Fortuna Köln stellte Trainer Hans Krankl vor Als Ziel nennt der Österreicher den Klassenerhalt

Köln (sid). Der allmächtige Jean Löring kann wieder ruhig schlafen, um seine "kleine Fortuna" kümmert sich wieder ein ganz Großer. Hans Krankl, Österreichs "Held von Cordoba", präsentierte sich am Donnerstag um Punkt 12.00 Uhr im eleganten schwarzen Anzug als "Retter der Südstadt". Gleißendes Scheinwerferlicht erleuchtete das Jugendheim des abstiegsbedrohten Zweitligaklubs SC Fortuna Köln, als der 46 Jahre Ex-Nationalspieler die Bühne betrat und verkündete, wie er den Abstieg verhindern will: "Ich bin hoch motiviert, wir werden sehr viel reden, sehr viel trainieren. Wenn wir nicht absteigen, ist die Fortuna mein Traumjob." Zur Begrüßung gab es unkölsch eine Sachertorte für den Heilsbringer aus Wien.

Jean Löring hat es wieder geschafft, keine Rede mehr von den glücklosen Krankl-Vorgängern Bernd Schuster und Toni Schumacher: "Da sind viele Geschichten frei erfunden worden." Schumachers Diensten entledigte sich der Allmächtige unter skandalösen Umständen in der Halbzeit des Spiels gegen Waldhof Mannheim, wenige Wochen später präsentierte er stolz Nachfolger Krankl: "Ich kann Ihnen sagen, das ist ein ganz großer Fußballer. Wir haben uns von Fußballer zu Fußballer gleich verstanden, wir sprechen eine Sprache." Der zweifache Torschütze des legendären 3:2-Triumphes ("I werd narrisch") über den damaligen Weltmeister Deutschland bei der WM-Endrunde 1978 in Argentinien sucht das Abenteuer Bundesliga - und fängt erst einmal im Keller an.

Vor einer Woche legte er sein Amt beim österreichischen Bundesligisten SV Salzburg nieder und signalisierte Löring: "Ja, Herr Präsident, ich komme nach Köln." Nun will er in der Domstadt die Mauern einreißen. Seinen langjährigen Co-Trainer Slavo Kovacic brachte Krankl mit. "Die Fortuna ist besser als die Leute denken, und ich weiß mehr von der zweiten Bundesliga, als die Leute denken", sagt Krankl. Die Liga kennt er nur aus dem Fernsehen, aber von seinem Naturell passt der Wiener zu den Kölschen. Krankl trägt sein Herz auf der Zunge, scheut kein Risiko, und manchmal bemächtigt sich der allmächtige Zorn seines schlohweißen Dickschädels: "Entweder man liebt mich oder man hasst mich."

"Meine Aufgabe ist, den Klub vor dem Abstieg zu retten, dafür arbeite ich 24 Stunden am Tag", sagt Krankl. Die Leute aus Köln hätten ihm imponiert, so Krankl weiter, der im Kölner Südstadion demnächst Offensive favorisiert: "Ich bin ein glühender Verfechter des Offensivfußballs, mit destruktivem Fußball ist nichts mehr zu gewinnen."

In 69 Länderspielen erzielte Krankl 34 Tore für Österreich ("Ich bin Patriot, aber im Fußball sind wir nur eine Bananenrepublik"). Krankl erlebte seine Glanzzeiten bei Rapid Wien und beim FC Barcelona, mit dem er 1979 das Europapokalfinale gewann. Nun also zweite Liga in Köln, Krankls siebte Station als Trainer nach dem Wiener SC, Rapid Wien, VfB Mödling, FC Tirol, dem FC Gerasdorf und dem SV Salzburg.

Warum Fortuna? "Ich hatte einen positiven Eindruck vom Präsidenten, ich wollte im Ausland arbeiten und der SV Salzburg hatte finanzielle Probleme", sagt Krankl. "Die deutsche Zweitliga ist für mich eine hohe Motivation, ein großer Ansporn." Am Donnerstag leitete Krankl erstmals das Training in der Südstadt: "Ich war 25 Jahre Spieler, ich gehöre auf den Fußballplatz. Das ist mir wichtiger als Pressekonferenzen."

Der Vertrag läuft ohne Option zunächst bis Saisonende. Krankl: "Das ist die fairste Lösung für beide Seiten." Löring: "Ich habe den Mann geholt, weil er sich nur um den Fußball kümmert. Peripheres interessiert den nicht. Mich auch nicht."

(RPO Archiv)
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