1. FC Köln Spaßvogel Horn weckt Erinnerungen an Rutemöllers "Mach et, Otze"

Köln · In Köln herrschte nach dem 4:2 gegen Eintracht Frankfurt Freude bis zum Übermut.

1. FC Köln: Spaßvogel Horn weckt Erinnerungen an Rutemöllers "Mach et, Otze"
Foto: dpa, mb jai

Die Freude über den gebannten Heimfluch und die Versöhnung mit den Fans ließen sogar Timo Horn übermütig werden. "Den Elfmeter habe ich extra reingelassen, damit der Hacki nicht so lange gesperrt wird", sagte der sonst eher zurückhaltende Torhüter des 1. FC Köln nach dem erlösenden 4:2 (1:0) gegen Eintracht Frankfurt — und so manch einer fühlte sich schon an Erich Rutemöllers legendäres "Mach et, Otze" erinnert.

Die Rechnung ging auf: das DFB-Sportgericht sperrte den Österreicher Kevin "Hacki" Wimmer am Montag für eine Partie. Der Abwehrspieler hatte in der Nachspielzeit wegen einer Notbremse Rot gesehen, und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sperrt Spieler — wie zuletzt den Münchner Weltmeister Jerome Boateng — regelmäßig für zwei Spiele statt einem, wenn der folgende Elfmeter gehalten wird.

Den Kölner Offiziellen gefiel die — natürlich scherzhafte — Aussage Horns gar nicht. Sie fürchteten offenbar, dass dieser beim DFB falsch verstanden und eine Trotzreaktion auslösen könnte — doch das Sportgericht entschied wie erwartet. Gerade in Köln haben sie schließlich schlechte Erfahrungen gemacht, wurde Frank Ordenewitz doch vor 24 Jahren für das Pokalfinale gesperrt: Trainer Rutemöller hatte ausgeplaudert, dass er dem Stürmer geraten hatte, die Rote Karte zu provozieren, um stattdessen in der Bundesliga zu fehlen.

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Doch in Köln hatten sie am Sonntag alle Fesseln abgelegt, in einer berauschenden Schlussphase taktisch und danach auch verbal. "Wir sind der Gewinner des Spieltags", betonte der gebürtige Kölner Marcel Risse, dessen Tor zum 2:1 (72.) die Treffer von Yuya Osako (79.) und Anthony Ujah (82.) folgten. Eine berechtigte Aussage, waren die Kölner — die erstmals seit Oktober ein Heimspiel gewannen, zum 600. Mal in der Bundesliga siegten und in einem Heimspiel fast so viele Tore erzielten wie in den elf vorherigen zusammen (5) — doch der einzige Sieger aus der unteren Tabellenhälfte.

Trainer Peter Stöger amüsierten derweil die emotionalen Sprünge im Umfeld, wo die Stimmung nach der schwarzen Heimserie und den Fan-Diskussionen als Folge der Derby-Krawalle von Mönchengladbach auf der Kippe stand. "Jetzt sehen wir zu, dass wir in Dortmund was holen — und dann schauen wir nach Europa", äußerte der Österreicher sarkastisch.

In Wahrheit wollte der 48-Jährige nicht einmal dem gefeierten Winter-Neuzugang Deyverson ein Sonderlob zollen, der beim Startelf-Debüt getroffen hatte (28.). Während Sportchef Jörg Schmadtke erklärte, der Brasilianer bringe "Elemente, die uns bisher gefehlt haben", reagierte Stöger demonstrativ konträr. "Ich weiß nicht, welche er meint", sagte er: "Ich bin in der Beurteilung vorsichtig. Dass Spieler glorifiziert oder runtergemacht werden, brauchen wir gar nicht." Nach einer Stunde nahm er den übermotivierten und rotgefährdeten Südamerikaner wegen "grenzwertiger Theatralik" vom Feld.

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Foto: dpa, Marius Becker

Solche Sorgen hätte die Eintracht gerne gehabt. Statt dem Sprung auf Platz sieben, der aufgrund der Teilnehmer an Pokal-Viertelfinale wohl zur Teilnahme an der Europa League reicht, blieb nur die Rückkehr von Alex Meier (58./90.+3) an die Spitze der Torjägerliste (18 Treffer). "Ich bin jetzt seit elf Jahren Profi, und es ist immer dasselbe: Wenn eine Mannschaft eine Negativserie hat, kommt Eintracht Frankfurt und baut sie auf", schimpfte Marco Russ. Stefan Aigner ergänzte: "Es ist immer der gleiche Scheiß: Täglich grüßt das Murmeltier."

(sid)
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