AC Mailand: Zwölf Spieler angeklagt 110 Millionen Mark an der Steuer vorbei geschleust

Mailand (dpa). Gegen zwölf Spieler des italienischen Fußball- Erstligisten AC Mailand ist am Dienstag wegen Steuerhinterziehung Anklage erhoben worden. Außerdem wollen die Staatsanwälte Bruna Albertini und Francesco Greco gegen den AC-Vize-Präsidenten Adriano Galliani und Manager Giancarlo Foscale wegen Steuerhinterziehung und Bilanzfälschung Anklage erheben. Bevor die Beschuldigten in Mailand jedoch vor Gericht gestellt werden, muss der zuständige Richter dem Verfahren noch zustimmen. Im November 1998 war bekannt geworden, dass zwischen 1991 und 1997 insgesamt etwa 110 Millionen Mark an der Steuer vorbeigeschleust worden waren. Das meldete die "La Repubblica" am Mittwoch.

Nach Angaben der Finanzpolizei sollen die niederländischen Superstars Marco van Basten (41 Millionen Mark), Ruud Gullit (18 Millionen), Frank Rijkaard (8,3 Millionen) sowie der Italiener Gianluigi Lentini (25,5 Millionen) die höchsten Summen hinterzogen haben. Die Spieler sollen von ausländischen Firmen des Mailänder Präsidenten Silvio Berlusconi Gelder bezogen und nicht versteuert haben. Der AC Mailand hatte im November 1998 erklärt, dass "beim AC Mailand alle Verträge völlig legal" seien.

Zu den angeblichen Steuersündern gehören auch Nationalmannschafts- und AC-Kapitän Paolo Maldini (4,4 Millionen Mark) und der ehemalige Libero und Vize-Präsident des AC Mailand, Franco Baresi (4,5 Millionen) sowie der ehemalige Bayern München-Spieler Jean-Pierre Papin (4,8 Millionen). Die weiterem Angezeigten sind Dejan Savicevic (400 000 Mark), Nando de Napoli (1,3 Millionen), Mauro Tassotti (500 000 Mark), Stefano Eranio (1,5 Millionen) und Christian Panucci (1 Million). Keine Anklage wurde gegen die erhoben, die "nur" 200 000 Mark hinterzogen haben. Die deutschen "Legionäre" Jens Lehmann, Christian Ziege und Oliver Bierhoff stehen nicht unter Verdacht.

Auf die Spur kam die Finanzpolizei den Steuersündern, als sie im Rahmen der Aktion "mani pulite" Anfang der 90er Jahre das Wirtschaftsimperium "Fininvest" von Mailands Präsidenten Berlusconi unter die Lupe nahm. Die Ermittler waren damals Bestechungen und Steuerhinterziehung in Politik und Wirtschaft auf der Spur. Dabei fanden sie Verträge der Mailänder Spieler mit Berlusconi-Firmen im Ausland. Unter anderem mit der "Sport Image International" in England und der "Fininvest Service" in der Schweiz. Die in diesen Verträgen festgehaltenen Summen tauchten bei den Steuererklärungen der Spieler nicht auf. Auch die darin vereinbarte Nutzung von Werberechten habe es nie gegeben, so die Polizei.

Ban Petersson, Basketball-Trainer beim AC Mailand, hat sich inzwischen selbst angezeigt. Er will zwischen 1991 und 1994 rund 800 000 Mark pro Jahr "schwarz" von "Finivest" bekommen haben.

(RPO Archiv)
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