aber gleichzeitig auch zu mittig platziert.
Die zweite Halbzeit begann mit einem ambitionierten Volley von Brandt, der nach Havertz-Hereingabe aus 14 Metern das Tor klar verfehlte (51.) und einem eigentlich aussichtsreichen Kopfball von Volland, der ebenfalls vorbeiging (53.). Im Anschluss pendelte sich die Partie vor 53.657 Zuschauern wieder auf bescheidenem Niveau ein. Stuttgarts Defensive war gut sortiert, Leverkusens Offensive zu unpräzise.
So musste letztlich ein Foulelfmeter herhalten, um die verdiente Führung für die Gäste zu bringen. Der Ex-Leverkusener Gonzalo Castro rempelte im rechten Strafraumeck Volland um. Havertz ließ sich die Chance nicht nehmen und verwandelte sicher vom Punkt (64.). Bayer hatte danach noch zwei, drei gute Chancen, die Führung auszubauen, doch es blieb auch dank einer endlich wieder stabilen Abwehr beim knappsten aller möglichen Siege. Der Stuttgarter Santiago Ascacibar (90.+1) sah zudem in der Nachspielzeit die Rote Karte, nachdem er Havertz angespuckt hatte.
Vollands Meinung zu der Aktion ist gnadenlos. „Solche Leute braucht man nicht in der Bundesliga“, sagte er nach dem Spiel bei Sky.
Auch vor der Partie hatte es unschöne Szenen gegeben: Zwischen beiden Fangruppen war es auf dem Canstatter Marktplatz zu Ausschreitungen gekommen. Nach Angaben der Polizei waren rund 100 Anhänger beider Vereine aufeinander losgegangen. 40 Personen aus dem Leverkusener Fanlager wurden daraufhin vorläufig festgenommen. Über Verletzte gab es zunächst keine Meldungen.