Regionalliga Nord Mehr Zuschauer - weniger Tore

Hochspannung in der Regionalliga Nord – so lautet das Fazit zum Jahresende 2006, denn bis zur Winterpause hat sich noch keine Spitzengruppe abgesetzt. Nicht einmal eine einzelne Mannschaft sticht aus der Liga deutlich hervor.

 Dauerbrenner: patrick Deuß absolvierte alle Regionalliga-Partien dieser Saison.

Dauerbrenner: patrick Deuß absolvierte alle Regionalliga-Partien dieser Saison.

Foto: rpo, Falk Janning

Hochspannung in der Regionalliga Nord — so lautet das Fazit zum Jahresende 2006, denn bis zur Winterpause hat sich noch keine Spitzengruppe abgesetzt. Nicht einmal eine einzelne Mannschaft sticht aus der Liga deutlich hervor.

Zwar führt der VfL Osnabrück die Tabelle momentan mit 34 Punkten an und scheint leicht im Vorteil, da die Mannschaft von Trainer Claus-Dieter Wollitz für diese Ausbeute nur 18 Spiele benötigte, während die Konkurrenten bereits 19 Begegnungen absolviert haben. Doch der VfL-Vorsprung ist nur gering. Auffallend ist, dass es eigentlich überhaupt kein Mittelfeld gibt. Denn hinter dem VfL Osnabrück folgen der Wuppertaler SV Borussia sowie Rot-Weiß Erfurt mit je 32 Punkten, dann die Fortuna mit einem Zähler weniger.

Auch der Zwölfte hat noch Ambitionen

Auf den Aufsteiger 1. FC Union Berlin, der mit 28 Punkten den elften Rang belegt, hat der Spitzenreiter nur ein Sechs-Punkte-Polster. Auch der FC St. Pauli (26 Punkte) und Rot-Weiß Ahlen (25) sind keineswegs abgeschlagen. Bei sechs Zählern Rückstand zu einem Aufstiegsplatz haben die Kiez-Kicker als Tabellenzwölfter ihre Aufstiegsambitionen noch längst nicht aufgegeben.

Überraschungsteam: Dotchevs Erfurt

Bei den Überraschungsteams der Hinrunde ist vor allem Rot-Weiß Erfurt zu nennen. Die Mannschaft von Trainer Pavel Dotchev, der vor eineinhalb Jahren mit dem SC Paderborn 07 den Sprung in die 2. Bundesliga geschafft hatte, dessen Vertrag dann überraschend nicht verlängert worden war, legte dabei einen beeindruckenden Endspurt in der Hinrunde hin. Nach einem sehr schwachen Start mit nur einem Sieg aus den ersten sieben Spielen mussten die Thüringer in den nächsten zwölf Partien nur noch eine Niederlage einstecken. Dabei holte Erfurt 27 von möglichen 36 Punkten und überwintert punktgleich mit einem Aufstiegsplatz.

Ebenfalls zu überraschen wussten Kickers Emden (30 Punkte) und der Aufsteiger 1. FC Magdeburg (29), der als Neunter eine gute Rolle spielt.

Beste Heim-Mannschaft: Wollitz' Osnabrück

Als beste Heim-Mannschaften zeichneten sich auch der VfL Osnabrück und der Wuppertaler SV Borussia mit jeweils 23 Punkten aus. Beide blieben auf eigenem Platz bei sieben Siegen und je zwei Unentschieden ebenso ungeschlagen wie der FC St. Pauli, der sich allerdings bei fünf Erfolgen auch mit fünf Punkteteilungen zufrieden geben musste und so auf 20 Heimpunkte kommt.

Ebenfalls 20 Zähler fuhr Aufsteiger 1. FC Magdeburg in neun Heimspielen ein. Der Aufsteiger präsentierte sich dabei vor allem in der Defensive sehr sattelfest. Nur drei Gegentore musste der Aufsteiger in Heimspielen hinnehmen.

Schwächstes Heimteam: Borussias Zweite

Das schwächste Heimteam der Liga ist bisher die zweite Mannschaft von Borussia Mönchengladbach, die in zehn Spielen zwar nur drei Heimniederlagen hinnehmen musste, aber auch nur beim 2:1 am fünften Spieltag gegen den Wuppertaler SV Borussia eine Partie für sich entscheiden konnte. Gleich sechs Mal trennten sich die "Fohlen" von ihrem Gegner mit einem Unentschieden.

Noch harmloser präsentierten sich die Gladbacher in der Fremde. Erst nach sieben Spielen, in denen der Neuling leer ausging, legte die Borussia den Respekt ab, siegte 3:2 bei Holstein Kiel. Es sollten die einzigen Auswärts-Punkte bis zur Winterpause bleiben.

