Vom Manager aufgerüstete Fortuna ist bislang erfolglos Berthold auf dem Pulverfass

Düsseldorf (RP). Die Trendwende schien geschafft. Nach Jahren der atemberaubenden Talfahrt hatte Fortuna Düsseldorf die Rückkehr in die Fußball-Regionalliga zuwege gebracht, und nach mäßigem Start dort schien das Arena-Fest gegen Union Berlin endgültig die Weichen für eine bessere Zukunft gestellt zu haben. 2:0 gewonnen in ausverkauftem Haus (38123 Zuschauer) - was sollte da schief gehen? Kurz gesagt: Alles ging schief.

Die Truppe von Trainer Massimo Morales verlor die drei folgenden Punktspiele, bei einem beschämenden Torkonto von 2:9. Fortuna stürzte damit fast auf einen Abstiegsplatz (die Bilanz ist ja derzeit durch das vorgezogene Spiel gegen Berlin geschönt), wobei diese Ausbeute für einen Aufsteiger freilich noch nicht beängstigend wäre.

Die Düsseldorfer aber sind kein normaler Aufsteiger und dürfen sich daher auch nicht mit diesem Maßstab messen lassen. Thomas Berthold, Weltmeister von 1990 und General Manager des Regionalligisten, hat die Mannschaft mit immensem Aufwand hochgerüstet, allein drei Argentinier mit italienischem Pass neu verpflichtet. Zwar wurde bei keinem, auch nicht den früher in höheren Klassen etablierten Markus Lösch und Carsten Nulle, eine Ablöse fällig - ihre Gehälter aber sprengen den Etatansatz. Damit lässt sich umso schwerer leben, als mit Ausnahme des ehemaligen Kölner FC-Amateurs Marcel Ndjeng und mit Abstrichen Mariano Pasini keiner der Neuen den Beweis antreten konnte, besser als sein preiswerterer Vorgänger zu sein.

Aufsichtsrat tagt

Dies ist das Pulverfass, auf dem die Düsseldorfer sitzen. Gemessen am ursprünglichen Zwei-Jahres-Plan Bertholds für die Rückkehr in die Zweite Bundesliga ist zwar noch nichts passiert - aber gilt dieser Plan überhaupt noch? Hat Fortuna sich finanziell womöglich schon derart zur Decke gestreckt, dass sie zum Aufstieg verdammt ist? Eine Aufsichtsratssitzung sollte vor wenigen Tagen Aufschluss auch über diese Frage bringen, aber sie wurde auf einen Zeitpunkt nach der Kommunalwahl verschoben; der Vorsitzende des Gremiums ist Oberbürgermeister Joachim Erwin.

In anderen Klubs wäre angesichts der sportlichen Lage bald ein Trainerwechsel fällig. Bei Fortuna kann es sich Berthold so leicht nicht machen, denn gemäß der ungewöhnlichen und in Düsseldorf allgemein bekannten Arbeitsteilung in der sportlichen Leitung ist allein der Manager für die Zusammenstellung der Mannschaft verantwortlich, der Trainer ist nur für die tägliche Arbeit zuständig.

Die bringt derzeit zwar ebenfalls nicht die gewünschten Resultate, aber die Hauptfakten sind andere: Die stabilste Abwehrkette der Oberliga wurde nach dem Aufstieg ohne Not auseinander gerissen, neben Frank Schön auch ein versierter defensiver Mittelfeldspieler wie Robert Niestroj in die Wüste gejagt. Berthold holte dafür - ohne Widerspruch des Trainers - neue Spieler, die bisher den Beweis ihrer Regionalliga-Tauglichkeit schuldig geblieben (Laurent Guthleber, Matias Bocchio) oder zumindest keine Verstärkungen sind (Lösch).

Ganz zu schweigen davon, dass Fortuna auch in der Offensive keineswegs besser geworden ist. Natürlich ist da der Trainer gefragt - aber ganz sicher auch der General Manager.

(Rheinische Post)
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