"Du bist nie allein unterwegs" Leipzig-Kapitän Frahn im Internet bedroht

Leipzig · Nur sechs Tage nach der Flucht des Kölner Profis Kevin Pezzoni wird der deutsche Fußball von weiteren Fan-Attacken erschüttert. Kapitän Daniel Frahn vom Regionalligisten RB Leipzig ist im Internet von Anhängern des Stadtrivalen Lok Leipzig massiv bedroht worden. Allerdings hatte der 25-Jährige den Streit zuvor auf Facebook durch scharfe Aussagen selbst angeheizt.

 Daniel Frahn wurde von Fans des Stadtrivalen im Internet bedroht.

Daniel Frahn wurde von Fans des Stadtrivalen im Internet bedroht.

Foto: dapd, dapd

"Frahn denk immer daran, wenn Du nachts unterwegs bist, du bist nie allein unterwegs. Lok ist in der Stadt", schrieb ein Nutzer laut Online-Ausgabe der Leipziger Volkszeitung auf der offiziellen Facebook-Fanseite des Profis. Mehrere Einträge dieser Art sammelten sich in den letzten Tagen und bereiten dem Fußballer große Sorgen. "Man macht sich jetzt schon seine Gedanken, das ist alles nicht mehr spaßig aufzunehmen", sagte Frahn der LVZ.

Gründe für die heftigen Anfeindungen sind Facebook-Einträge Frahns, in denen er sich zu Ausschreitungen nach dem Stadtderby (3:1 für RB) am vergangenen Wochenende geäußert hatte. "Schämt euch", schrieb der 25-jährige auf seiner Facebook-Seite. "Wie krank und bescheuert muss man sein, als Fußballfan Frauen und Rentner zu schlagen", so Frahn. "Ich hoffe, solche Idioten bekommen irgendwann die richtige Strafe." Die Einträge wurden mittlerweile gelöscht.

Frahn beschwerte sich darüber, dass Fans von Lok Leipzig Kinder, Frauen, ältere Männer und auch Behinderte im Rollstuhl angegriffen haben sollen. Die Behinderten-Beauftragte von RB bestätigte, dass ein Rollstuhlfahrer tatsächlich attackiert worden sei. Allerdings soll dieser nicht - wie Frahn schrieb - aus dem Rollstuhl gestoßen worden sein.

"Wir haben Daniel Frahn gesagt, dass er in Zukunft mit seinen Aussagen vorsichtiger sein muss. Der Verein wird ihm dabei helfen", sagte RB-Sprecher Sharif Shoukry dem SID. Auch habe sich Frahn dafür entschuldigt, dass er die gesamte Anhängerschaft von Lok pauschal beschuldigt habe, obwohl es sich nur um einen Kreis von Chaoten gehandelt habe.

Nach dem Stadt-Derby am Sonntag vor der Viertliga-Rekordkulisse von 24.795 Zuschauern war es ums Leipziger WM-Stadion zu Ausschreitungen gekommen. Auch die Verantwortlichen von Lok distanzierten sich vom Verhalten einiger ihrer Fans. "Zig Tausend Lok-Fans haben ihre Mannschaft fantastisch unterstützt. Von jenen, die anderes im Sinn hatten, distanzieren wir uns strikt", sagte Lok-Geschäftsführer Marco Rose der LVZ und forderte Konsequenzen: "Wir können uns bei den direkt und indirekt Geschädigten nur entschuldigen. Wer Familien, Kinder, ältere Leute und sogar Behinderte attackiert, gehört nicht auf die Straße - und schon gar nicht in ein Fußballstadion. Das ist armselig und feige. Vielleicht regen längere Freiheitsstrafen zum Nachdenken an."

(sid)
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