Ebenfalls gerne gesehene Gäste waren bisher der SV Wilhelmshaven (vier Punkte), Bayer 04 Leverkusen II (fünf), Borussia Dortmund II, der FC St. Pauli (je fünf) und Holstein Kiel (sieben). Nur unwesentlich besser war Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden, der acht Punkte auswärts holte. Seit sieben Spielen in der Fremde, in denen die Mannschaft von Trainer Norbert Meier zwei Punkte einfahren konnte, wartet Dynamo nun schon auf einen "Dreier".

Bei Auswärtsreisen fühlt sich dagegen Rot-Weiß Erfurt pudelwohl. 18 Punkte packte die Elf von Trainer Pavel Dotchev in ihre Reisekoffer. Als einzige Mannschaft schaffte Erfurt fünf Auswärtssiege. Je vier Mal entführten Aufsteiger 1. FC Union Berlin und der VfB Lübeck, die jeweils 14 Punkte holten, alle Zähler bei ihren Gastgebern.

Fortuna: Daheim Vierter, auswärts Siebter

Gegen alle Gesetze der Mathematik in punkto Platzierung verstößt so gesehen Fortuna Düsseldorf. Denn während die Rot-Weißen in der Heimtabelle Platz fünf belegen, reicht es auswärts nur für den siebten Rang. Insgesamt stehen die Rheinländer jedoch auf Platz vier.

Während die 32 Tore des VfL Osnabrück, der die treffsicherste Mannschaft aufweist, zur Tabellenführung reichen, muss sich die zweite Mannschaft des SV Werder Bremen, die 30 Mal erfolgreich war, mit Platz zehn in der Tabelle zufrieden geben. Je 29 Mal durften die Fans des Wuppertaler SV Borussia sowie von Fortuna Düsseldorf jubeln. 28 Tore reichten bei Dynamo Dresden zu Rang fünf, bei Rot-Weiß Ahlen aber nur zum 13. Platz. Harmlos präsentierte sich die zweite Mannschaft von Borussia Mönchengladbach, der nur 16 Treffer in 19 Spielen gelangen.

Als "Schießbude" der Liga kann in dieser Saison keine Abwehr bezeichnet werden. Ging im letzten Jahr die Reserve des 1. FC Köln mit 42 Gegentreffern in die Winterpause, so musste der Nachwuchs von Borussia Dortmund als Team mit den meisten Gegentreffern "nur" 32 Mal den Ball aus dem eigenen Netz holen.

Abwehrkünstler: Erfurt, Lübeck, Emden

Nur 18 Mal mussten Rot-Weiß Erfurt, der VfB Lübeck und Kickers Emden nach einem Gegentreffer zum Wiederanstoß schreiten. Diese drei Teams sind die einzigen Mannschaften, die weniger als ein Gegentor pro Spiel hinnehmen mussten.

Torjäger: Sehr zurückhaltend

Dass sich die Torjäger vor der Winterpause bisher zurückhielten, zeigt der Vergleich zur Vorsaison. An den ersten 20 Spieltagen fielen in 179 Begegnungen 456 Treffer. Das bedeutet einen Schnitt von 2,55 Toren pro Spiel. Im Vorjahr hatten die Schützen an 21 Spieltagen und 189 Partien noch 535 Mal eingenetzt. Der Torschnitt lag da noch bei 2,83 Treffern pro Spiel. Als äußerst treffsicher erwies sich vor der Winterpause Massimo Cannizzaro, der vor der Runde vom Liga-Konkurrenten Kickers Emden zur zweiten Mannschaft des Hamburger SV gewechselt war. Der 25-Jährige, der in der letzten Saison in 32 Spielen für die Ostfriesen 13 Treffer erzielte, hat nun bei den Hanseaten schon zwölf Saisontore auf dem Konto und führt damit die Torschützenliste an.

Ihm folgen Addy-Waku Menga vom VfL Osnabrück mit zehn Toren sowie Sahr Senesie (Borussia Dortmund II) und Marco Vorbeck (Dynamo Dresden), die sich jeweils neunmal in die Torschützenliste eintragen konnten.

Zu Saisonbeginn zeigte sich Joseph Laumann, der von der Oberliga-Reserve des FC Schalke 04 zu Rot-Weiß Ahlen wechselte, in Torlaune. Nach den ersten vier Spieltagen hatte der 23-Jährige schon vier Treffer auf seinem Konto. Danach traf er allerdings nur noch am achten Spieltag beim 2:0-Erfolg gegen Werder Bremen II in der ersten Minute zur Führung und scheint seither Ladehemmungen zu haben.

