CL: Schalke stößt in neue Dimensionen vor Assauer kritisch gegenüber der Königsklasse

Gelsenkirchen (rpo). Obwohl Schalke 04 ab kommenden Dienstag in neue finanzielle Dimensionen vorstößt, ist Manager Rudi Assauer skeptisch gegenüber der Champions League. Für ihn ist sie eine reine "Geldbeschaffungsmaßnahme". Trotzdem rechnet der Vize-Meister bei seiner Premiere in Europas Königsklasse mit einem Rekordetat. "Ich denke, grob geschätzt werden wir zwischen 150 und 200 Millionen Mark umsetzen", sagt Manager Assauer. In der abgelaufenen Saison verbuchten die Königsblauen einen Umsatz von 117 Millionen Mark.

Nicht allein die Champions League, die bereits in der Vorrunde 30 bis 40 Millionen Mark in die Schalker Kasse spült, macht die erneute Steigerung möglich. Vor allem die neue High-Tech-Arena, die der Traditionsverein für 367 Millionen Mark aus dem Boden stampfte, eröffnet durch Mehreinnahmen von bis zu 50 Millionen Mark völlig neue Perspektiven. Assauer: "Kein Regisseur oder Produzent kann das so inszenieren: Wir fangen 1994 an, über ein neues Stadion nachzudenken. Das ist 2001 fertig, und du bist in der Champions League."

Gruppenspiele sichern das große Geld:

Auch wenn der Rubel rollt wie noch nie auf Schalke - die Königsklasse, die am kommenden Dienstag mit dem Heimspiel gegen Panathinaikos Athen beginnt, sieht Assauer weiter überaus kritisch: "Ich sage nach wie vor: Verdammte Hacke, da haben die Meister zu spielen, und zwar nach K.o.-System. Hin- und Rückspiel, der Sieger weiter. Das ist das Salz in der Suppe des Fußballs." Dass er mit dieser Vorstellung bei den Verantwortlichen der europäischen Spitzenklubs auf wenig Gegenliebe stößt, weiß der 57-Jährige selbst: "Die anderen wollen einfach das sichere Geld. Aber es gibt eine Übersättigung, jeden Tag Fußball im Fernsehen. Warum lässt man die alten Wettbewerbe - Landesmeister, Pokalsieger - nicht wieder laufen?"

Diese Radikalforderung hat freilich keine Chance auf eine Mehrheit, das ist auch Assauer klar: "Aber man könnte zumindest die Zwischenrunde abschaffen, damit man nicht diese Flut von Spielen hat." Vom Format her gefällt dem Ex-Profi der Uefa-Cup ohnehin besser. So gut, dass er sogar einen freiwilligen Champions-League-Verzicht erwogen hatte: "Wir haben das damals versucht, haben angefragt und gesagt: Okay, wir gehen in den Uefa-Cup. Im Vorstand waren alle dafür, aber die Uefa hat das abgeschmettert."

Als Stadionbesitzer kommen Assauer zwar die Millionen aus der ungeliebten Königsklasse gelegen, doch er betont: "Wir haben die Arena nicht für die Champions League gebaut. Wir kommen trotzdem klar. Okay, international spielen - in den nächsten zehn Jahren sieben-, achtmal dabei sein. Das ist schön, das reicht dann schon. Wir sind nicht in der Champions League, um das Stadion zu finanzieren. Das wäre ja hirnrissig, so zu kalkulieren."

Einmal Deutscher Meister in der Arena:

Die "Kohle", die die neue Arena AufSchalke mit Opernaufführungen und Popkonzerten einspielt, soll komplett in das "Kerngeschäft Fußball" fließen. Denn Assauer, dessen Vertrag jüngst bis 2005 verlängert wurde, hat noch ein großes Ziel: "Ich möchte schon noch erleben, dass wir mal deutscher Meister werden, solange ich noch hier arbeite. Das wäre das Tüpfelchen obendrauf. Und die Möglichkeiten haben wir jetzt. Wir haben die Grundlagen geschaffen, uns auf Dauer da oben zu halten. Wir sind wirtschaftlich so stabil, dass wir da mithalten können."

Dafür will Assauer sogar seine Personalpolitik überdenken: "Im Gehaltsgefüge sind wir immer noch unter Bayern und Dortmund, vielleicht an vierter, fünfter Stelle. Ich weiß aber auch, dass wir irgendwann über die Schmerzgrenze hinaus gehen müssen." Den "Kracher" für 40 Millionen Mark, der das Gehaltsgefüge sprengt, schließt der starke Mann auf Schalke deshalb auch nicht mehr aus.

Allerdings hat "Assi" bei dieser Vorstellung nach wie vor Bauchschmerzen: "Wenn du hier jetzt einen Brasilianer holst, der Hacke, Spitze, eins, zwei, drei spielt - dann ist die Frage: Kommt der beim Schalker Publikum an? Wenn er eine eingebaute Torgarantie hat und macht seine 20 Pötte im Jahr, dann mit Sicherheit. Aber diese Garantie kann dir keiner geben. Wir müssen die nächsten zwei, drei Jahre abwarten, wie wir uns etablieren. Aber deutscher Meister ist das Ziel hier in den nächsten Jahren."

(RPO Archiv)
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