Nach Derby-Ausschreitungen Köln setzt Zeichen gegen Chaoten

Köln/Düsseldorf · Nach den Ausschreitungen beim Derby in Gladbach wehrt sich die große Mehrheit der FC-Fans gegen die Gewalttäter.

 "Gewalt? Nicht mit uns!", steht auf diesem Plakat von Kölner Fans.

"Gewalt? Nicht mit uns!", steht auf diesem Plakat von Kölner Fans.

Foto: dpa, mb fux

Jörg Schmadtke macht sich Sorgen um seinen 1. FC Köln. Und weil das so ist, stellt er sich staatsmännisch vor jedes sich bietende Mikrofon und stellt sich laut vor, was er sich nicht vorstellen möchte. Eine Bestrafung mit einem Geisterspiel nach den Derby-Krawallen von Mönchengladbach würde der Manager als "merkwürdig" und "nicht nachvollziehbar" empfinden. "Das würde unserer Strategie und der Strategie des DFB widersprechen. Ich würde mich darüber sehr wundern", sagt Schmadtke. "Ich könnte das nicht nachvollziehen, das wäre der falsche Schritt." Die Angst resultiert aus den Taten der Vergangenheit. Wiederholt war der Verein wegen Verfehlungen seiner Anhängerschaft sanktioniert worden, bis Dezember spielte er auf Bewährung. Die Verkündung des Strafmaßes wird für Anfang März erwartet.

Die Botschaft von Schmadtke und dem 1. FC Köln ist klar und sichtbar an diesem Nachmittag beim Heimspiel gegen Hannover 96 - die überwiegende Mehrheit der friedlichen Anhängerschaft zeigt deutlich Flagge gegen die Chaoten in den eigenen Reihen. Es sind Plakate zu sehen wie "Gewalt? Nicht mit uns" und "Wir sind der FC - ohne Pyro & Gewalt".

Es gibt aber auch die andere Sicht auf die Dinge von einer Minderheit. Und die fühlt sich ungerecht vom Verein behandelt. Die Kölner "Boyz" kritisieren mit deutlichen Worten die Entscheidungsträger bei "ihrem" Klub. "Dass der Verein alles in seiner Macht stehende in die Wege leitet, um vermeintliche Verbandsstrafen des DFB zu verringern, können wir nachvollziehen", heißt es in einer am Tag vor dem Heimspiel gegen Hannover auf der "Boyz"-Homepage veröffentlichten Stellungnahme. "Die Tatsache jedoch, dass eigene, vor der gesamten Mitgliedschaft getätigte Aussagen derart ad absurdum geführt werden, hätten wir nicht für möglich gehalten." Sowohl die Vereinsführung, als auch die Arbeitsgemeinschaft Fankultur des Klubs hätten stets betont, dass von Ultragruppierungen verachtete kollektive Bestrafungen in Köln der Vergangenheit angehörten. "Dass sich Zeiten und Meinungen ändern, ist uns nun bewusst", schreiben die "Boyz" über den ihrer Ansicht nach ungerechtfertigten Ausschluss. "Die Hälfte der Mitglieder unserer Gruppe war in Mönchengladbach nachweislich nicht im Stadion." Der 1. FC Köln hatte den "Boyz" nach der Randale in Gladbach den Status des Fanclubs aberkannt und Stadionverbote gegen alle Mitglieder verhängt - und sogar der Gruppe nahestehenden Personen verbannt.

Durchaus diskussionswürdig ist die Art, wie Köln jagt nach vermeintlichen Unruhestiftern macht. Unter anderem im Online-Magazin des Vereins wurde ein Foto mit der Überschrift "Kein Platz für Straftäter" veröffentlicht. Darauf sind ganz viele maskierte Randalierter zu sehen, billigend aber auch unbeteiligte Fans. Die fühlen sich verschaukelt. Unklar ist, ob sich jemand wegen der Verletzung des Rechts am eigenen Bild auch juristisch mit den Domstädtern auseinandersetzen wird. Der FC sieht sich im Recht und verteidigt die Aktion.

Köln steht vor einer schwierigen Aufgabe. Der Kampf gegen unbelehrbare Chaoten könnte sich für den selbst ernannten Karnevalsverein als Stimmungsdämpfer erweisen. "Gewisse Dinge werden wir aushalten müssen", sagt Schmadtke. Die Ultras haben sich als Stimmungsmacher verweigert. Dementsprechend gedämpft war es zeitweise auf den Rängen. DEL-Geschäftsführer Andreas Rettig kann das Gejammer der Betroffenen nicht verstehen. "Worüber reden wir jetzt eigentlich? Die sollen den Mist lassen, dann braucht man auch niemanden bestrafen."

Der Machtkampf geht weiter.

(RP)
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