Zwischenzeitlich drohte ein Spielabbruch Attacken gegen Figo überschatten 0:0 zwischen Barcelona und Real

Barcelona (rpo). Der Klassiker des spanischen Fußballs zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid hätte am Samstagabend beinahe zu einem handfesten Skandal geführt. Das Spiel, das 0:0 endete, wäre wegen Attacken gegen Reals Spielmacher Luis Figo beinahe abgebrochen worden.

Schiedsrichter Luis Medina Cantalejo musste die Partie 16 Minuten lang unterbrechen, bis die Gemüter im Camp-Nou- Stadion sich einigermaßen beruhigt hatten. Fußballerisch boten beide Teams den 98 000 Zuschauern magere Kost und trennten sich 0:0. Das Derby am Samstagabend dürfte als eines der schlechtesten in die Annalen eingehen.

Die Ausschreitungen begannen in der 72. Minute, als mancher enttäuschte Zuschauer bereits den Abpfiff herbeisehnte. Figo, in Barcelona seit seinem Wechsel zu Real vor gut zwei Jahren als "Verräter" beschimpft, wollte einen Eckball schießen. In diesem Augenblick hagelten Wurfgeschosse aller Art von den Rängen auf den Portugiesen herab: Cola-Flaschen, Feuerzeuge, Billardkugeln, ein Handy, ein Whisky-Fläschchen und sogar der Kopf eines Spanferkels. Figo brachte sich in der Mitte des Spielfelds in Sicherheit.

Barca-Spieler und Betreuer versuchten vergeblich, die Randalierer zu beschwichtigen. Als Figo sich ein weiteres Mal der Eckfahne näherte, setzte der Hagel erneut ein. Der Unparteiische bat beide Mannschaften in die Kabinen. Nach der zusätzlichen Pause konnte die Partie mit dem anstehenden Eckball fortgesetzt werden.

"Das war ein Derby der Schande", titelte die Sportzeitung "Marca" am Sonntag. Das Konkurrenzblatt "As" verlangte: "Man sollte für den Camp Nou eine Platzsperre verhängen." Vor zwei Jahren, als Figo sein erstes Spiel im Real-Trikot an seiner alten Wirkungsstätte bestritt, verzichtete er auf Anweisung von Trainer Vicente del Bosque darauf, Ecken zu schießen. Nun hatte man geglaubt, dass der Hass der BarÇa- Fans auf das einstige Idol sich im Laufe der Zeit gelegt hätte. Dies sollte sich jedoch als ein Fehlschluss erweisen.

Die Wurfgeschosse waren indes nicht allein gegen den "Verräter" Figo gerichtet, sondern auch ein Ausdruck der Enttäuschung über das wenig erbauliche Gekicke auf dem Rasen. Die Randalierer entdeckten das Werfen von Flaschen als eine "Volksbelustigung" und tobten vor Vergnügen. Selbst einige Honorationen schienen die Zwischenfälle eher als eine amüsante Abwechselung zu betrachten. Spaniens Forschungsminister Josep Piqué oder Barcelonas Bürgermeister Joan Clos blickten auf der Tribüne keineswegs besorgt drein, sondern mussten herzhaft lachen. Barca-Clubchef Joan Gaspart machte den Portugiesen für die Zwischenfälle verantwortlich: "Figo hat unsere Anhänger provoziert. Real hatte es auf einen Spielabbruch abgesehen."

Die Unterbrechung schadete vor allem dem FC Barcelona, der in der zweiten Halbzeit das Tor der "Königlichen" berannte und so aus dem Rhythmus gebracht wurde. Die Katalanen vergaben mehrere Torchancen und hatten das Pech, dass ihnen ein regulärer Treffer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht anerkannt wurde.

Real bleibt mit dem Remis seit 19 Jahren ohne Punktspielsieg in Barcelona. Der Champions-League-Sieger musste neben Zinedine Zidane (Hexenschuss) kurzfristig auch den grippekranken Torjäger Ronaldo ersetzen. Ronaldo wird auch in Milan aufgrund einer Grippe fehlen, möglicherweise stehen aber immerhin Abwehrchef Fernando Hierro und Zinedine Zidane wieder zur Verfügung.

San Sebastian enttäuschte

Tabellenführer Real Sociedad San Sebastian enttäuschte bei Rayo Vallecano und kam bei den abstiegsgefährdeten Madrider Vorstädtern nicht über ein 0:0 hinaus. Trotzdem blieben die Basken auf Platz eins, da Real Mallorca beim 1:1 gegen den FC Villarreal ebenfalls patzte. "Bayern-Schreck" La Coruna, der die Münchener in der Champions League zweimal besiegte, musste sich mit einem 1:1 beim FC Sevilla begnügen. Roy Makaay rettete den Gästen mit seinem Treffer in der 49. Minute den Punktgewinn.

Den höchsten Sieg seit über einem halben Jahr landete unterdessen Trainer Jupp Heynckes mit Athletic Bilbao. Gegen Espanyol Barcelona sprang ein 4:1-Sieg für die Basken heraus, wodurch sich die Mannschaft auf den elften Tabellenplatz vorarbeiten konnte. Die Treffer für Bilbao erzielte Aitor Larrazabal (19.), Carlos Gurpegui (49.), Ismael Urzaiz (70.) und Joseba Etxeberria (78.). Espanyol, das ab der 67. Minute mit zehn Feldspielern auskommen musste (Gelb-Rot für Roger), war durch Maxi Rodriguez (14.) in Führung gegangen.

(RPO Archiv)
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