Vor dem Schicksaklsderby gegen Dortmund Altegoer nimmt Zumdick aus der Schusslinie

Bochum (sid). Bei Aufsteiger VfL Bochum greift die Klubführung nach dem Sturz ans Tabellenende der Fußball-Bundesliga auf altbekanntes Krisenmanagement zurück. "Die schlechten Leistungen haben die Spieler gezeigt, nicht der Trainer", übt VfL-Boss Werner Altegoer vor dem richtungweisenden "Schicksalsderby" am Sonntag (17.30 Uhr) gegen Borussia Dortmund demonstrativ den Schulterschluss mit Coach Ralf Zumdick.

Der unter Druck geratene Trainer ist sich dennoch der prekären Lage bewusst. "Wir wollen drei Punkte, denn nur die helfen uns weiter. Dementsprechend werden wir auftreten", meint Zumdick und kündigt Wiedergutmachung für die schwachen Leistungen in den letzten Spielen an.

Altegoer dagegen packte nach dem 0:2 am vergangenen Samstag bei Werder Bremen die Spieler direkt bei der Ehre. "Schlechter als in Bremen geht es nicht", wetterte der allmächtige Vereinschef und nahm die Mannschaft am Mittwoch in Abwesenheit des Trainers eine knappe Stunde lang ins Gebet. Im Laufe des "Dialogs" mit den Profis kam laut Altegoer "alles auf den Tisch".

Hauptthema dürfte der zuletzt mangelnde Einsatzwille des Teams gewesen sein. Das Problem könne kein anderes sein als das, was man im Tennis als "mental" bezeichne, glaubt Altegoer und fordert die Spieler auf, sich nach einem Gegentor nicht einfach "in ihr Schicksal" zu ergeben.

Gerade gegen den BVB allerdings hält Zumdick, der wieder auf den zuletzt verletzten Spielmacher Yildiray Bastürk zurückgreifen kann, eine erneuten Offenbarungseid seines Teams für ausgeschlossen: "Die Mannschaft sieht es als große Chance an, in einem Derby wieder Boden gutzumachen."

Allein der Gedanke an einen Misserfolg ist rund um das Ruhrstadion tabu. "Darüber denke ich nicht nach, dann wäre ich beim Vermitteln meiner Ansichten nicht mehr glaubwürdig", sagt Altegoer und erstickt jede weitere Frage nach möglichen Konsequenzen für Zumdick im Keim. Genauso jedoch verfährt der VfL-Präsident mit Forderungen nach einer Aufstockung des Kaders, der in dieser Saison bei Hertha BSC Berlin (0:4) gegen den Hamburger SV (0:4), bei Energie Cottbus (0:2), gegen Hansa Rostock (1:2), beim 1. FC Köln (0:2) und zuletzt in Bremen jegliche Bundesligatauglichkeit vermissen ließ.

"Spektakuläre Neuverpflichtungen sind nicht möglich, weil wir dann Geld ausgeben, das wir nicht haben. Die Konsequenz wäre der Entzug der Lizenz", meint Altegoer, der Hilfe von Außen seit je her ablehnt.

Ausgeschlossen ist für den "kleinen" Klub im Revier auch die Kooperation mit einer Vermarktungsgesellschaft, wie sie beispielsweise Borussia Dortmund mit der Ufa eingegangen ist. Altegoer: "Da bekommst du 50 Millionen Mark in die Hand, kaufst neue Spieler ein und stehst nachher schlechter da als zuvor. Ich hab es nachgerechnet. Es lohnt sich nicht."

(RPO Archiv)
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