Bundesliga 17/18 Pressestimmen zum Stöger-Aus in Köln
So berichten die Medien über die Entlassung von Trainer Peter Stöger beim 1. FC Köln.
Süddeutsche Zeitung: "1. Fußball-Club für Indiskretionen und Peinlichkeiten - Während die Akteure des Vereins davon überzeugt sind, dass sie aus der unseligen Situation wenigstens das Bestmögliche machen, steht auf der anderen Seite ein objektiver Befund: Nachdem sich vor fünf Wochen der Sportchef Jörg Schmadtke quasi selbst entließ, ist nun auch der Cheftrainer abhandengekommen, die Mannschaft steht mit drei Punkten am Tabellenende, und die Suche nach zukunftsfähigen Personallösungen wird durch Indiskretionen, klubinterne Profilierungsversuche und öffentliche Personaldebatten erschwert."
Bild: "Slapstick pur in Köln - Das Trainer-Thema war den Herren Spinner und Wehrle sichtlich unangenehm. Erst recht nach dem 2:2 auf Schalke. Und nachdem Stöger-Nachfolger Stefan Ruthenbeck sich schon vor dem letzten Auftritt seines Vorgängers verplappert hatte. Spinner: „Natürlich war das nicht glücklich.“ Und so sprang man lieber schnell auf eine andere Klub-Baustelle und versuchte nochmals (!) Schadenbegrenzung zu betreiben bei der bislang peinlichen Suche nach einem Sportchef."
RP: "Köln verfällt in alte Muster - Das Festhalten am Trainer war nur halbherzig – ein "spürbar anders" auf Zeit. Es war die schlechteste aller Lösungen. Der Verein hätte bereits vor Wochen Fakten schaffen müssen. Entweder mit einem bedingungslosen Vertrauensbeweis zu Stöger – auch bei einem möglichen Abstieg. Oder, den Marktmechanismen folgend, mit dem viel zitierten neuen Impuls auf der Trainerbank."
Express: "So einen Abgang hat Stöger nicht verdient – Auch Stöger hat Fehler gemacht, einige sogar, eine Trennung ist nachvollziehbar. Der Österreicher selbst hat schon vor Saisonbeginn gesagt, dass es die zentrale Aufgabe sei, den FC sicher in der Bundesliga zu halten. Das wird aller Voraussicht nach nicht gelingen. Doch nicht nur der völlig deplatzierte Zeitpunkt – nach einem 2:2 auf Schalke und vor einer englischen Woche mit der Chance aufs Überwintern in Europa – auch die Art und Weise der Trennung lassen einen an der Klasse und der Weitsicht der Bosse zweifeln."
Klöner Stadt-Anzeiger: "Der FC und Peter Stöger sollten einander dankbar sein – Es gibt gute Argumente für die Trennung, denn ein Bundesligatrainer ist für mehr verantwortlich als nur für die Mannschaftsaufstellung. Die Kaderplanung, auch der Verletztenstand – das sind Themen, die ursächlich sind für die aktuelle sportliche Krise. Peter Stöger dafür mit in die Verantwortung zu nehmen und nun die Konsequenzen tragen zu lassen, ist eine Maßnahme, über die sich diskutieren lässt. Die aber einer Logik folgt. Schön ist eine Trennung nie, und es wird Aufgabe aller Beteiligter sein, die guten Jahre in den Fokus zu rücken, anstatt in der Rückschau zu sagen, dass alles falsch war. Man sollte einander dankbar sein."
Spiegel Online: "Aus mit Applaus - (...) Stöger wusste also schon in Gelsenkirchen, dass es sein letzter Abend als Chefcoach werden würde. Dankend zog er nach dem Abpfiff seine Mütze vom Kopf, deutete eine Verbeugung an, nahm Spieler in den Arm und wurde von seiner Mannschaft mit Applaus gefeiert. Einige hatten Tränen in den Augen, schön und traurig zugleich war dieser merkwürdige Abschied. Eine Abschiedsstimmung, wie sie die große Kölnerin Trude Herr einst besungen hat: Niemals geht man so ganz."
Welt: "Auftritt des Kölner Vorstands lässt tief blicken - Dem souveränen Auftreten, das der Trainer, der den Verein zunächst in die Bundesliga und dann im Sommer nach 25-jähriger Abstinenz wieder in den Europapokal geführt hatte, an seinem letzten Arbeitstag an den Tag gelegt hatte, konnten Spinner und Wehrle am Tag darauf nicht gerecht werden. Sie blieben Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen schuldig. Sie baten wiederholt um Verständnis, dass sie weder in Bezug auf die langfristige Besetzung des Cheftrainerpostens noch zu der bereits länger vakanten Position des Sportdirektors etwas Konkretes sagen könnten."
Kicker: "Stöger ist also seit Sonntagmorgen Geschichte: Der frühere Profi war im Sommer 2013 von der Austria aus Wien nach Köln gegangen und hatte den Klub von Holger Stanislawski in der 2. Liga übernommen. Gleich in seinem ersten Jahr führte Stöger den FC wieder ins Oberhaus und in der abgelaufenen Saison als Tabellenfünfter sogar in die Europa League."
Sportschau: "Der FC verliert eine zentrale Säule - Natürlich hat auch Stöger Schuld an der sportlichen Misere. Er hat es verpasst, seinem Team eine neue Spielidee ohne Anthony Modeste zu verpassen. Die Abwehr wackelt und bei Standards schwächelt der FC defensiv wie offensiv. Aber die aktuelle Saison deckt vor allem auf, dass der Kölner Kader nur unteres Bundesliganiveau hat. Und mit diesem Kader hat es Stöger geschafft, drei Jahre in Folge nicht auf einem Abstiegsplatz zu stehen. Das ist Stögers größte Leistung - der Europapokal-Einzug war nur das Sahnehäubchen."
Kölnische Rundschau: "Am Sonntagmittag wurde die Trennung von Peter Stöger durch den 1. FC Köln den Medien in einer Pressekonferenz mitgeteilt. Die begann allerdings mit 28-minütiger Verspätung. Offenbar hatte es bei den Club-Verantwortlichen erhebliche Probleme bei der Formulierung der offiziellen Sprachregelung der Entlassung des Trainers gegeben, der noch einen Vertrag bis zum Juni 2020 besaß."
T-Online: "Der Stöger-Rauswurf ist eine Farce - Der 1. FC Köln hat sich in den vergangenen Wochen verloren. Auch mit dem schlechtesten Saisonstart, den je ein Bundesligist hingelegt hat, kann man anders umgehen. Schmadtke machte schon nach neun Spieltagen Schluss mit Köln. Seitdem müssen Wehrle und Schumacher ihr Gesicht in die Kameras halten. Mit fatalen Folgen."
Geissblog.Koeln: "Beispielloser, bitterer und kurioser Abstieg - Kurios bleibt bis heute: Während der Effzeh in diesem Jahr unter Stöger in der Bundesliga einen beispiellosen Abstieg hinlegte und inzwischen neun Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz aufweist, steht Köln im DFB-Pokal im Achtelfinale und feierte in der Europa League zuletzt zwei Siege in Folge. Auf europäischer Bühne könnten die Geissböcke sogar mit einem Sieg bei Roter Stern Belgrad der Sprung unter die letzten 32 Mannschaften schaffen. Doch dieses Schicksal liegt nun nicht mehr in Stögers Händen. Der 51-Jährige musste nach 1634 Tagen seinen Hut nehmen."
Effzeh.com: "Viereinhalb Jahre Peter Stöger: Eine Legende tritt ab - Es hatte sich zuletzt abgezeichnet: Peter Stöger ist nicht mehr Trainer des 1. FC Köln. Nach viereinhalb Jahren, in denen der Österreicher zum neuen Bundesliga-Rekordtrainer wurde und damit Legenden wie Hennes Weisweiler und Christoph Daum hinter sich ließ, verlässt der Österreicher den effzeh nun. Stöger ist unbestritten der erfolgreichste Trainer in der jüngeren Vereinsgeschichte des 1. FC Köln – jetzt hinterlässt er eine Lücke."
Tagesspiegel: "Peter Stöger: Opfer und Täter zugleich - Wie hat er das bloß ertragen, die wochenlangen Diskussionen um seine Person, die unappetitlichen Interviews noch kurz vor dem Anpfiff bei seinem angeblichen Schicksalsspiel auf Schalke. Da löcherten ihn die Experten, doch endlich einmal klar zu seiner unmittelbaren beruflichen Zukunft zu beziehen. Man stelle sich vor: Ein normal berufstätiger Mensch würde Tag und Nacht gefragt, wann er denn nun gefeuert wird. Würde kaum ein Mensch ertragen. Peter Stöger hat es ertragen, dabei aber ein Stück weit auch an Würde verloren. Er ist Opfer und Täter zugleich."
Peter Stöger: Reaktionen auf seine Entlassung beim 1. FC Köln