Letzter Arbeitstag bei der DFL Rettig geht — und will schon bald zurückkehren

Frankfurt · Wenn Andreas Rettig am Freitag sein Büro in der Machtzentrale des Profifußballs nahe der Alten Oper räumt, ist der letzte Vorhang für den 51-Jährigen noch lange nicht gefallen. Der scheidende Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) möchte nach einem Bildungsurlaub schon zu Beginn des nächsten Jahres wieder auf der Fußball-Bühne stehen.

Andreas Rettig – Industriekaufmann und Fußball-Funktionär
15 Bilder

Das ist Andreas Rettig

15 Bilder
Foto: dpa, mbk jhe soe hak

"Ich sehe meine Zukunft im Klubfußball", sagte Rettig, der in der Nachfolge von Holger Hieronymus nur 27 Monate als "Geschäftsführer Spielbetrieb und Lizenzierung" die Strippen bei der DFL zog - als zweiter Mann hinter dem großen Boss Christian Seifert, der nun vorübergehend auch die Aufgaben Rettigs übernimmt.

Wohin es Rettig nach der ereignisreichen Zeit bei der DFL zieht, weiß der frühere Klub-Manager (FC Augsburg, 1. FC Köln, SC Freiburg) nach eigener Aussage selbst noch nicht. Auch wer die Nachfolge von Rettig beim Verband antritt, ist noch offen.

Ohnehin endet Rettigs Arbeitsverhältnis mit der DFL offiziell erst am 30. Juni, doch "im Sinne der Integrität des Wettbewerbs" verlässt der Funktionär auf eigenen Wunsch vorzeitig seinen Arbeitsplatz - also noch vor Auswertung der Lizenzierungsunterlagen für die kommende Saison.

Auch wenn Rettig sich nun nicht mehr durch die Dokumente der Klubs wühlen muss, hatte er in seiner Zeit bei der DFL alle Hände voll zu tun. Schon zwei Monate vor seiner Vorstellung reiste er zum Fan-Gipfel nach Berlin - und glättete auf Anhieb die Wogen in der eskalierenden Sicherheitsdiskussion.

Ein weiterer Höhepunkt seines Schaffens war die Zustimmung der Klubs zur Einführung Torlinientechnik im vergangenen Dezember. Diese Entscheidung zugunsten der Neuerung hatte Rettig geschickt vorbereitet - wenn auch erst im zweiten Anlauf.

Doch nicht immer bewegte sich Rettig so geschickt auf dem sportpolitischen Parkett. Im Juni 2013 machte er sich mit Kritik an der Führungsstruktur des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bei zahlreichen Entscheidungsträgern unbeliebt.

Zum Abschied forderte Rettig nun die Fans auf, an der Eindämmung von Gewalt in den Stadien aktiv mitzuwirken. "Wer das stillschweigend toleriert, macht sich mitschuldig", sagte er dem Express.

Bei den anstehenden Verhandlungen über den neuen TV-Vertrag wird Rettig nicht mehr mitwirken, eine Meinung dazu hat er aber dennoch. Rettig hält eine offene Diskussion über eine Veränderung der Anstoßzeiten für sinnvoll: "Nicht alles, was neu ist, muss schlecht sein."

Das könnte auch das Motto seiner eigenen Vita sein. Schließlich war dem Fußballer Rettig der Sprung zu einem Profi-Klub nicht gelungen, erst danach ging es bergauf. Drei Jahre lang ließ er sich bei der Bayer AG zum Industrie-Kaufmann ausbilden (1984 bis 1987), ehe er 1989 erst Jugendleiter und anschließend Vorstandsmitglied beim Werksklub wurde.

Nach seiner Zeit als Manager in Freiburg (1998 bis 2002), Köln (bis 2005) und Augsburg (2006 bis 2011), zog es den gebürtigen Leverkusener auf die übergeordnete Funktionärsebene - doch bald wird Rettig in die Liga zurückkommen.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort