Der FC St. Pauli hat einen guten Lauf Kiez-Club will die Serie ausbauen

Hamburg (rpo) Am 28. Mai 1999 trafen der FC St. Pauli und Fortuna in der 2. Liga zum letzten Mal aufeinander. Die Hamburger gewannen 5:0, retteten sich vor dem Abstieg und stürzten Düsseldorf in die dritte Klasse. Im Tor der Gäste stand damals der bemitleidenswerte Thorsten Walter, der nach 54 Minuten die Rote Karte sah. Am Samstag ist es wieder so weit. Rund um das Millerntor ist die Euphorie jedenfalls groß.

18.000 Besucher werden erwartet, nachdem die Truppe von Trainer Andreas Bergmann zuletzt dreimal gewonnen hat. "Das war gut für die Moral. Gegen Fortuna wollen wir tierisch Gas geben und unbedingt gewinnen”, sagt Bergmann im Gespräch mit RP Online. "Vor der Saison hätte ich gesagt: ,Fortuna ist klarer Favorit.' Jetzt sage ich: ,Wenn wir mit solcher Leidenschaft kämpfen wie zuletzt, werden wir gewinnen."

Mit seiner Truppe hat Bergmann einen eher durchwachsenen Saisonstart hinter sich. Nach einem tollen ersten Spieltag mit einem Auswärtssieg in Wuppertal und einem 1:1 gegen Holstein-Kiel schien die Mannschaft auch am dritten Spieltag gegen den VfL Osnabrück auf der Siegerstraße. "Nach einer 2:0-Führung haben wir in der zweiten Halbzeit drei Gegentore bekomnen und 2:3 verloren. Das hat uns einen schlimmen Knacks versetzt", so Bergmann. Es gab dann eine bittere Niederlage eine Woche später beim Rivalen Hamburger SV (A). "Da haben wir echt scheiße gespielt". Da gab es die ersten "Raus"-Rufe gegen den Trainer.

Bergmann stand schon früh mächtig unter Druck. Nach zuletzt Siegen in der Meisterschaft, darunter das 3:0 beim Spitzenklub SC Paderborn 07, ist die Stimmung bei dem Club um Käpt'n Morena aber wieder mächtig gestiegen. Gegen Fortuna wollen die Hamburger ihre Serie unbedingt weiter ausbauen, damit die ganze Euphorie nicht wieder den Bach runter geht. Gerne hätte der Coach am vergangenen Wochenende auch bei den Dortmund-Amateuren noch drei Punkte geholt, doch das Spiel fiel den Regenfluten zum Opfer. Bergmann: "Ausgerecht jetzt, wo wir einen so guten Lauf haben."

Der frühere Nachwuchs-Coach St. Paulis hatte in der vergangenen Saison acht Spieltage vor Saisonende das Ruder übernommen, als die Mannschaft in akuter Abstiegsgefahr steckte. Er führte die Elf noch ins gesicherte Mittelfeld. "In den nächsten ein, zwei Jahren wollen wir zurück in die Zweite Liga. In dieser Saison geht es nur darum, eine junge hungrige Truppe aufzubauen, die solange wie möglich den Kontakt zum oberen Tabellendrittel halten soll. Wir wollen für unsere Fans hart arbeiten", so der Chef-Coach.

Große Rückhalte seiner Mannschaft sind die die Außenbahnen beackernden Routiniers Morad Bounoua (32) und Michél Mazingu-Dinzey (31) sowie Keeper Achim ""Ho-Ho-Hollerieth!" (31), der auf dem besten Weg ist, einen solchen Kultstatus wie Hollerbach, Thomforde und Stanislawski zu erreichen. Hollerieth, weil er auch Mal die Klappe aufreißt und aus sich rausgeht, nach den ersten Niederlagen die von Bergmann angewandte Vierer-Kette öffentlich kritisierte und für eine Variante mit drei Abwehrspielern eintrat.

Die Abwehr formiert sich um Kapitän Fabio Morena, die drei Neuzugänge Benjamin Adrion und Florian Lechner sowie den Kopfball- und zweikampfstarken Marcel Eger, mit erst 19 Jahren ein großer Hoffnungsträger. Auch Robert Palikuca gehört dazu, Tor-Held der vergangenen Saison, der wegen einer Blinddarmoperation aber ausfällt. Im Mittelfeld regieren Bounoua, Mazingu-Dinzey, der defensive Andreas Mayer (fällt ebenfalls gegen Fortuna aus) sowie Regisseur Ifet "Talle" Taljevic. Der Serbe kam aus Chemnitz und hatte unter Hermann Gerland und Winni Schäfer bei TeBe Kurzeinsätze in der Zweiten Liga.

Eine Stärke der Truppe ist die Unberechenbarkeit und ein überragender Mannschaftsgeist. "Die Jungs haben sich zuletzt einer für den anderen zerrissen." Schwächen? "Wir sind einfach noch nicht stabil genug, zu schwankend. Wenn die Alten ausfallen wissen die Jungen nicht weiter."

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