Das häufigste Ergebnis: 1:0

Wie im letzten Jahr war der 1:0-Sieg das häufigste Ergebnis vor der Winterpause. Insgesamt 35 Mal pfiffen die Schiedsrichter bei diesem Spielstand die Partie ab. Im Vorjahr waren es noch 32 Partien. Je 26 Spiele endeten 2:0 oder 2:1 (je 26), 24 Mal stand es nach 90 Minuten 1:1. Eine Tatsache, die auch wettfreudige Menschen bei ihren nächsten Tipps nicht unberücksichtigt lassen sollten.

Höchste Ergebnisse: 5:0

Die höchsten Heimsiege schafften Holstein Kiel und der VfB Lübeck. Kiel fertigte den Aufsteiger 1. FC Magdeburg am zweiten Spieltag ebenso 5:0 ab wie Lübeck den Wuppertaler SV Borussia in Runde 13. Bemerkenswert ist, dass Holstein Kiel bei seinen fünf Saisonerfolgen gleich zwei Mal fünf Treffer erzielte. Denn auch beim 5:1-Sieg gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund am vierten Spieltag gelang den "Störchen" ein Fünfer-Pack. Ebenfalls 5:1 besiegte der VfL Osnabrück den Hamburger SV II am 16. Spieltag.

Auswärts zeigte sich vor allem der 1. FC Union Berlin in Torlaune. Der Mannschaft von Trainer Christian Schreier gelang nicht nur der höchste, sondern auch der zweithöchste Auswärtserfolg. Am achten Spieltag siegte Union in Kiel mit 4:0, in die Saison waren die Berliner im Derby bei Hertha BSC Berlin II mit einem 3:0-Erfolg gestartet.

Das torreichste Spiel vor der Winterpause sahen 250 Zuschauer auf der Wolfgang-Meyer-Sportanlage im Spiel des Hamburger SV II gegen Rot-Weiß Ahlen. Am 15. Spieltag siegten die Gäste mit 4:3.

Längste Siegesserie: Erfurt

Die mit Abstand längste Siegesserie gelang Rot-Weiß Erfurt. Zwischen dem 9. und 14. Spieltag blieb die Mannschaft von Trainer Pavel Dotchev in sechs Spielen ohne Punktverlust. Eine ähnliche Erfolgsbilanz kann sonst kein Verein vorweisen. Drei Erfolge in Serie, die mit neun Mannschaften rund die Hälfte der Teams schafften, ist das höchste der Gefühle.

Längste Ungeschlagen-Serie: Fortuna

Fortuna Düsseldorf gelang die längste Strecke ohne Niederlage. Zwischen dem neunten und 19. Spieltag ging die Mannschaft von Trainer Uwe Weidemann nie leer aus. Die Erfolgsserie wurde erst am letzten Spieltag vor der Pause unterbrochen, als sich Fortuna bei Rot-Weiß Ahlen 1:4 geschlagen geben musste.

Aktuell ist Kickers Emden seit neun Partien unbesiegt. Das Team von Trainer Marc Fascher könnte die Fortuna also mit drei weiteren Partien ohne Niederlage in dieser Kategorie nach der Pause ablösen. Das Erfolgsrezept der Kickers: Trainer Marc Fascher hatte nach dem zwölften Spieltag, an dem die Emder ein Dutzend Punkte auf dem Konto hatten, mit seinen Spielern ein Abkommen getroffen. Für jeden Punkt über der 25-Punkte-Marke vor der Winterpause sollte das Team einen zusätzlichen Urlaubstag bekommen. Das scheint Motivation genug gewesen zu sein, denn Emden überwintert nun mit 30 Zählern und darf sich also fünf Tage länger im Urlaub "erholen".

Längste Niederlagen-Serien: Union und BVB II

Die längsten Niederlagen-Serie legten der 1. FC Union Berlin und Borussia Dortmund II hin, die jeweils fünf Spiele in Folge verloren. Dortmund holte von Runde acht bis zwölf keinen Punkt, während Union die Borussen quasi ablöste und zwischen Spieltag 12 und 16 ohne Zähler blieb. Die längste Durststrecke ohne dreifachen Punktgewinn durchlebte die zweite Mannschaft von Borussia Mönchengladbach zwischen dem 5. und 14. Spieltag, als die Niederrheiner gleich zehn Spiele in Serie nicht gewinnen konnten.

Zuschauer-Magnet: Pauli

Der Zuschauermagnet ist — kaum überraschend — der FC St. Pauli, der insgesamt 180.969 Fans anlockte. Das entspricht einem Schnitt von 18.097 Besuchern pro Spiel. Damit übertrafen die Hamburger sogar ihr Ergebnis aus dem Vorjahr, als "nur" 16.681 Besucher zum Millerntor geströmt waren. Auf dem zweiten Rang folgt Dynamo Dresden. Der Zweitliga-Absteiger knackte mit 131.967 Zuschauern im Rudolf Harbig-Stadion als zweiter Verein die Grenze von 100.000 Besuchern. Dynamo wollten in den Heimspielen im Durchschnitt 14.663 Fans sehen.

