Kein Protest gegen Dortmund-Spiel Kölner Verzicht ist das richtige Zeichen

Meinung | Düsseldorf · Der 1. FC Köln hat sich dazu entschlossen, auf den geplanten Protest gegen die 0:5-Niederlage bei Borussia Dortmund zu verzichten. Damit tut der Bundesligist dem deutschen Fußball einen großen Gefallen.

Borussia Dortmund - 1. FC Köln: Sokratis-Treffer wird nach Videobeweis anerkannt
11 Bilder

Sokratis-Treffer wird nach Videobeweis anerkannt

11 Bilder
Foto: ap, mm

Der FC hat seinen Unmut gegen eine klare Fehlentscheidung mehr als deutlich bekundet. In Dortmund ist ein irreguläres Tor gefallen. Deshalb ist es verständlich, wenn ein Verein, alleine schon in der Verpflichtung gegenüber seinen Mitgliedern, Geschäftspartnern und Konkurrenten, sich zunächst das Recht einer juristischen Überprüfung herausnimmt. Unabhängig von Endergebnissen und sportlicher Unterlegenheit. Das hat nichts mit Folklore zu tun, nichts mit Branchen-Ballyhoo, sondern mit einer Selbstverständlichkeit in unserem Rechtssystem. Und dabei ist zunächst einmal völlig egal, wie hoch die Erfolgsaussichten bei dem Streit gewesen wären. Das hat nicht der Stammtisch zu entscheiden, sondern die Sportgerichtsbarkeit.

Es ist dennoch ein gutes Zeichen, dass der 1. FC Köln mit Sportvorstand Jörg Schmadtke an der Spitze sich dafür entschieden hat, keinen Einspruch einzulegen. Sicherlich auch, weil es Präzedenzfälle gibt, die einen Erfolg der Rheinländer nicht unbedingt haben wahrscheinlich wirken lassen. Sicherlich auch, weil man mit viel Glück im Bunde war, im Westfalenstadion an diesem Abend nicht mit 0:9 als Verlierer vom Platz zu gehen. Sicherlich auch, weil es zwar wohltuend war, mal ein paar Stunden von den eigenen Problemen abzulenken, es aber nicht im Interesse der Vereinsverantwortlichen sein kann, zu viele Nebengeräusche laufen zu lassen. Köln steckt tief im sportlichen Schlamassel.

Der Verzicht auf den Einspruch ist aber auch ein richtiges Zeichen in einer Zeit, in der viel zu viele darauf beharren, dass nur ihre Sicht auf die Dinge absolute Gültigkeit besitzt. Er ist aber auch ein wichtiges Zeichen an die Schiedsrichter. Sie dürfen auch Fehler machen, ohne dass gleich das ganze System zusammenbricht. Gleichwohl ist es eine Aufforderung an sie, sich mit begangenen Fehlern intensiv auseinanderzusetzen. Besonders beim Thema Videoassistent wäre noch viel mehr Transparenz wünschenswert.

Schiedsrichter machen Fehler! Videoschiedsrichter machen Fehler! Lasst uns aufhören mit diesem absoluten Anspruch! Fehler gehören dazu. Die Sucht nach Vollkommenheit, nach absoluter Gerechtigkeit wird der Fußball nicht befriedigen können. Das Leben ist nicht perfekt und das macht die Sache doch am Ende so interessant. Im Fußball — wie in allen anderen Bereichen.

(gic)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort