Statt an die Börse in die 2. Liga? "Absteiger" Dortmund droht der Super-GAU

Dortmund (sid). Die Horror-Visionen um Borussia Dortmund haben eine neue Dimension bekommen: Statt einst geplantem Börsengangs und weiteren Millionen-Investitionen auf dem Transfermarkt droht den Westfalen um Falle des Abstiegs aus der Fußball-Bundesliga der personelle Super-GAU. "Unsere Profis haben nur Verträge für die Bundesliga", bestätigt Sportdirektor Michael Zorc. Mit einer eventuellen Flut von Vertragsverhandlungen im Fall der Fälle will er sich trotz der derzeit nur drei Punkte Abstand zum Abgrund nicht beschäftigen.

"Es gibt eine einseitige Option des Vereins", erklärt der Ex-Nationalspieler. Gemäß den Musterverträgen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) böte sich dem BVB nach einem eventuellen Abstieg die Chance, nachzuverhandeln. Sollte keine Einigkeit mit dem jeweiligen Spieler erzielt werden, könnten die Dortmunder bei den über die Saison hinaus laufenden Verträgen ihre Option ziehen, müssten dann jedoch zu Bundesliga-Bedingungen bezahlen.

Angesichts der Fülle von Nationalspielern im Kader des BVB, der vor der Saison mit Spielern für 52 Millionen Mark Ablöse aufgerüstet hatte, dürften die meisten Akteure dennoch nicht zu halten sein. Selbst die kürzlich verlängerten Verträge von Jürgen Kohler oder Stefan Reuter wären für die Katz, die abschließenden Gespräche mit Andreas Möller dürften gar nicht erst zu Stande kommen, sollte den Weltpokalsieger zum zweiten Mal in seiner Vereinsgeschichte nach 1972 ins Unterhaus abstürzen.

Auch das Bemühen um kurzfristigen Ersatz würde aus Zeitgründen problematisch, zumal die Saison erst am 20. Mai endet. Es klingt wie das berühmte Pfeifen im Wald, wenn BVB-Boss Dr. Gerd Niebaum beschwört: "Wir steigen nicht ab und retten uns vorzeitig". Die neue Situation mit zahlreichen Stars ohne Erfahrung im Kampf mit den Nerven hat jedoch bisher erstaunliche Hilflosigkeit verbreitet. Erinnerungen an den 1. FC Kaiserslautern werden wach. Im Jahr vor dem Abstieg 1996 belegten die Pfälzer Platz vier - wie die Borussen in der vergangenen Saison.

Im Umfeld des Westfalenstadions ist dem Ärger der Fans über die mangelnde Arbeitsbereitschaft der Millionäre längst die nackte Angst um ihren Klub gewichen. Es herrscht eine Stimmung wie 1985/86, als sich der fünfmalige deutsche Meister, erst im dritten Spiel der Relegation gegen den damaligen Zweitliga-Dritten Fortuna Köln rettete.

Die Borussen nehmen jedoch Zuspruch derzeit mit Wohlwollen zur Kenntnis. Immerhin 91 Prozent der Anhänger sind nach einer Umfrage der "Start Forschung- und Beratungsgesellschaft für Unternehmens-Entwicklung" vom Bundesliga-Verbleib überzeugt. Allerdings rieten immerhin 48 Prozent zu Veränderungen in der Führungsetage, während 76,5 Prozent Trainer Bernd Krauss ihr Vertrauen aussprachen.sid gb rd

(RPO Archiv)
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