Diskussionen im Netz 1. FC Köln und neuer Mediendirektor verzichten nach Fan-Protesten auf Zusammenarbeit

Update | Köln · Der Kölner Bundesligist hatte einen neuen Mediendirektor vorgestellt. Eine Personalie, die in der Regel für wenig Aufsehen sorgt. Anders in diesem Fall. Denn zahlreiche Fans des FC sahen einen Konflikt mit den Werten des Vereins. Ihr Protest hatte Erfolg.

 Das Emblem des 1. FC Köln. (Symbolfoto)

Das Emblem des 1. FC Köln. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der 1. FC Köln ist über die Stadt hinaus für seine Vielfalt und Toleranz, klare Statements gegen Rassismus und für Fairness und Gleichheit aller Menschen bekannt. „Spürbar anders“ - so der Slogan des FC. Diese Werte sahen zahlreiche Fans der Kölner durch eine neue Personalie des Vereins bedroht. Unter anderem bei Twitter empörten sich Anhänger über die Einstellung des neuen Mediendirektors Fritz Esser. Der war am Montag nach einem langen Auswahlverfahren vorgestellt worden und sollte sein Amt eigentlich am 1. Mai antreten und von der DB-Tochter Schenker Logistics zu dem Bundesligaverein wechseln. Daraus wird nun nichts, wie der Verein am Mittwochnachmittag mitteilte. Die Vorwürfe zahlreicher Fans gegen Esser zeigten Wirkung bei den FC-Verantwortlichen.

Esser habe früher als Bild-Reporter Texte veröffentlicht, die nicht mit den Werten des Vereins übereinstimmen würden, kritisierten Fans in den sozialen Medien. Auch Tweets, die die Kritiker als AfD-nah einordnen, werden als Beleg dafür herangezogen. Am Mittwochmorgen starteten einige FC-Mitglieder sogar eine Petition, die die Absetzung Essers bewirken sollte. Er „fiel durch mehrere Tweets sowie Zeitungs-Artikel auf, in denen er entweder FC-Fans diffamierte oder noch viel schlimmer krude politische Thesen äußerte, die Sympathien zur AfD offenlegten“, heißt es darin.

Die von den FC-Anhängern kritisch gesehenen Äußerungen waren dem Verein offenbar nicht bekannt. „Toleranz, Fairness, Offenheit und Respekt sind als zentrale Werte in der Charta des FC festgeschrieben. Sie sind das Leitbild für den gesamten Verein und damit auch für uns Verantwortliche und unsere Mitarbeiter. Beim Auswahlprozess sind Fehler gemacht worden. Seit der Veröffentlichung haben uns Vorwürfe erreicht, die wir vorher hätten prüfen müssen. Daraus werden wir Konsequenzen ziehen. Wir bitten alle Mitglieder und Fans um Entschuldigung“, heißt es in einer vom Verein veröffentlichten Stellungnahme von Präsident Werner Wolf und Geschäftsführer Alexander Wehrle.

Sie hätten Herrn Esser als integren Menschen mit demokratischem Wertegerüst kennengelernt. „Dennoch haben wir uns nach intensivem Austausch entschieden, auf die Zusammenarbeit zu verzichten“, heißt es darin weiter.

Esser selbst sagte: „Die Diskussionen um meine Einstellung lenkt davon ab, worum es gehen sollte: den 1. FC Köln nach vorne zu bringen. Deshalb halte ich es für richtig, die Position als Leiter Medien & Kommunikation nicht anzutreten.“ Er verteidigte sich aber auch gegen die Vorwürfe und Angriffe im Internet: „Eines möchte ich allerdings klarstellen: Ich stehe hinter jedem Buchstaben der FC-Charta wie auch hinter der liberalen Grundordnung unserer Demokratie und lehne extreme und extremistische Parteien jeder Art ab. Wer mich kennt, kann daran keinen Zweifel haben“, betonte er. Er sei in sozialen Netzwerken fälschlich als Nazi und AfD-Sympathisant „beschimpft und in einigen Foren aufs Übelste beleidigt“ worden. Das habe zu einer Debatte um seine Person geführt. „Ein guter Kommunikator sollte aber nie selbst im Mittelpunkt stehen“, erklärte Esser den Rückzug weiter.

Die Vorwürfe hatten unter anderem dazu geführt, dass Prominente wie Comedian Carolin Kebekus und FC-Legende Lukas Podolski die Fan-Proteste teilten oder mit Kommentaren unterstütztens. Vereinsmitglieder hatten sich auch darüber geärgert, dass auch ihre Mitgliedsbeiträge für diese Personalie verwendet würden. Immerhin habe er sich auch beleidigend gegenüber FC-Fans geäußert. Viele zeigten sich verwundert, dass die öffentlichen Äußerungen Essers im Internet dem Verein offenbar nicht bekannt waren.

Unter anderem wandten sich Fans schon am Dienstagabend an mit dem Verein verbundene Politiker wie Norbert Walter-Borjans, Martin Schulz (beide SPD) oder Alexander Lambsdorff (FDP).  „Was ich lese, macht mich sprachlos. Aber ich mache um 1 Uhr nachts keine Sponti-Äußerung. Aufklärung jedenfalls dringend erwünscht“, antwortet Walter-Borjans, der später auch die Petition unterstützte: „Meine (private) Unterschrift habt ihr!“, schrieb er dazu bei Twitter. In Bezug auf Esser haben die Kritiker ihr Ziel erreicht. Ob der FC weitere Konsequenzen aus dem Fall zieht, war am Mittwoch noch nicht klar.

(rent)
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