Viele Tore und halbleere Ränge im Castello So lief die erste Ausgabe der Icon League in Düsseldorf
Düsseldorf · Nach dem Auftakt in der Kölner Lanxess Arena hat die Icon League am Montagabend ihre eigentliche Heimspielstätte bezogen – das Castello Düsseldorf. Wie der zweite Spieltag der neuen Hallenfußball-Liga lief und welche Probleme es gab.
Wenn Elias Nerlich etwas anfasst, dann wird es mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit zu Gold. Der 26-Jährige ist einer der größten Youtuber und Streamer in Deutschland: 1,5 Millionen Follower zählt Nerlich, besser bekannt als „Eligella“, jeweils bei Youtube und Instagram. Auf der Livestreamplattform Twitch folgen ihm sogar zwei Millionen Menschen. Seine Fans sind viele, und sie sind treu, wenn es um den Support seiner Projekte geht. Sei es die Gründung eines eigenen Amateurklubs („Delay Sports“), der Vertrieb von Klamotten und Sportgetränken oder einfach beim wöchentlichen Streamen von Videospielen.
Und so war es keine große Überraschung, dass auch das neueste Format des Youtubers sehr erfolgreich angelaufen ist. Die Icon League, eine Hallenfußball-Liga ähnlich zur Baller League, die er gemeinsam mit Weltmeister Toni Kroos ins Leben gerufen hat. Zum Auftakt am 1. September kamen 20.000 Zuschauer in die ausverkaufte Kölner Lanxess Arena, bis zu 230.000 Menschen schauten live bei Twitch zu. Am Montagabend stieg nun der erste Spieltag in der eigentlichen Heimspielstätte der Icon League – im Castello in Düsseldorf. Und der offenbarte Stärken und Schwächen der Liga.
Viele Plätze im Castello bleiben leer
Statt der 20.000 Fans in Köln finden in der Eventhalle in Düsseldorf immerhin rund 2000 Menschen Platz. Bis zum 13. Spieltag und den Play-Ins für das Finale werden dort alle Spieltage ausgetragen, das Final Eight steigt in München. Schon weit im Vorfeld waren alle Karten für den ersten Auftritt der Icon League in Düsseldorf ausverkauft – trotzdem blieben am Montagabend viele Plätze im Castello leer. Nur etwas mehr als die Hälfte der Fans, die im Vorfeld ein Ticket für zehn Euro ergattern konnten, waren wirklich erschienen. „Wir haben direkt zum Start eine schlechte Nachricht“, hatte Liga-Chef Nerlich den Stream begonnen. „Es haben wohl viele Leute versucht, die Tickets verteuert bei Ebay zu verkaufen, und sind dann jetzt nicht erschienen. Da müssen wir uns was einfallen lassen.“ Für die Fans, die gekommen waren, offenbarte sich dann noch ein ganz anderes Problem: Die steilen Tribünen im Castello sorgten dafür, dass Teile des Spielfelds von den Sitzplätzen gar nicht zu sehen waren.
Die leeren Ränge in der aufwendig und mit vielen Details dekorierten Halle waren dann auch zunächst der Grund dafür, dass die Stimmung zum Start verhalten blieb. Trotz guter und torreicher Spiele wollte der Funke auf die etwa 1000 Fans im Castello nicht überspringen. Ganz anders war es im Livestream, in dem sich ziemlich schnell an diesem Abend über 100.000 Zuschauer tummelten, die auch fleißig im Chat mit den Kommentatoren und Moderatoren interagierten.
David Alaba und sein Team sorgen für Stimmung
Erst als Ex-Profi Simon Terodde mit seinem Team „The Pack“, das gespickt ist mit ehemaligen Profis wie Danny Latza, Daniel Caligiuri und Christian Clemens, dramatisch mit 4:3 gegen „B2B United“ gewann, kam auch in der Halle das erste Mal Stimmung auf. Richtig laut wurde es dann, als „DNA Athletics“ mit den Teamchefs David Alaba und Niklas Sommer im hochklassigsten Spiel des Abends 5:4 gegen „Berlin City“ gewann. Das starke Team aus Berlin wird von Rapper Luciano und Nationalspieler Antonio Rüdiger gemanagt, die beide am Montag nicht vor Ort sein konnten.
