Platzsturm in Mönchengladbach Kein Geisterspiel für den 1. FC Köln

Der 1. FC Köln ist für die Ausschreitungen seiner Fans nach dem Derby bei Borussia Mönchengladbach hart bestraft worden, kommt jedoch gerade noch um ein Geisterspiel herum.

Kölner Fans sorgen mit Platzsturm für Chaos
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Kölner Fans sorgen mit Platzsturm für Chaos

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Foto: Dieter Wiechmann

Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verurteilte die Rheinländer am Donnerstag zu drei Zuschauer-Teilausschlüssen und 200.000 Euro Geldstrafe, von denen 120.000 Euro in infrastrukturelle und gewaltpräventive Maßnahmen zu investieren sind.

"Die Strafe trifft den 1. FC Köln hart und ist finanziell wie organisatorisch für uns eine große Herausforderung", sagte Vereinspräsident Werner Spinner. "Wir sind dennoch erleichtert, dass der DFB die Fanarbeit des 1. FC Köln und die von uns nach dem Derby ergriffenen Maßnahmen anerkennt."

Für den FC ist dies der letzte Warnschuss vor noch drastischeren Strafen: Sportdirektor Jörg Schmadtke hatte vorab von einer "existenzbedrohenden" Situation gesprochen, theoretisch wären sogar Punktabzüge oder der Zwangsabstieg möglich gewesen.

Der Verein muss nun auf Geheiß des DFB Maßnahmen umsetzen, unter anderem darf er bis zum Saisonende ausschließlich personalisierte Eintrittskarten für Auswärtsspiele ausgeben und mindestens 50 eigene Ordner einsetzen, die unter anderem dafür sorgen müssen, dass bis zum Ende der Saison, beginnend mit dem 27. Spieltag, keine großen Fahnen, Banner und Blockfahnen der Kölner Anhänger bei Auswärtsspielen zum Einsatz kommen.

Teilausschluss, personalisierte Auswärtstickets, Investitionen

Der Zuschauerausschluss betrifft die Heimspiele gegen 1899 Hoffenheim (12. April), Bayer Leverkusen (26. April) und Schalke 04 (32. Spieltag/8. bis 10. Mai) - die Stehplatzbereiche S3 und S4 im Unterrang der Südtribüne werden jeweils geschlossen bleiben, was den Klub eine hohe sechsstellige Summe kosten wird. Die betroffenen 2500 Dauerkartenbesitzer werden von den Geißböcken entsprechend entschädigt.

Darüber hinaus muss der 1. FC Köln in Abstimmung mit dem DFB nach einem Stufenplan Investitionen baulicher und infrastruktureller Art vornehmen, beispielsweise die Schaffung weiterer Drehkreuze oder aber die Verbesserung der technischen Möglichkeiten zur Überwachung der Zuschauerränge. Außerdem muss der Klub zur neuen Saison einen weiteren hauptamtlichen Fanbeauftragten und einen hauptamtlichen Sozialpädagogen einstellen, wobei Letzterer gerade Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren betreuen soll.

Auch für Borussia Mönchengladbach hat das Urteil Folgen. Beide Vereine müssen gemeinsam ein Sicherheitskonzept unter Einbeziehung des DFB erstellen und durchsetzen. Dieses muss insbesondere beinhalten, dass der FC im nächsten Auswärtsspiel bei Borussia nur die Hälfte des zulässigen Kartenkontingents für den Gastbereich anfordert und erhält.

"Auch wir sind intern noch dabei, die Vorkommnisse nach dem Spiel ausführlich aufzuarbeiten", betonte Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers. "Es ist in unserem Sinne, dass wir alle möglichen Vorkehrungen treffen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen und wir dem überwältigenden Großteil der Fans ein friedliches und sicheres Stadionerlebnis ermöglichen können."

Der DFB kam Köln offenbar entgegen, ein härteres Strafmaß wäre denkbar gewesen. "Selbstverständlich. Ohne die umfangreichen und vorbildlichen Maßnahmen des 1. FC Köln im Anschluss an die Vorfälle in Mönchengladbach wäre die Anordnung von zumindest einem 'Geisterspiel' sehr wahrscheinlich gewesen", sagte der Sportgerichts-Vorsitzende Hans E. Lorenz auf dfb.de.

Mit diesem Urteil "honorieren wir die Eigeninitiative des Vereins, von sich aus nachhaltige Sanktionen gegen die eigenen sogenannten Fans zu verhängen. Mit den Teilausschlüssen vermeiden wir, dass die große Menge der friedlichen Zuschauer unter dem Fehlverhalten Einzelner leidet", so Lorenz.

Etwa 30 FC-Chaoten in weißen Overalls hatten nach der Derbyniederlage in Mönchengladbach (0:1) am 14. Februar den Platz gestürmt. Es kam zu Jagdszenen auf dem Feld, Handgreiflichkeiten mit der Polizei und den Ordnungskräften. Zwei Randalierer wurden festgenommen, ein Polizist wurde verletzt.

Der 1. FC Köln entzog der Ultra-Gruppierung "Boyz" daraufhin den Fanklub-Status und schloss sie aus der AG Fankultur aus. Zudem sprach der FC 45 Stadionverbote aus, von denen inzwischen sechs wieder aufgehoben sind.

Die Kölner sind "Wiederholungstäter": Schon im Vorjahr waren sie auf Bewährung zu einem Teilausschluss der Fans in zwei Fällen verurteilt worden.

(sid)
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