Auch Fortuna konnte sich steigern und blieb mit 93.844 Zuschauern in neun Spielen nur knapp unter der 100.000 Besucher-Marke.

Für die Fans unattraktiv sind die Partien der Reserve-Mannschaften von Werder Bremen (483 Zuschauer im Schnitt), Bayer 04 Leverkusen (628), dem Hamburger SV (740) und von Borussia Dortmund (932). Sie sind die einzigen Teams, bei denen die Besucher-Zahlen unter dem vierstelligen Bereich geblieben sind.

Zuschauer-Boom: Schnitt stark gestiegen

Dennoch ist das Zuschauer-Interesse der Regionalliga Nord im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Kamen in der letzten Saison vor der Winterpause im Schnitt 4.557 Fans in die Stadien, so wurden in der aktuellen Saison durchschnittlich 5.008 Besucher gezählt. In absoluten Zuschauerzahlen bedeutet dies eine Steigerung von 861.179 Fans auf 896.357 Besucher, obwohl bisher zehn Spiele weniger ausgetragen wurden.

Bei den "Sündern" liegen zwei Vereine aus dem Osten der Republik und ein Club aus dem Norden "vorn". Bei Union Berlin, Rot-Weiß Erfurt und Holstein Kiel wurden bisher je vier Spieler von den Schiedsrichtern vorzeitig zum Duschen geschickt. Dabei kassierten Erfurt und Union Berlin je drei Gelb-Rote und je eine Rote Karte. Kiels Spieler sahen zwei Mal den roten Karton und zwei Mal "Gelb-Rot".

Magdeburg: Einziger Verein ohne Hinausstellung

Als einziger Verein ohne jegliche Hinausstellung kam der Aufsteiger 1. FC Magdeburg bisher über die Runden. Neben der Mannschaft von Trainer Dirk Heyne blieben Hertha BSC Berlin II und Fortuna Düsseldorf zumindest ohne "Ampelkarte".

Die Liste der Vereine die noch keine Rote Karte hinnehmen mussten, ist dagegen etwas länger. Neben Magdeburg blieben auch Rot-Weiß Ahlen, Borussia Dortmund II, der VfB Lübeck, Borussia Mönchengladbach II, der VfL Osnabrück sowie der Wuppertaler SV Borussia davon noch verschont.

Im Vergleich zum selben Zeitraum der Vorsaison präsentierten sich die Spieler als "brave Buben". Verteilten die Unparteiischen vor einem Jahr noch 24 Rote sowie 34 Gelb-Rote Karten, zückten sie bisher nur 16 Mal den Roten Karton sowie in 25 Fällen die "Ampelkarte".

Dauerbrenner: 15 Spieler absolvierten 1710 Minuten

Gleich 15 Spieler stellten sich als "Dauer(b)renner" der Liga heraus. Neben den fünf Torhütern Patrick Deuß, Tino Berbig (Dynamo Dresden), Michael Frech (VfB Lübeck), Sven Hoffmeister (Kickers Emden) und Sebastian Völzow (Rot-Weiß Ahlen) absolvierten auch die Feldspieler Christian Stuff, Daniel Schulz (beide 1. FC Union Berlin), Fabio Morena, Carsten Rothenbach (beide FC St. Pauli), Sebastian Gundelach (Kickers Emden) und Michael Stuckmann (Wuppertaler SV Borussia) alle 19 Spiele ihrer Vereine über die volle Distanz von 1.710 Minuten.

Ebenfalls auf 100 Prozent Einsatzzeit kommen die Osnabrücker Frederic Gößling und Dominique Ndjeng, der Bremer Florian Mohr sowie der Wilhelmshavener René Damerow, die allerdings erst 1.620 Minuten im Einsatz waren, weil ihre Clubs erst 18 Spiele ausgetragen haben.

Trainerkarussel drehte vier Runden

Das Trainerkarussell, das sich in der letzten Saison vor der Winterpause nur zwei Mal gedreht hatte, machte in dieser Saison vier Runden. Mit Bernard "Enatz" Dietz (Rot-Weiß Ahlen/Nachfolger Heiko Bonan), Peter Pacult (Dynamo Dresden/Norbert Meier) und Frank Neubarth (Holstein Kiel/Stefan Böger) nahmen diesmal drei Trainer vorzeitig ihren Hut. Außerdem wurde Andreas Bergmann beim FC St. Pauli beurlaubt. Hier sprang Sport-Chef Holger Stanislawski ein und wird Mannschaft auch bis zum Saisonende betreuen.

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