Das Konzept der Icon League ist ähnlich zu dem der Baller League, die sich nach dem Start Anfang des Jahres bereits in der zweiten Saison befindet, und unterscheidet sich nur in wenigen Details. Bei der Icon League spielen die Teams in einem Vier-gegen-Vier über 2x12-Minuten. Das kleine Spielfeld, die Aufhebung der Abseitsregel und die Banden sorgen für ein schnelles Spiel mit vielen Toren und Torchancen. Wobei der zweite Spieltag der Hallenfußball-Liga im Castello gezeigt hat, dass die Banden noch nicht so häufig eingebunden werden, wie sich das die Liga-Chefs zu Beginn vorgestellt haben.
Dass die Verantwortlichen aber durchaus lernfähig sind und auf das Feedback der Community hören, hat man am zweiten Spieltag direkt an einer Regeländerungen gesehen. Weil das Tempo im Spiel beim Auftakt in Köln häufig verschleppt wurde, wenn die Torhüter den Ball zu lange am Fuß gehalten haben, wurde umgehend eine Regel eingeführt, dass die Keeper maximal fünf Sekunden in Ballbesitz bleiben dürfen. „Das ist aus meiner Sicht eine gute Änderung und hat für mehr Tempo gesorgt“, sagte Nerlich dazu. Auch in Zukunft wolle man alles stets auf den Prüfstand stellen und in Rücksprache mit den Fans anpassen, wenn es Potenzial für Verbesserung geben sollte.
Antonio Rüdiger: „Format ist überragend“
Sogenannte Rulebreaker, die von jedem Team einmal pro Spiel eingesetzt werden können, sollen die Dynamik der Begegnungen zusätzlich verändern. Und auch das klappte an diesem Abend in Düsseldorf schon ganz ordentlich. Die spontanen Regeländerungen „Überzahl“ (Das eigene Team bekommt einen zusätzlichen Spieler) und „Zwei Kontakte“ (Ball geht nach dem dritten Kontakt eines Spielers zum Gegner) haben beim Einsatz großen Einfluss auf die Partien. So entstand trotz der vielen freien Plätze auf den Rängen und kleinerer Missverständnisse im Ablauf ein kurzweiliger Abend mit zumindest zeitweise ansehnlichem Hallenfußball. Die vielen Prominenten, die vor und nach den Begegnungen zum Interview bereitstanden, sorgten für einen zusätzlichen Unterhaltungsfaktor, wobei im Vergleich zum Auftakt in der Lanxess Arena viele Stars nicht im Castello sein konnten. So auch Mitgründer Toni Kroos, der sich aufgrund anderer Verpflichtungen in Madrid befand.
Der größte Name an diesem Abend vor Ort war wohl Real-Superstar David Alaba, der nach dem direkten Duell mit dem aus Madrid zugeschalteten Teamkollegen Antonio Rüdiger im Studio interviewt wurde und sichtlich viel Spaß hatte. Ebenfalls begeistert vom Konzept zeigte sich auch Antonio Rüdiger, wie er per Videoschalte berichtete. „Das Format ist wirklich überragend. Ich werde auf jeden Fall so oft es geht vorbeikommen“, sagte Rüdiger, der während der Länderspielpause von Bundestrainer Julian Nagelsmann geschont wird und daher in Madrid weilte.
Jana Wosnitza leitet gekonnt durch den Abend
Dass die Vor- und Nachberichte zwischen den sieben Partien so gut beim Publikum ankamen, wie dem Chat zu entnehmen war, lag auch an Moderatorin Jana Wosnitza, die Struktur in die oft etwas unübersichtliche Gemengelage brachte und so gekonnt durch den Abend führte. Der erstrecke sich bei sieben Partien samt Vor- und Nachberichten über sechs Stunden, sodass beim letzten Match des Tages „FC Onefootball“ gegen „Plyrs United“ das Castello um 23.10 Uhr fast gänzlich geleert war. Und das obwohl Bundesliga-Legende und Icon-League-Manager Claudio Pizarro für sein Team auf dem Feld stand.
„Wir verstehen die Leute hier natürlich, wenn sie schon früher gehen, weil sie am kommenden Tag in die Schule, die Uni oder zur Arbeit müssen“, erklärte Nerlich am Ende des langen Abends. „Der Spieltag hat gezeigt, dass das Niveau schon deutlich nach oben gegangen ist, die Rulebreaker machen Spaß und es wird sicherlich noch besser werden“, so der Youtuber weiter.
Die nächsten drei Spieltage der Icon League im Castello sind zumindest bereits ausverkauft, ob die Leute dann auch wirklich alle erscheinen und für eine bessere Stimmung als am Montag sorgen, bleibt abzuwarten. Im Stream werden sicherlich wieder weit über 100.000 Menschen einschalten – das ist man von den „Eligella“-Fans gewohnt.